Exkursionsberichte

Exkursion in das Campan von Beckum

Geologisch-Paläontologische Exkursion

ins ostmünsterländische Campan

am 3. August 2008

 



von Thomas Stuwe


Unter reger Teilnahme fand die Exkursion am 3. August unter meiner Führung statt, dabei waren neben vielen nur Neugierigen auch Interessierte und passionierte Sammler, insbesondere der Essener Sammlerverein.
Exkursionsziel war ein Steinbruch bei Beckum.

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Das Wetter spielte mit, es war erst wolkenverhangen.

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Danach zum Nachmittag sonnig und stellenweise recht warm. Man konnte hier umherliegende leicht verwitterte Blöcke aufschlagen, oder auch direkt im anstehenden Gestein graben, was sichtlich mühevoll ist, aber somit findet man besser erhaltene Fossilien. Achtung! Auf Zufahrtswegen darf nicht gegraben werden! Gesucht wurde überwiegend im Bereich untere – mittlere Vorhelmer Schichten, unteres Obercampan, höhere Oberkreide.

Insgesamt herrschte eine friedliche Stimmung, die Essener Sammler hatten wieder ihre
Herzlichkeit im Gepäck. Jede/r war beschäftigt damit, Blöcke zu spalten und Ausschau nach Fossilien zu halten.

Auch die Mineraliensammler des Essener Sammlervereins kamen hier voll auf Ihre Kosten, in einer Ader fanden sie neben Kalzit, das in der Natur selten vorkommende Strontianit in rauen Mengen und interessanten Stufen.

Es konnten einige interessante Fossilienfunde verbucht werden. Neben Korallen (Parasmilia centralis), Muscheln (Kataceramus, Tellina etc.), Schnecken ( Cerithum, Volutilithes), auch etliche Cephalopoden wie Belemniten (Belemnitella mucronata / präcursor), Nautilus (Eutrephoceras darupense), besonders begehrt sind die Ammoniten, die hier gelegentlich gefunden werden.



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Ein schöner Zackenammonit Hoplitoplacenticeras vari (Tigges, Oelde).

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Ein Sammler aus dem Essener Fossiliensammlerverein fand diesen Ammoniten Patagiosites stobaei.


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Ein Jungsammler (Tigges, Oelde) fand diese schöne beidseitig erhaltene Schnecke
Volutilithes.

Ferner wurden Funde und Fundreste von Scaphites gibbus, Neophylloceras bodei sowie Baculites sp. gemacht.



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...jemand, der noch unerfahrenen Sammler hatte gänzlich verkehrtes Schuhwerk dabei! Dementsprechend waren die Füsse hinterher mit Kratzern übersät.

 

 

Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten! Ein weiteres herzliches Dankeschön an Herrn M. Studenroth, Werksleiter der Fa. Cemex, der den Eintritt in den Steinbruch genehmigte.
Anfragen hierzu und Anmeldungen zu weiteren Exkursionen (September und Oktober 2008) an E-mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


von Thomas Magiera

Als Teilnehmer an dieser Exkursion möchte ich hier noch einen Gastkommentar abgeben. Zuerst möchte ich Thomas Stuwe für die Schaffung einer Möglichkeit zur legalen Suche im Raum Beckum danken .
Die Teilnahme kostet für Erwachsene 10 Euro, für Kinder 5 Euro.

Da es sich um meine erste Exkursion mit Thomas Stuwe nach Beckum handelt, kann es sich natürlich nur um eine Momentaufnahme handeln. Der Treffpunkt auf einem großen Parkplatz direkt an der A2 war gut gewählt, um die große Anzahl Teilnehmer zu sammeln. Bis zum Einstieg in den Steinbruch war es nur eine kurze Fahrt.

Nach einer Einführung in die lokale Geologie wurden die 60 Teilnehmer auf den riesigen Aufschluss losgelassen. Es gibt mehr als genug Platz und Material für alle. Das folgende Bild mag einen Eindruck geben. Die Teilnehmer sind weit auseinander und in die andere Richtung ging es noch einmal so weit.

Ich möchte hier noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen das solche Steinbrüche mit hohen überhängenden Wänden gefährlich sind. Ich würde das Sammeln unter den Wänden nicht empfehlen. An diesem Tag kam es am Bagger, der im folgenden Bild zu sehen ist, zu einem größeren Felssturz!


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Wie aus der Literatur bekannt ist das Campan im Raum Beckum das Zentrum des Münsterländer Beckens, also die tiefste Stelle des Beckens und fern vom Festland. Die Schichtfolge besteht aus Kalkbänken und Mergelbänken im Wechsel.
Trübeströme (Turbitide) haben die Abfolge geprägt und bei ihrer Ablagerung deutliche Spuren hinterlassen. Es ist hier nicht einfach gute Fossilien zu finden, aber dafür waren die Funde des Tages wirklich gut. Thomas Stuwe gab Tips, wo es sich zu suchen lohnt.

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Die Ammoniten waren meistens von schlechter Qualität, oft nur schwarze Schatten, unvollständig und stark verdrückt. Daher war dieser Fund von zwei Ammoniten in einem Brocken, von denen der untere recht vollständig zu sein scheint, ungewöhnlich.



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Da wir hier sehr landfern suchen, sind 'Gerölle' immer interessant und verdächtig. Ist das ein Zahn oder ein Magenstein oder doch ein Geröll? Ich bin gespannt was die Freipräparation noch bringt.

Thomas Stuwe merkte dazu an:
Die erratischen Gerölle wurden in den Wurzeln von Seetang aus dem Raum Teutoburger Wald-Wiehengebirge hierher verfrachtet. Dort gab es eine submarine Schwellenregion, in der Sedimente aus der Unterkreide-Jura-Trias erodierten. Die bodenahe Strömung kam damals aus nordöstlicher Richtung, wie ich aus eigenen Beobachtungen festellen konnte, was auch in der Literatur bestätigt wird.
Eine Arbeit (BARTHOLOMÄUS,SCHEER&STUWE) über die erratische Gerölle ist in Arbeit, eine weitere kürzere Variante (Unterkreidemuschel in Oberkreidematrix) wird nächstes Jahr wohl im APH erscheinen. Das erratische Geröll von Dir kommt sehr wahrscheinlich aus dem Alb, indem schwärzliche Phosphatknollen häufig vorkommen, dieselben habe ich übrigens auch bei Calais in NW-Frankreich gefunden, so auch im Ölbach bei Ahaus.




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Seeigel sind ebenfalls selten und oft beschädigt. Dieses Exemplar scheint aber vollständig und unverdrückt im Stein zu stecken.



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Ein Nautilus. Zwar nicht so gut erhalten, aber an diesem Tag der einzige den wir gefunden haben.

Anmerkung zu dem Stück von Thomas Stuwe:
"Der Nautilus Eutrephoceras darupense ist nicht so selten, wohl aber gute
Funde, da er meist in vertikaler oder diagonaler Stellung eingebettet ist.
Trotzdem lässt sich bei Deinem Stück sehr schön die Suturnaht erkennen."


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Muscheln sind fast immer nur als schwarze Schatten erhalten. Gelegentlich gibt es aber auch Schalenreste.

Kommentar von Thomas Stuwe:
"Bei dem Foto mit der Muschel handelt es sich eindeutig um eine Tellina, sie
ist öfters in grösserem Mengen vergesellschaftet mit Volutilithes und
Cerithum. In meiner Sammlung habe ich einige Exemplare solcher Ansammlungen."




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Ebenfalls selten sind Solitärkorallen.


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Daher sind diese zwei schon ein ungewöhnlicher Fund.

Kommentar von Thomas Stuwe:
"Die Koralle Parasmilia centralis kommt gelegentlich vor, wird sie jedoch im
rauhem Kalkstein öfters übersehen. Glückwunsch zu Ihren zwei Funden! Man
kann sie vorsichtig mit KOH oder Strahltechnik bearbeiten. Vorsicht bei
Abstrahlen! Nicht voll in das innere reinstrahlen, da hier die Septen
schnell brechen!"




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Die Platten mit dem Kleinzeug sollte man ebenfalls absuchen, da sich hier interessante Kleinfunde machen lassen. Haizähne und Spurenfossilien soll es ebenfalls geben. Wir haben aber an diesem Tag keine gefunden.

Kommentar von Thomas Stuwe:
"Die Platten mit den vielen Kleinfunden sind Calcisphärentubidite, in dem
Funde u. v. a. von Fischzähnen, Echiniden und schalentragendes Plankton wie
auch Calcisphären sehr häufig zu finden sind. Auf Deinem Stück glaube ich
eine Kauplatte von einem Rochen zu erkennen?"


Zum Abschluss möchte ich sagen das sich die Exkursion gelohnt hat, sowohl was die fachkundige Führung angeht, aber natürlich auch wegen der schönen Funde.

Thomas Stuwe mit Kommentar von Thomas Magiera