Devon

Seelilien aus dem Mitteldevon der Eifel

von Andreas Rückert

 

Inspiriert durch den Artikel von Uwe Buschschlüter über Alverdissen und seine schönen Seelilienkronen möchte ich ein paar Zeilen zu einem wenig bekannten Gebiet machen und zwar Seelilien aus dem Mitteldevon der Eifel, präziser ausgedrückt über die wohl bekannteste Eifeler Crinoidenart Cupressocrinites abbreviatus  GOLDFUSS (mittlerweile ist die Art übrigens umgetauft worden in „Abbreviatocrinus abbreviatus“).

Wenn man Überlegungen zu  fossilien Crinoiden aus Deutschland anstellt, dann fallen dem Sammler natürlich die schönen Muschelkalkseelilien (Encrinus) ein, die nicht selten mit der kompletten Krone samt Stiel überliefert sind. Bekannte Fundstellen hierfür sind bzw. waren Alverdissen, Lamerden in Hessen, das Gebiet an der Jagst bei Crailsheim und auch der Elm bei Schöningen, von wo vor allem kleinwüchsige Formen bekannt wurden.

Weiterhin erwähnen sollte man natürlich die phantastischen Stücke, zum Teil riesige Kolonien von Seirocrinus und Pentacrinus aus dem Toarcium von Holzmaden.

Und natürlich ist Bundenbach zu nennen - Unterdevon - mit einer ungeheuren Artenvielfalt an Crinoiden, leider sind die aktuellen Fundmöglichkeiten ( Halden) eher bescheiden.

Und nun kommen wir zum eigentlichen Thema, gibt es Seelilien doch auch in einer sehr großen Artenvielfalt im Mitteldevon der Eifel, einem der klassischsten Fossiliensammelgebiete in Deutschland überhaupt. Dass die Eifeler Crinoiden(sammler) eher ein Randgruppendasein fristen und entsprechende Fossilien kaum auf Börsen, in Artikeln etc. auftauchen, hat einleuchtende Gründe. Zum einen sind die Sammelmöglichkeiten durch behördliche „Unterschutzstellungen“ in der Gerolsteiner Gegend deutlich schlechter geworden ,andererseits sind solche Fundstücke meist Einzelfunde, kommen also nicht lagenweise angereichert vor, wie z.B. in Alverdissen. Das Motto „viel Fleiß + Glücksfaktor = viele Funde" trifft in der Eifel also nicht zu. Vielmehr gehören Ausdauer und individuelle Mechanismen zur Frustbewältigung ( wenn mal wieder nach einem Sammeltag keine Funde in der Kiste vorhanden sind) zur  Grundvorraussetzung .

Vorstellen möchte ich euch die bekannteste Crinoidenart der Eifel, Cupressocrinites abbreviatus, die im Prinzip überall in der Eifel gefunden werden kann. Die bekannteste Fundstelle ist sicherlich der Dasberg bei Gerolstein, auch in den Steinbrüchen um Hillesheim kommt diese Art vor.

Die meisten Funde stammen aus dem oberen Mitteldevon ( Givetium), genauer gesagt  Loogh Schichten. Charakteristisch ist der sehr kompakte Aufbau von Kelch und Krone, ein Indiz dafür, dass diese Art in eher turbulenterem Wasser lebte.

Die Fünfstrahligkeit ist hier sehr gut zu erkennen, mit den (unteren)  5 Basalplatten und den (oberen) 5 Radialplatten. Daran anschließend kommen die Clavikularglieder mit denen die Fangarme verbunden sind.

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Kelch von Cupressocrinites abbreviatus GOLDFUSS,3,5 cm, Hillesheim


Was man als fossile Überlieferung findet, sind zumeist die Stielglieder, die myriadenfach ganze Schichtflächen bedecken können. Ein isolierter Kelch ist schon selten, eine ganze Krone dagegen eine Rarität. Die kompletten, unverdrückten, losen Kronen dieser Art werden von Eifelsammlern kurzum als „Ei“ bezeichnet. Mein letztes „Ei“ habe ich übrigens schon vor etlichen Jahren gefunden, leider sind diese „Teile“ halt überaus selten.

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 Cupressocrinites abbreviatus GOLDFUSS ,vollständige Krone,“Ei“ , 6,5 cm Dasberg/Gerolstein

 

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Noch ein „Ei“ ,ebenfalls vom Dasberg/Gerolstein,5 cm

 

Nur bei wenigen Exemplaren sind übrigens Kronen samt Stiel bekannt. Ein  Individuum mit Stiel und Wurzel dürfte einmalig sein . Interessanterweise wird die Stiellänge dieser Art in vielen Rekonstruktionszeichnungen als zu kurz eingeschätzt.

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 Krone, mit Stiel und Wurzel, Bildbreite 32 cm, Hillesheim

 

Neben den klassischen fünfstrahligen Kelchen gibt es immer wieder Webfehler der Natur, das heißt abnorme Exemplare, die einen davon abweichenden Aufbau haben. Dem Einfallsreichtum der Natur sind dabei wohl keine Grenzen gesetzt. Neben viereckigen Formen gibt es auch solche mit einer sechsten Radialplatte, auch eingeschobene oder formveränderte Basalplatten sind in verschiedensten Ausführungen bekannt.

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Abnormer Kelch mit 6 Radialplatten von Cupressocrinites abbreviatus GOLDFUSS, Hillesheim


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Mehrere Kelche unterschiedliche Größe, 1-5 cm, Hillesheim