Devon

Als die Eifel noch ein tropisches Meer war!

Vor einigen Monaten wurden in der Westeifel in den 350 Mio. Jahre alten Kalksteinen der Hillesheimer Mulde ziemlich spektakuläre und seltene Fossilien entdeckt: Eine komplett erhaltene Seelilie der Art Abbreviatocrinites sampelayoi, sowie direkt daneben ein Kelch mit ganz schmalen Fangarmen der ebenfalls seltenen Seelilienart Cupressocrinites hieroglyphicus. Des Weiteren kam der vollständigste und größte bisher gefundene Seeigel der Art Lepidocentrus cf. rhenanus zu Tage.

Nach Expertenmeinung sind diese wirbellosen Fossilien die besten und vollständigsten Stücke dieser seltenen Arten, die seit vielen Jahren in der Eifel gefunden wurden. Vollständige Seelilien-Exemplare sind fossil die Ausnahme, da die Hartteile der Seelilie bei deren Tod sofort den Zusammenhang verlieren und auseinander fallen. Auch Seeigel-Platten lösen sich schnell aus ihrem Verbund und werden vom Wasser einzeln verdriftet. In der Eifel werden diese mitteldevonischen Fossilen immerhin schon seit rund 200 Jahren gesammelt und wissenschaftlich bearbeitet, seit der weltberühmte Zeitgenosse und Naturforscher Alexander von Humboldt in der Nähe von Gerolstein eigenhändig nach solchen Eifel-Fossilien gesucht hat.

Die kleine Seelilie Abbreviatocrinites sampelayoi ist mit Krone (2 cm), die aus einem Kelch und fünf Fangarmen besteht, Stiel (3,5 cm) und Wurzel (0,5 cm) vollständig in Lebensstellung auf einem Moostierchen (Bryozoe) sitzend erhalten.

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Fossile Seelilien aus der Eifel: Links Cupressocrinites, rechts davon die vollständig erhaltene Abbreviatocrinites.

Bei dem ehemals auf dem Meeresboden frei lebenden, 6 cm großen und zu den regulären Seeigeln gehörendem Lepidocentrus cf. rhenanus sieht man sehr schön die fest miteinander verbundenen sechseckigen Kalkplättchen, die das Seeigel-Gehäuse gebildet haben.

Spektakulär und einzigartig ist bei dem gefundenen Fossil die vollständige Erhaltung der Bestachelung auf den Ambulalkralplatten der 2 von 5 erhaltenen Ambulakralfeldern. Diese für alle Seeigel typischen Felder gehören zu einem Wasserkanalsystem. Das System steuert über Wasser gefüllte Gefäße im Inneren und Füßchen außen die aktive Fortbewegung und existiert bei anderen Tierformen nicht.

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Fossiler Seeigel Lepidocentrus, in der Mitte sind die sechseckigen Kalkplättchen zu sehen, rechts und links davon die Ambulakral-Felder

Zu der Zeit dieser Fossilien war die Eifel ein tropisches, ca. 100 m tiefes Flachmeer mit vielen Inseln und Riffen. Die südöstliche Küste lag u.a. auf einer Linie Laufeld-Hasborn-Greimerath in der Verbandsgemeinde Manderscheid.

Das Maarmuseum Manderscheid konnte diese attraktiven Fossilien durch das außergewöhnlich großzügige Engagement der Sparkasse Mittelmosel-EMH und der beiden Laufelder Firmen Josef Meeth Fensterfabrik GmbH und Elektromaschinenbau Wittlich GmbH erwerben und somit für die Eifel-Region langfristig und nachhaltig erhalten.

Dr. Martin Koziol
Geologe & Museumsleiter
Maarmuseum Manderscheid
Wittlicher Straße 11
54531 Manderscheid
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Tel. 06572-920312