Mittlerer Jura

So sieht sie von innen aus... Schliffpräparat einer Parkinsonia

Nicht erst seit der grandiosen Bildersammlung im Beitrag "Der letzte Schliff: Schliffpräparate vom Feinsten" (Steinkern.de, 7. Juni 2009) ist bekannt, das Fossilien nicht eben selten ein eindrucksvolles Innenleben aufweisen. In diesem Beitrag werden unter anderem auch einige schöne Sengenthaler Schliffe gezeigt. Was dort nicht dokumentiert ist, ist der Urzustands dieser prächtigen Objekte. In diesem Bericht möchte ich den Werdegang eines mit den dortigen Abbildungen vergleichbaren Präparats nachzeichnen. Zufällig entdeckte ich nämlich neulich in meinem digitalen Fotoarchiv, dass ich eine Parkinsonia, die inzwischen als schönes Schliffpräparat meine Vitrine ziert, bereits im Querbruch dokumentiert hatte. Da auch noch ein weiteres Zwischenstadium fotografisch dokumentiert war, bot es sich an, diesen Bericht zu schreiben. Dieses und ein weiteres Schliffpräparat vom selben Fundort, habe ich bereits in einem Kurzbericht in Heft 3 - Der Steinkern präsentiert. Hier ist Platz für eine ausführlichere Darstellung des Werdegangs eines der Stücke.
Es sei vorangestellt, dass nicht von vornherein angedacht war, dass das Fossil aufgesägt und geschliffen werden sollte. Diese Idee kam - trotz des ersichtlich kristallinen Innenlebens - erst nach dem Anpräparieren.

Aber der Reihe nach...
 
Stadium 1: Der Fundzustand
Die hier vorgestellte Parkinsonia entdeckte ich beim Zerkleinern von aus dem Schichtverbund gelösten Brocken des Parkinsonienooliths (Dogger/Bajoc) von Sengenthal i.d.Opf.. Die Fossilien liegen in dieser Aufarbeitungsschicht kreuz und quer. Es gibt keine ausgeprägte Schichtung innerhalb des oolithischen Gesteins, so dass es häufiger vorkommt, dass Fossilien im Querbruch gefunden werden. Auch wenn jedem Fossiliensammler ein "Lucky split", bei dem das entdeckte Fossil mit einem Hammerschlag nahezu perfekt fertig präpariert vor einem liegt, lieber ist, so ist ein einfacher Querbruch kein großes Problem. Besonders guten Präparatoren ist ein sauberer Querbruch sogar lieber, als ein fast idealer "Split", bei dem einzelne Fossilsegmente im Negativabdruck hängen geblieben sind.

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Abb. 1: Die Parkinsonia im Querbruch. Das Foto zeigt den Ammoniten im nahezu unveränderten Fundzustand. Man sieht die hohlen bzw. partiell kristallausgekleideten Kammern des Ammoniten. Es ist noch Schmutz in Form von zerriebenem Oolithgestein erkennbar. Dieser musste vor dem Kleben sorgsam mit trockenen Bürsten entfernt werden. Beim Kleben sind saubere Flächen das A und O.

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Abb. 2: Bei genauem Hinsehen, kann unterhalb der Ammonitenwindung in der Vergrößerung von Abb. 1 eine Inkrustation beobachtet werden, die sich eng an die Ammonitenwindung anschmiegt. So genau hatte ich zunächst nicht hingeschaut...
 
Stadium 2: Das Anpräparieren
Nach dem Kleben mit Sekundenkleber begann ich, kurze Zeit nach dem dieser ausgehärtet war, mittels eines Druckluftstichels mich von der Seite mit der geringeren Gesteinsüberdeckung in Richtung der Parkinsonia vorzuarbeiten, ohne den Ammoniten dabei in seiner Substanz zu verletzen.
Wer schon Sengenthaler Fossilien präpariert hat, weiß das man dabei sehr vorsichtig vorgehen muss und immer genau die Gestalt des Ammoniten im Blick behalten muss. Da bei den stark berippten Parkinsonien keine Trennfuge zwischen Schale und Gestein besteht, empfiehlt es sich nach meiner Erfahrung zum "Vortasten" ab und zu mit dem Sandstrahlgerät kleinere Partien freizustrahlen um die genaue Lage des Fossils zu ermitteln. Es ist immer ein Spagat: Einerseits sollte möglichst viel mit dem Druckluftstichel gearbeitet werden, weil dieses wesentlich schneller geht, andererseits ist die Arbeit direkt am Fossil nur mit dem Sandstrahler zu bewerkstelligen (Ätz- und Schabetechniken, die mitunter zu sehr guten Ergebnissen führen, mal ausgenommen).
Zurück zum Stück: Die untenstehende Abbildung 3 zeigt den Ammoniten in einem Stadium der Grobpräparation, wobei die Innenwindungen probehalber schon weitgehend freigestrahlt wurden. Dabei stieß ich - man hätte es vorher wissen können (siehe Abbildung 2) - auf eine Überkrustung, die grob die Form des Ammoniten nachzeichnete. Diese stellte sich als Austerngebilde heraus und überzog die gesamten Innenwindungen der Parkinsonia sowie Teile der Außenwindungen.
Es stellte sich die Frage nach dem weiteren Vorgehen: Sollte ich die Präparation einstellen und das Stück "drangeben"? Nein, das auf keinen Fall. Es könnte doch ein ganz netter geologischer Beleg daraus werden, wenn man die weitgehend nicht inkrustierte Außenwindung präparierte? Dann könnte das Stück mit der die Innenwindungen abformenden Auster doch noch ganz gut herzeigbar werden. Oder sollte ich versuchen die Auster herunterzurpräparieren um den darunter gut erhaltenen Ammoniten freizulegen? Nein, das würde mühselig und die Erfolgsaussichten wären ungewiss.
Dann erinnerte ich mich des reizvollen Querbruches und startete im Steinkern.de Forum eine Anfrage ob jemand das Stück sägen, schleifen und polieren könne.

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Abb. 3: Anpräparierte und erkennbar von einer Auster überwachsene Parkinsonia.
 
Stadium 3:
Die Nachfrage im Steinkern.de Forum zu stellen war eine gute Entscheidung, wie sich erweisen sollte. Sammlerkollege Roger Furze, der bereits zuvor diverse ausgezeichnete Schliffpräparate aus Geisingen, Sengenthal etc. im Forum vorgestellt hatte, meldete sich recht bald darauf. Zusammen mit einigen anderen Stücken übersandte ich Roger den anpräparierten Ammoniten. Wenige Wochen später erreichte mich ein Päckchen von Roger. Das Öffnen war wie Weihnachten im Sommer, nur noch spannender! Die Begeisterung war groß, insbesondere über zwei große Parkinsonienschliffe von Sengenthal, darunter jenen des oben gezeigten "Rohdiamanten":

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Abb. 4: Von Roger perfekt gesägt, geschliffen und poliert: Parkinsonia (85 mm). Einige Kammern sind erkennbar mit Sediment ausgefüllt - das macht´s noch mal interessanter.

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Abb. 5: Die Medianebene wurde sehr gut getroffen. Attraktiv sind nicht nur die Kammerfüllungen, sondern auch die im Querschliff durch die Berippung "krenelierten" Wandungen der einzelnen Umgänge des Ammonitengehäuses.

Die Begeisterung über das Schliffergebnis hält bei mir nach wie vor an.
Das Innenleben der Sengenthaler Ammoniten ist wirklich sehenswert und insbesondere bei häufigen und wissenschaftlich nicht wertvollen Fossilien, deren Äußeres wenig hermacht oder präparatorische Schwierigkeiten bereitet, ist diese Art der Aufbereitung eine echte Alternative.
Ich würde eine gut erhaltene und mit akzeptablem Aufwand präparierbare Parkinsonia in aller Regel einem Schliffpräparat vorziehen. Aber im Sägen und Schleifen liegt eine gute Möglichkeit aus hässlichen Entlein schöne Schwäne zu machen und als Kontrastprogramm zu den "normal" präparierten Stücken, macht sich solch ein Präparat ausgesprochen gut in der Sammlung.
Solche Ammonitenschliffe eignen sich zudem sehr gut als Anschauungsobjekte um die Kammerung im Innern des Gehäuses aufzeigen zu können, die einem von außen besehen weitgehend verborgen bleibt.
 
Dank
Mein Dank gilt Roger Furze (Deggenhausertal), der diesen Schliff für mich angefertigt hat. Ich möchte an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dass Roger gegen eine kleine Aufwandsentschädigung (ein Teil davon für den Steinkern.de Server!) auch bereit dazu ist, weitere Stücke in dieser Art aufzubereiten. Kontaktaufnahme per privater Nachricht über das Steinkern.de Forum (Mitgliedsname: Roger Furze). Ich selbst werde - wenn ich mal wieder etwas Geeignetes finde - gerne auf Deine Einladung zurückkommen, Roger!

Sönke Simonsen