Mittlerer Jura

Die Fossilien des unteren Calloviums von Anwil

 

Die Sonderschau der diesjährigen Basler Mineralien- und Fossilienbörse war ganz den Fossilien aus dem unteren Callovium von Awil gewidmet. Die Sonderschau bot die Möglichkeit, eine aussagekräftige Menge fossilen Materials zu fotografieren. Ich möchte nun hier Bilder der ausgestellten Fossilien zeigen und auch über die Grabung aus der die Funde stammen berichten.

 

Die Grabung
Die Felder um das baselländische Dorf Anwil sind seit geraumer Zeit nicht nur unter den Fossiliensammlern sehr beliebt. Die zum Teil sehr gut erhaltenen Ammoniten veranlassten auch schon früher das Naturhistorischen Museum Basel und die Universität Zürich Grabungen durchzuführen. Doch leider wurde es damals unterlassen, stratigrafische Profile aufzunehmen. In den letzten Jahren sammelten einige Sammler auf den Feldern erneut Fossilien auf und brachten sie zur Präparation ins Geologische Atelier Gebr. Imhof. Die Resultate waren spektakulär. Aufgrund dieser Funde beschloss Beat Imhof, mit einer größeren Grabung den fossilen Inhalt dieser Schichten zu erkunden und ein geologisches Profil zu gewinnen. Für dieses Vorhaben konnte der Geologe Dr. Peter Bitterli-Dreher gewonnen werden, welcher sich zur Zeit mit den Schichten des oberen Doggers beschäftigt, zwecks Ausscheidung lithostratigraphischer Schichtnamen.

Mit einer Informationsveranstaltung wurde versucht, die Gemeinde Anwil in das Vorhaben einzubinden, damit die gefundenen Fossilien in einem kleinen Museum untergebracht werden können. Dies kam jedoch aus verschiedenen Gründen nicht zu Stande.  Im Sommer 2011 wurde dann jedoch die Bewilligung durch die kantonalen Behörden für die Grabung erteilt.

Ende August 2011 war es dann endlich soweit. Zur Unterstützung lud Beat Imhof neben einigen Experten auch sechs Hobby-Sammler zur Grabung ein. Für uns war das natürlich eine einmalige Gelegenheit. Also warteten wir gespannt, als der Bagger seine Schaufel in das trockene Erdreich bohrte. Dass es nicht so einfach sein würde, war uns schon vorher
klar, hatten wir doch bei Sondiergrabungen festgestellt, dass die Schicht oft schon wegerodiert ist und niemand wirklich weiß, wo genau die früheren Grabungen stattgefunden hatten. Und so kam es auch, bei den ersten Versuchen stießen wir direkt auf die Varians-Schichten. Nach eingehender Analyse wurde eine etwa 100 Meter entfernte Stelle gewählt für einen weiteren Versuch. Nach einigen Minuten kam dann die erste Schaufel mit dem typischen roten Gestein zum Vorschein. Das Material war so reich an  Ammoniten, dass in kürzester Zeit eine Schubkarre damit gefüllt werden konnte. In den darauf folgenden Tagen wurde allmählich eine
gewaltige Menge und Vielfalt an Fossilien geborgen.

 

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Abb. 1 (links): Der Bagger beim ersten Probeschurf. Foto: B. Imhof

Abb. 2 (rechts): Die ersten Funde. Foto: P. Bitterli

 

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Abb. 3 (links oben): Die Grabungsstelle. Foto: B. Imhof

Abb. 4 (rechts oben): Das Fundmaterial war so umfangreich, dass eine Mulde benötigt wurde. Foto: P. Bitterli

Abb. 5 (links unten): Profilaufnahme von P. Bitterli.

Abb. 6: Peter Bitterli bei der Profil-Aufnahme. Foto: F. Abt

Es folgen Fotos von Fossilien, wie sie auf der Basler Mineralien- und Fossilienbörse ausgestellt wurden:

 

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Abb. 7 (links oben): Stufe mit Cadoceras (linke Seite)

Abb. 8 (rechts oben): Stufe mit Macrocephalites und beachtlichem Serpuliden.

Abb. 9 (links unten): Stufe mit Cadoceras (großes Exemplar).

Abb. 10 (rechts unten): Ein Phylloceras aus Anwil.

 

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Abb. 11: Diese Stufe zeigt besonders eindrucksvoll den Fossilienreichtum und die gute Erhaltung vieler der im Sediment enthaltenen Stücke.

 

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Abb. 12 (Einblendung links oben): Ein Pyrgotrochus aus der Sammlung der Gebrüder Imhof.

Abb 13: Stufe mit Ammoniten, Muscheln und Pleurotomaria aus der Sammlung des Musée d´histoire naturelle Fribourg.

 

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Abb. 14 (links): Kepplerites.

Abb. 15 (rechts): Bullatimorphites aus der Sammlung von P. Bitterli.

 

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Abb. 16: Homoeplanulites und Choffatia.

 

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Abb. 17: Stufe mit Mikrokonch von Kepplerites.

 

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Abb. 18: Und zum Schluss noch eine Traumstufe mit unterschiedlichen Ammoniten-Arten.

 

Weitere Fotos, Informationen und Diskussionen zum Artikel sind im Forum zu finden:

http://www.steinkern.de/forum/viewtopic.php?f=20&t=15447

 

 


 

Mehr über Fossilien aus der Nordschweiz erfahren Sie in unserer Zeitschrift Nr. 9:

heft9-der-steinkern ---

Die „Stephanoceraten-Schichten“ im Oberrheingebiet und der Nordschweiz
Autoren: J. Mikuletz & S. Studer, Umfang: 13 Seiten

Am Kahlenberg bei Ringsheim sowie in Südbaden und im schweizerischen Baselland fanden die Autoren in den vergangenen Jahren neben gut erhaltenen Ammoniten u.a. Korallen, Schnecken und Austern mit xenomorphem Wachstum. All diese Fossilien stammen aus der Humphriesianum-Zone des Bajociums (Mitteljura). Rund 30 Abbildungen vermitteln dem Betrachter ein eindrucksvolles Bild von der ästhetischen Schönheit der Fossilien. Die Erläuterung der Geologie, der Fossilführung und die Darstellung der unterschiedlichen Fundgebiete kommen dennoch nicht zu kurz.

 

Mehr Informationen.

 

Speziell über die Fossilien aus Anwil bietet unser Heft Nr. 22 viele Informationen:

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Dimorphismus bei Ammoniten: Makroconche und Mikroconche am Beispiel von Funden aus dem Callovium von Anwil

Autor: P. Bitterli-Dreher, Umfang: 16 Seiten

Bei der oben beschriebenen im Sommer 2011 durchgeführten Bagger-Grabung nahe Anwil (Basel-Landschaft konnten tausende Fossilien aus der Anwil-Bank (Callovium) geborgen werden. Aus der ausgezeichneten Schalenerhaltung vieler Fossilien resultiert die Beliebtheit der Fundstücke unter Fossiliensammlern, doch regt die Überlieferung von Mündungs-Apophysen und Endmundsäumen auch zu wissenschaftlichen Untersuchungen an, z. B. zum Thema Geschlechtsdimorphismus bei Ammoniten. Im Artikel wird das Phänomen zunächst allgemein erklärt, um dann die (möglichen) dimorphen Partner aus dem Callovium Anwils zu diskutieren. Der Artikel erschien 2014 in ähnlicher Form bei unseren Freunden vom Schweizer Strahler, wurde jedoch für die Steinkern-Zeitschrift aktualisiert.

 

Mehr Informationen über die Inhalte von Heft 22, das auch einen weiteren Artikel über Fossilien des Schweizer Jura enthält, gibt es hier nachzulesen.