Unterer Jura

Neue Funde aus einem Baustellenaufschluss im Lias Epsilon Frankens

Ein großer Aufschluss im Lias Epsilon bei Großgeschaidt

Anfang August 2015 wurde am Ortsrand von Großgeschaidt, (ca. 10 km nordöstlich von Nürnberg), direkt an der von Nürnberg nach Gräfenberg führenden Straße gelegen, für einen Firmenneubau eine größere Baugrube ausgehoben. Der Ort liegt auf einem Höhenrücken, der aus Gesteinen des Unterjura gebildet wird, auf dem auch die allseits bekannte, ehemalige Tongrube Kalchreuth in einer Entfernung von nur 4 km Luftlinie liegt. Schon vor ca. 15 Jahren konnten bei Kanalbauarbeiten im Ort beste Funde in den Laibsteinen des Toarciums gemacht werden. Deshalb warteten wir seither sehnsüchtig auf einen neuen Aufschluss. Bei einer Tiefe der Baugrube von knapp 3,5 m bis 4 m waren die Erwartungen groß. Zum Glück kannte mein Sammelkollege Ralf Walter den Bauunternehmer sehr gut, so dass wir auch während der Aushubarbeiten vor Ort dabei sein konnten. Wegen des Grundwassers wurden zunächst nur die obersten Schichten (ca. 2 m tief) ausgehoben und in der Sandgrube bei Großbellhofen eingelagert.

Einen so großen Aufschluss im Lias Epsilon gab es schon lange nicht mehr und man könnte meinen, dass da doch jede Menge Funde zu machen gewesen sein müssten. Leider aber war der Schiefer, auf den wir anfangs unser Augenmerk legten, so gut wie fossilleer. Nur sehr vereinzelt zeigte sich mal ein Belemnit, jedoch keine Zähne, Fische, Wirbel und noch nicht einmal flachgepresste Ammoniten. Allmählich machte sich eine leichte Enttäuschung bemerkbar. Erst am dritten Tag erkannten wir im Verwitterungsbereich (ca. 3 - 4 cm unter der Pseudomonotis-Bank) im Mergelschiefer ein Belemnitenschlachtfeld mit größtenteils stark angewitterten Belemniten. Bei genauerem Hinsehen fanden sich auch Wirbel, Knochen, Schuppen und Zähne, so dass man schon fast von einem "Bonebed" sprechen kann. Aufgrund der bereits vor Ort zahlreich erkennbaren Zähnchen nahm ich auch Material zum Schlämmen mit. Im Schlämmgut kam noch einiges zum Vorschein was dem Auge im Aufschluss verborgen geblieben wäre. Auch von diesen Funden möchte ich hier einge zeigen.

Da der Bodenaushub belastet war, kam es zu Verzögerungen des Bauvorhabens. Daher wurden die tieferen "Schiefer" und Bänke dann auch an Ort und Stelle deponiert und teilweise nochmals umgelagert - gut für uns Sammler, schlecht für den Bauherrn. An der Baugrubensohle bzw. etwas darüber setzten nämlich die erwarteten Laibsteine ein und das nicht zu knapp. Allerdings waren diese nicht gerade voll, im Gegenteil, eigentlich waren sie sogar ziemlich leer. Doch aufgrund der Masse an Laibsteinen blieben erste Funde dennoch nicht aus. Vor allem Hildoceras (Hildaites) levisoni (SIMPSON) konnte gefunden werden, selten auch mal ein kleines Lytoceras, Muscheln oder Holzreste. Auffallend war, dass die Ammoniten fast immer in der oberen und unteren Schwarte der Labsteine zu finden waren, noch öfter liefen diese dann noch aus dem Laibstein heraus und waren in diesem Bereich flachgepresst, ein Jammer. Die noch in der Grubensohle befindlichen Geoden, die teilweise mit der Unterseite in die Bollernkalkbank eingebacken sind, durften wir noch ausbauen. Dazu haben wir uns einen Wacker-Motorhammer ausgeliehen. Optimal für solche Zwecke, so purzelten die Laiber im Nu heraus. Ansonsten fanden sich in den Laibsteinen auch ein Krokodilschädeldach ohne Schnauze, ein Ichthyosaurierschädelfragment (Schnauzenansatz) und ein halbierter Laibstein mit den Negativabdrücken der Unterkieferknochen eines Ichthyosauriers, dessen Positiv wohl noch in den Tiefen der derzeit immer noch vor Ort liegenden Aushubhalde verborgen ist. Auch größere Fischschuppen fanden sich auf der Schwarte eines Laibsteines. Diese Funde will ich den Lesern ebenfalls nicht vorenthalten.

 

Die Bestimmungen sind als vorläufig zu betrachten. Über Korrekturen und Präzisierungen, z. B. über das Steinkern-Forum, würde ich mich freuen.

 

Viel Spaß!

 

Fotos und Fundstücke soweit nicht anders vermerkt: Fritz Lang

 

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Abb. 1: Belemnitenschlachtfeld.

 

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Abb. 2: Auch Wirbel und Knochen finden sich im Belemnitenschlachtfeld.

 

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Abb. 3: Zähne sind ebenfalls nicht selten.

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Abb. 4:

- Pseudomonotis-Bank, oben massiv, unten schiefrig verwitternd, voll von der Muschel Meleagrinella substriata (Schlotheim) - Meleagrinella hieß früher Monotis bzw. Pseudomonotis, daher rührt der Name der Bank.

- "Mergelschiefer", voll mit Fischschuppenresten

- Belemnitenschlachtfeld mit Belemniten, Muscheln, Zähnchen, Knochen und Fischschuppen.

- Schiefer, neben Fischschuppenresten und vereinzelten Belemniten eigentlich fossilleer.

 

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Abb. 5: R. Walter arbeitet im Belemnitenschlachtfeld.

 

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Abb. 6: Seelilienstielglieder (aus Schlämmprobe im Bereich des Belemnitenschlachtfeldes), im Anstehenden kaum erkennbar.

 

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Abb. 7: Seelilienstielglieder Isocrinus sp. (aus Schlämmprobe im Bereich des Belemnitenschlachtfeldes).

 

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Abb. 8: Seelilienstielglieder Isocrinus (aus Schlämmprobe im Bereich des Belemnitenschlachtfeldes).

 

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Abb. 9: Einzelemente der Seelilie Pentacrinites aus Schlämmprobe. Danke für die Zuordnung an Norbert Wannenmacher.

 

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Abb. 10: Dito.

 

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Abb. 11: Im Detail.

 

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Abb. 12: In Seitenansicht.

 

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Abb. 13: Weiteres Detailfoto.

 

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Abb. 14

 

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Abb. 15: Ausgeschlämmte Zähne bzw. Zahnfragmente.

 

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Abb. 16: Zahn 1.

 

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Abb. 17: Zahn 2.

 

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Abb. 18: Zahn 3.

 

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Abb. 19: Zahn 4.

 

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Abb. 20: Zahn 5.

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Abb. 21 und 22: Zahn 6; ein sehr dicker Zahn: 8 mm breit und 16 mm hoch.

 

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Abb. 23: Zahn 7.

24GroßgeschaidtAbb. 24: Zahn 8.

 

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Abb. 25: Zahn 9.

 

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Abb. 26: Zahn 10. Hier lässt sich gut zu erkennen, das die Zähne oft schon gebrochen waren.

 

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Abb. 27: Zahn 11.

 

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Abb. 28: Zahn 12, Spitze fehlt, Zahnwurzelansatz ist vorhanden.

 

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Abb. 29: Zahn 13.

 

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Abb. 30: Zahn 14.

 

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Abb. 31: Zahn 15.

 

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Abb. 32: Bezahnter Fischkiefer, 2,6 cm.

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Abb. 33: Detail Fischkiefer, bezahnt, 2,6 cm.

 

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Abb. 34: Saurorynchus-Kieferast, 2,4 cm.

 

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Abb. 35: 13 cm langer Fischrest.

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Abb. 36: Belemnit Youngibelus cf. tubularis, 18 cm.

 

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Abb. 37 a+b: Wirbel vom Meereskrokodil Steneosaurus cf. bollensis.

 

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Abb. 38: Wirbel vom Meereskrokodil Steneosaurus cf. bollensis.

 

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Abb: 39: Schwanzwirbel vom Meereskrokodil Steneosaurus cf. bollensis, 5,7 cm lang.

 

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Abb. 40: Oberarmknochen Steneosaurus cf. bollensis. Der Knochen lag im Verband, der linke, untere Teil noch auf fester Platte, der rechte, obere Teil im weichen verwitterten Matsch.

 

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Abb. 40 b: Panzerplatte von Steneosaurus cf. bollensis.

 

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Abb. 41: Knochen aus dem Halsbereich eines Plesiosauriers.

 

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Abb. 24: Wirbel vom Ichthyosaurier.

 

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Abb. 43: Wirbel vom Ichthyosaurier im Belemnitenschlachtfeld.

 

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Abb. 44: Wirbel vom Ichthyosaurier.

 

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Abb. 45: Weitere Wirbel von Ichthyosauriern.

 

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Abb. 46: Paddelknochen vom Ichthyosaurier.

 

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Abb. 47: Knochen aus dem Paddel-Bereich, Oberarmknochen sowie Rippenreste von Ichthyosaurier

 

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Abb. 48: Oberarmknochen neben Holzrest und Belemniten.

 

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Abb. 49: Grobe Schichteneinteilung mit Fundhorizont, Schlachtfeld und Laibsteinen.

 

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Abb. 50: Siemensi-Knollen (Laibsteine) im Anstehenden.

 

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Abb. 51: Bollernkalkbank mit Geröllen, Belemniten- und Pleuroceratenresten.

 

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Abb. 52: Laibsteine werden mit dem Motorhammer aus der Schicht gelöst.

 

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Abb. 53: Laibsteinrücken, von der Baggerschaufel freigekratzt.

 

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Abb. 54: Hildoceras (Hildaites) levisoni waren sehr oft nur an der "Schwarte" der Laibsteine angelagert. Von der dem Laibstein zugewandten Seite komplett, von der anderen zum Teil total abgeflacht.

 

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Abb. 55: Stufe mit zwei Exemplaren von Hildoceras (Hildaites) levisoni (Simpson 1943), 12,2 cm und 6,5 cm.

 

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Abb. 56: Hildoceras (Hildaites) levisoni (Simpson 1943), 5 cm.

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Abb. 57: Hildoceras (Hildaites) levisoni (Simpson 1943), 6,2 cm.

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Abb. 58 a: Hildoceras (Hildaites) levisoni (Simpson 1943), 11 cm.

 

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Abb. 58 b: Detail: wunderbar ist die hauchdünne, goldgelbe Schale der Innenwindungen erkennbar, die meist super bei Bergung und Präparation trennten.

 

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Abb. 59: Fischschuppen auf einem Laibstein.

 

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Abb. 60: Fischschuppe, 1,8 cm hoch.

 

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Abb. 61: Charakteristische Muschel Goniomya rombifera.

 

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Abb. 62:   Schwer zu erkennen, aber hier handelt es sich um einen Ichthyosaurierschnauzenquerschnitt. Der Schädel liegt noch in der Knolle. Sammlung: R. Walter

 

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Abb. 63: Leider nur der Querbruch bzw. Negativabdruck der Kieferäste eines Ichthyosauriers. Sammlung: R. Walter

 

Fritz Lang für Steinkern.de