Unterer Jura

Aus Katosira undulata wird Pseudokatosira undulata

Nachdem sich bezüglich der Turmschnecke Katosira undulata einiges geändert hat, möchte ich meinen alten Beitrag nochmals aufrollen und einige neue Aspekte einbringen.
 
 
Es ist nämlich so, dass es sich bei den in Buttenheim gefundenen Exemplaren nicht um K. undulata handelt, sondern um eine neue von Dr. Gründel und Dr. Nützel aufgestellte Art.
 
Diese heißt nun Pseudokatosira undulata.

Zur Erläuterung, warum diese Änderung geschehen ist, hier einen Ausschnitt einer Email von Dr. Nützel an mich:
 
"Jede Gattung hat eine Typusart. Im Fall von Katosira ist es Katosira periniana aus dem Lias Frankreichs. Diese Art basiert auf einem ziemlich schlecht erhaltenen Stück. Es scheint sich jedoch erheblich von unserer P. undulata zu unterscheiden: Die Windungen sind weniger konvex, die Rippen ziehen von Naht zu Naht und der ontogenetische Wandel der Skulptur bei P. undulata ist viel stärker. Deshalb finden wir, dass K. periniana und P. undulata nicht in dieselbe Gattung gehören. Da wir der Meinung sind, dass P. undulata in keine der bisher beschriebenen Gattungen passt, haben wir entschieden, sie zur Typusart der neuen Gattung Pseudokatosira zu machen. Die Typusart legt die Identität einer Gattung fest."
 
Danke noch mal an Dr. Alexander Nützel für diese Erklärung.
 
Nun noch mal zur beschriebenen Schnecke.
Diese, wohl beliebteste und seltenste Turmschnecke der Tongrube Buttenheim ist vom Lias Delta 1 bis zum mittleren Lias Delta 2 zu finden. Etwa einen bis zwei Meter unter dem Brauneisen, in der sogenannten Silttonlage befindet sich der höchste Fundhorizont. Von weiter oben, etwa aus der oberen Spinatumzone ist mir kein Fund bekannt.
 
Dieser äußerst schlanke Gastropode variiert stark in der Größe.
Bei den kleineren Funden handelt es sich wohl um juvenile Exemplare.
In meiner Sammlung finden sich Stücke von ca 1,5cm bis 10cm.
Ohne den oft nicht erhaltenen Protoconch (oberste Spitze) hat Pseudokatosira ca.12 Windungen mit je etwa 16 Rippen.
 
Die Farbe schwankt von beige bis zu einem satten braun, je nach Einbettungs- und Erhaltungszustand.
Selten sind unverdrückte Exemplare, oft finden sich nur plattgedrückte Stücke, die sehr filigran und schwer zu präparieren sind.
Sehr oft fehlt ein Stück der Spitze.

Bei der Präparation ist natürlich sandstrahlen mit sehr wenig Druck die erste Wahl.
Vorsicht bei Erhaltung des sehr fragilen Protoconchs!
Falls kein Sandstrahlgerät zur Hand, hilft nur vorsichtiges schaben mit einem Skalpell.
Dass auch mit dieser Methode gute Ergebnisse zu erzielen sind, sieht man immer wieder hier im Steinkern-Forum.
 
Dass sich derzeit die Fundmeldungen von Pseudokatosira undulata häufen, liegt auch daran, dass der fundträchtigste Horizont, die Margaritatuszone mittlerweile bekannt und oft gut erschlossen ist.
Trotzdem, der Fund einer P.undulata gehört immer zu den absoluten Highlights eines Sammeltages!
 
Im Folgenden noch einige Bilder von Pseudokatosiras aus meiner Sammlung.
Mittlerweile dürfte ich etwa 15 dieser schönen Schnecken gefunden haben.

Gruß, Wolfgang Dietz


 
kato_15mm.jpg

Wohl ein juveniles Exemplar von Pseudokatosira, gerade mal etwa 15mm groß.
Die Axialrippen sind nur ganz schwach ausgebildet.

kato_33mm.jpg
Doppelt so groß das 33mm messende Stück. Die Rippen sind schon deutlicher ausgebildet.

kato_65mm.jpg
65 mm lang ist diese Pseudokatosira. Die schwach ausgeprägten Spiralleisten sind gut erkennbar, die Berippung ist ziemlich kräfig. Die Schnecke ist schön körperlich erhalten, kaum verdrückt, musste aber mehrmals geklebt werden.

katosira1.jpg
Mein schönstes Exemplar ist zugleich das "Fossil des Jahres 2007" bei Steinkern.de. Mit 77 mm Gesamtlänge, top erhaltenem "Ausguss" und Protoconch.

kato_85mm.jpg

Im unteren Drittel etwas verdrückte, 85mm lange Pseudokatosira, mit freigestrahltem "Ausguss" und interessanter Farbe. Mein letzter kompletter Fund von Mitte 2008.

kato_90mm.jpg
Noch aus den Neunzigern ist dieses 90mm große Stück, direkt aus der Schicht über der Margaritatuszone.  
Damals noch freigekratzt und gebürstet, erst später drübergestrahlt.
 
heft2_neuauflage.jpg Unser Lesetipp:

Das 68-seitige Heft 2 unserer Zeitschrift Der Steinkern in der überarbeiteten Neuauflage von 2012 ist die einzige Print-Veröffentlichung am Markt, die sich mit den Fossilien der Tongrube Buttenheim umfassend auseiandersetzt. In der 68-seitigen Zeitschrift werden auf 34 Tafelseiten 144 Fossilien aus Buttenheim abgebildet. Zahlreiche Gelände- und Fossilfotos sowie Tipps für eine erfolgreiche Suche runden die Veröffentlichung ab. Ob Sammelanfänger, Fortgeschrittener oder Profi - jeder Jura-Sammler sollte diese Publikation im Bücherschrank haben.
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