Unterer Jura

Präparations-Video in 3D: Freilegung eines Unterjura-Ammoniten

 

Von einer Exkursion nach Dorset (Südengland) im März dieses Jahres brachte ich eine ordentliche Zahl schöner, aber auch sehr aufwendig zu präparierender Fossilien mit nach Hause. Material, dass man unmöglich in wenigen Tagen abarbeiten kann. Im Laufe der letzten Monate habe ich mir daher immer wieder einzelne Stücke zum Präparieren herausgesucht und dabei des Öfteren den Präparationsfortschritt - mehr oder weniger kleinschrittig - dokumentiert. Zuletzt erschien ein Bericht über Fund und Freilegung des Sinemurium-Ammoniten Microderoceras birchi auf Steinkern.de.

Im Steinkern-Sonderheft "Ammoniten in 3D" hatte ich bereits zwei aus dem Unteren Pliensbachium von England stammende Ammoniten in unterschiedlichen Stadien der Präparation als 3D-Fotos abgebildet. Nun kam mir die Idee eine Präparation in mehreren Schritten in "3D" zu dokumentieren und danach ein kleines Video mit Überblendtechnik daraus zu machen. Dieses möchte ich hier zeigen. Bitte nehmt für das Betrachten die Rot-Cyan-Brille aus dem Steinkern-Heft oder eine vergleichbare Anaglyphenbrille zur Hand!

Vorweg jedoch noch einige Worte zum Stück selbst und zur Präparation:

Das Fossil, dessen Präparation dargestellt wird, ist ein Ammonit der Art Liparoceras gallicum SPATH aus den Green Ammonite Beds des Golden Cap, Unteres Pliensbachium (Unterer Jura).

 

golden-cap

Aus zwischen dem großen, noch nicht mit Algen bewachsenen, Blockwerk verborgenen kleineren Konkretionen vom Vorland des Golden Cap stammt nicht nur das hier vorgestellte Liparoceras - ich habe hier bei je zwei Besuchen (2011 und 2012) auch über ein Dutzend weiterer Ammoniten gefunden.

 

Vor Beginn der Präparation hatte der schalenerhaltene Ammonit geklebt werden müssen, da ein Teil abgesplittert war. Hierzu wurde Sekundenkleber verwendet. Es blieb dennoch eine kleine Fehlstelle zurück, wo der Ammonit mit dem Hammer einen leichten Treffer kassiert hatte. Die abesplitterte Stelle wurde auch später nicht aufgefüllt, da sie nicht allzu störend ins Auge fällt.

Leider zeigte sich während der Freilegung des Ammoniten, die unter abwechselndem Einsatz eines Druckluftstichels und eines Sandstrahlgeräts erfolgte, dass der Ammonit partiell im Bereich des Venters, kurz vor dem Abtauchen unter die nächste Windung, ein wenig eingedrückt war. Da ich am äußersten Teil des Ammoniten eine auf der nächstjüngeren Windung ansetzende Kammerscheidewand erkannte, ließ sich der gesamte Ammonit als Phragmokon erkennen, während die Wohnkammer fehlte. Vorsichtig strahlte ich nun mit Eisenpulver den Ansatz der Kammerscheidewand ein Stück weit frei. Es zeigte sich, dass die Kammerscheidewand im selben, relativ gut strahlbaren Material wie der Rest des Ammoniten eingebettet war und eine relativ stabile kalzitische Substanz aufwies, die in ihren Eigenschaften der Außenschale des Ammoniten entsprach. Dies bot ideale Voraussetzungen zur Umsetzung des bald gefassten Entschlusses die Kammerscheidewand so weit wie möglich freizustrahlen. Wenn schon die Wohnkammer fehlt, so sollte es doch wenigstens ein Gutes haben, dachte ich mir - und in der Tat hat der Ammonit durch die Freilegung der Kammerscheidewand noch einmal an Schau-, aber auch an Lehrwert hinzugewonnen.

Man blickt nun auf die blanke Kammerscheidewand des Ammoniten. Einzelne Kammersegmente von Ammoniten-Phragmokonen werden wegen ihrer Optik im Volksmund auch als "Katzenpfötchen" bezeichnet. Bei vielen anderen Ammoniten, die nicht schalenerhalten sind, kann man die äußeren Begrenzungen der Kammerscheidewände in Gestalt der Lobenlinien erkennen. Zerbrechen diese Ammoniten im Bereich des Phragmokons, ergibt sich manchmal ein ähnliches Bild, wie bei dem gezeigten Liparoceras. Meistens existiert bei diesen Stücken jedoch keine Schalensubstanz mehr und man sieht nur die Abformung der Kammerscheidewand als Steinkern.

 

Und nun viel Spaß beim Betrachten des Videos!

 

 

Abschließend noch zwei Fotos des Ammoniten. Die Fotos entstanden noch vor der später durchgeführten Behandlung mit Mowilith, um störende Lichtreflexe beim Fotografieren zu vermeiden.

 

liparoceras-fertigpraepariert

liparoceras-fertig

Liparoceras gallicum SPATH, 9 cm, Green Ammonite Beds, Unteres Pliensbachium, Golden Cap.

 

Neben der Ansicht der Kammerscheidewand gefällt mir bei diesem Ammoniten auch der natürliche Sockel sehr gut. Die Konkretion, in der sich der Ammonit befand, war einmal zentral durchgebrochen und an den Rändern ist sie durch Abrollung leicht vom Meer abgeschliffen. Der Ammonit blieb erstaunlicherweise im oberen Teil der Kalk-Konkretion von allen mechanischen Einwirkungen verschont und ist damit ein willkommener Neuzugang für meine Südengland-Sammlung.

 

Fotos, Video und Bericht: Sönke Simonsen

 

 

Lese-Tipps aus unseren neuesten Print-Veröffentlichungen:

 

3d-ammoniten  

Sonderheft: Ammoniten in 3D

Unser Heft für 3D-Fans und Ammoniten-Liebhaber beinhaltet zahlreiche Ammoniten-Fotos in "2D" und "3D" und wird incl. 3D-Brille geliefert.

 Zur Inhaltsangabe

heft8-u-a-suedengland   

Fundstellen in Südengland

Unser Heft 8 beinhaltet u. a. 22 Seiten über Fossilien und Fundstellen im Lias der Jurassic Coast im Bereich der südenglischen Grafschaft Dorset.

Zur Inhaltsangabe