Karbon

Spannende Winzlinge: Conodonten

Conodonten sind Mikrofossilien, die an Zähne erinnern. Sie werden zwischen 0,2 und 3 mm "groß". Man findet sie vom Ordovizium bis in die Trias. Wo es keine Makrofossilien gibt, finden sich oft viele Conodonten, die auch noch hervorragende Leitfossilien abgeben. So werden ganze Profile mit makrofossilfreiem Kalk anhand von Conodonten gegliedert.

Interessant ist noch, dass die Fossilien recht resistent gegen Verwitterung und diagenetische Veränderungen sind. Ich habe mal einen Vortrag gehört, wo beschrieben wurde, wie die Zusammensetzung der in Conodonten eingelagerten Isotope genutzt wird, um das Klima zu Lebzeiten der Tiere zu rekonstruieren. Das funktioniert natürlich nur, wenn die ursprüngliche Zusammensetzung noch im Fossil gespeichert ist.

Man wusste lange nicht, wie das Tier zu den Conodonten aussieht, da die winzigen Weichteile kaum erhaltungsfähig sind. Heute vermutet man, dass es sich bei den Conodonten um einen komplexen Kieferapparat handelt, der zu einem Tier gehört, dass den heutigen Lanzettfischen ähnlich sieht. Ein schlanker wurmförmiger Körper, der mit seiner Flossenanordnung auf eine schlängelnde Schwimmbewegung hindeutet.

Da ich das Thema interessant fand, habe ich vor Jahren versucht aus Kalksteinen des Devons und des Karbons Conodonten mit Säure zu gewinnen. Da die Fossilien aus Kalziumphosphat in der Zusammensetzung eines Karbonat-Apatites bestehen, wird der umgebende Kalk von der Säure gelöst und die Conodonten bleiben übrig. Das ist ein ziemlicher Aufwand und hat bei mir nicht funktioniert. Entweder habe ich irgendetwas falsch gemacht oder es waren keine Conodonten in meiner Probe.

Als ich dann vor ein paar Wochen bei eBay eine Probe mit Conodonten für ein paar Euro bei einem Händler gesehen habe, konnte ich nicht widerstehen. Eine Woche später traf ein Umschlag mit einer winzigen Pille voller Sand bei mit ein. Der Inhalt der Pille kam in eine Petrischale. Der erste Blick durch das Binokular zeigte bereits zahlreiche Conodonten. Ich möchte hier das Ergebnis der ersten Fotositzung zeigen. Es lag noch eine sehr hilfreiche 10x15-Postkarte mit Abbildungen der wichtigsten Arten der Fundstelle zur Bestimmung bei, die ich hier nicht einstellen kann, da sie urheberrechtlich geschützt sind.

 

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Der Chappell Limstone gehört zum unteren Karbon. Die Quadrate des Rasters sind 1 x 1 cm groß.

 

Die Seite www.ddfossils.com ist für alle Fans von Mikrofossilien einen Blick wert. Es wird reichlich Material z. B. von Gotland dort abgebildet, ansonsten viel aus den USA.

 

 

Es gibt verschiedene Typen von Conodonten. Zu einem Tier gehörten vermutlich verschiedene Typen. Die ersten beiden sind 'Plattform-Conodonten':

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Polyganthus communis

 

 

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 Polyganthus communis

 

 

Die folgenden Fossilien sind 'Zahnreihen-Conodonten' Es gibt auch noch Einzelzähne, von denen ich aber noch keinen fotografiert habe.

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 Eventuell Hindeodella fragilis

 

 

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Ozarkodia sp.

 

 

Immer wieder erstaunlich, dass so fragile Exemplare die Säurebehandlung überstehen:

 

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Das obere Fossil dürfte Hindeodella fragilis sein. Der untere Subbryantodus radians.

 

 

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Ozarkodia sp.

 

 

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In der Probe sind seht viele Conodonten. Diese Gruppe konnte ich in weniger als einer Minute in einem Quadratzentimeter zusammenschieben.

 

 

Beim anklicken des folgenden Bildes gibt es eine hochauflösende Ansicht der ganzen Probe. Die zusammengeschobene Gruppe ist mit einem roten Pfeil markiert.

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So eine Probe ist genau richtig für ungemütliche Wintertage. Ich hoffe der Bericht gibt etwas von der Faszination wieder, die diese Winzlinge ausstrahlen.

 

Thomas Magiera