Kreide

Geschiebeseeigel - Schönheit des Alltäglichen

Hallo Steinkerner,

Flintseeigel sind in den Kiesgruben und an den Stränden Nordeutschlands und Dänemarks gewiss keine Seltenheit .
Ganz im Gegenteil; die Gletscher der letzten Eiszeiten haben zu unserer grossen Freude dafür gesorgt, dass sie hier  als Geschiebe in Mengen vorkommen. Am häufigsten sind  Echinocorys und Galerites; auch Spatangoiden sind nicht selten zu finden. Um auch reguläre Seeigel zu finden, gehört allerdings schon etwas Glück dazu.

In einer dänischen Zeitung ist vor kurzem eine  notorische Seeigelsammlerin vorgestellt worden, die auf der Insel Mors im Limfjord wohl alle Strände ratzekahl von Seeigeln befreit hat und deren „Sammlung“ über 20.000 Exemplare verfügt. Ist das noch gesund ? -:)
Also: wer auf diese schöne Limfjordinsel fährt, der sollte sich die Suche nach Seeigeln abschminken.

Für uns ist es leicht, über solch eine radikale Seeigelsammlerin zu lästern, weil sich unsere Echinidensammlung  in „anständigen“ Grenzen hält:

Etwa 300 Exemplare dokumentiert in der Sammlung,
etwa 200 heile Exemplare als „Schmuck“ und zum Verschenken in Gläsern
und etwa  200 defekte Exemplare als Verschönerung vor der Haustür .

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 Abb.1: "Zusammenschwemmung" von Geschiebeseeigeln vor unserer Haustür

Der „ernsthafte“ Sammler freut sich , wenn er das eine oder andere Exemplar von selteneren Gattungen / Arten findet. Aber auch die Schönheit oder die besondere Erhaltung alltäglicher Seeigel kann begeistern.
Mal ist es der Erhaltungszustand, mal die Häufung mehrerer Exemplare auf einem Stein und mal die besondere Grösse einer an sich kleinen Art, die das Sammlerherz erfreut.

Von diesen Kameraden möchten wir Euch einige Fotos vorstellen.

 

Mit den besten Sammlergrüssen

Solveig & Karsten

 

 

 

 

Beginnen wir also unseren kleinen Bericht über Geschiebeseeigel mit zwei Seeigeln, die erkennbar nicht aus dem Geschiebe stammen.
Die möchten wir aber gern wegen der schönen Kristallausfüllung zeigen.

(Unsere Kenntnisse über die Kristallausfüllungen haben wir uns nur angelesen; wir hoffen, dass wir es immer richtig wiedergeben.)

Nach dem Tode dieses  Seeigels hatte sich in seinem Gehäuse ein Hohlraum mit einer Luftblase gebildet. In diesen  Hohlraum sind dann von oben  Kalzitkristalle nach innen hineingewachsen. Hier ist deutlich zu erkennen, dass  sich in jeder Seeigelplatte  (aus dem ursprünglichen Magnesium-Kalzit heraus) ein nach innen wachsendes Kalzitkristall gebildet hat.

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 Abb.2: Galerites sp. / Fundort Stevns Klint, Dänemark/ CollNr  2046

 

 

Dieser  Seeigel aus dem Dan ist aufgebrochen. Im linken damals oben liegenden Teilstück sind Kalzitkristalle eingewachsen; der restliche Hohlraum wurde nicht ausgefüllt. das rechte damals unten liegende Teilstück ist ( auf dem Foto nicht zu sehen) mit Bryozoen gefüllt.

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Abb. 3: Brissopneustes sp.  / Fundort  Stevns Klint, Dänemark/ CollNr  1957

 

Nach der Bildung der aus den Platten wachsenden Kalzitkristalle beginnt aus dem mit Sediment gefüllten unteren Teil das Wachsen von Chalcedon. Diese beiden Kristallbildungen wachsen so lange aufeinander zu, bis sie den Hohlraum völlig ausfüllen. Dann entsteht eine fossile Wasserwaage.
Auch auf der Aussenseite ist  hier noch die Struktur  der Platten zu erkennen.

Aus dieser „fossilen Wasserwaage“ kann die damalige Lage des Seeigels im Sediment rekonstruiert werden.

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Abb. 4: Echinocorys sp. / Fundort Damsdorf, Schleswig-Holstein / CollNr  1263                    

 

 

 

Bei diesem Seeigel haben sich 2 verschiedenfarbige Wasserwaagen übereinander gebildet.

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Abb. 5: Echinocorys sp. / Fundort Hanklit, Mors, Dänemark /  CollNr  1954

 

 

Bei Wabenseeigeln kommt es nach der Ausfüllung des Hohlraumes zu einer Abwitterung  der aussen liegenden Kalzitkristalle. Dadurch tritt die von innen hochgewachsene Chalcedon-Ausfüllung zutage.

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Abb. 6: Wabenseeigel, Gattung sp.inc. / Fundort Skave, Westjütland,Dänemark/  CollNr  1335

 

 

 

Dieser Seeigel besteht oben aus kugeligem Chalzedon.

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Abb. 7: Echinocorys sp. / Fundort Kiesgrube nördlich Thisted, Dänemark / CollNr  1955

 

Nicht nur die besondere Erhaltungsform der Seeigel kann den Sammler beeindrucken; oftmals ist es auch die schöne Färbung.
Die rot-braune Färbung dieses  Feuersteins ist wohl durch Eindringen von oxydiertem Eisen entstanden.

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Abb. 8: Brissopneustes ? sp. / Fundort  Chilton Chine IOW, England/ CollNr  1982

 

 

Auf diesem Flinthandstück befinden sich 2 kleine Turbanseeigel (? Phymosoma sp.), und daneben der Aussenabdruch eines Dritten.

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Abb. 9: ? Phymosoma sp. / Fundort: IKAST, Jütland, Dänemark / CollNr. 2401

 

 

Auf dieser Platte  befindet sich eine Massenzusammenschwemmung von Echinocorys sp.; es konnte nur einen Teil der Platte geborgen werden. Auf dem zurückgebliebenen Rest befinden sich noch eine Reihe weiterer Seeigel.

Im weiss überzogenen Flintstein sind sieben Seeigel eingebettet (teilweise auf der Rückseite). Einige sind aufgebrochen und man kann die schönen Kalzitkristalle sehen.

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Abb. 10: Echinocorys spp.  / Fundort Kiesgrube nördlich Thisted, Dänemark / CollNr  1001

 

 

 

Zuletzt noch ein wohlgenährter Galerites cf. abbreviatus, der  nicht besonders schön, aber mit über 5 cm besonders gross ist.

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 Abb. 11: Galerites cf. abbreviatus / Fundort  Hamburg / CollNr  0359