Österreich

Fossilien sammeln im untersten Lias des Karwendelgebirges - Teil 4

 

Zum Abschluss dieser Beitragsreihe muss noch über die Fauna und Gesteine des oberen Hettangs gesprochen werden.

 

 

1. Gestein:

 

Unmittelbar über der marmoreum-Kruste ändert sich im Karwendelgebirge das Gestein markant: statt des ocker gefleckten Enzesfelder Kalks mit seinen Varietäten (mal mehr mal weniger sparitisch, mal braun, mal ockergelb) folgt eine deutlich rotbraune, mikritische Kalkbank.

Das Gestein wechselt also vereinfacht gesagt nach der Brandschicht immer von braun zu rot, häufig auch noch von sparitisch zu mikritisch.

Diese hangende Kalkbank über der marmoreum-Kruste ist ein meist fleischroter, mikritischer Kalk mit weiterhin Eisen/Mangan-Konkretionen. Die können entweder klein und über die ganze Bank verteilt sein (Bild 1) oder/und an der Basis auftreten und bis zu 20 cm groß werden (Bild 2).

 

Bild1marmoreum_KrusteliegendeBank.jpg

Bild 1

 

 

Bild2marmoreum_Kruste_mit_liegender_Bank.jpg

Bild 2

 

Die darüber folgende Kalkbank ist meist bereits als typischer Adneter Kalk anzusprechen.

 

 

 

2. Fauna

Die Fauna des oberen Hettangs kann, je nach Fundort, bereits knapp unter der Kruste enthalten sein. Dabei ist schwer zu entscheiden, ob die Brandschicht nur etwas diffuser und mächtiger ausfällt oder ob sie wirklich darüber liegt. In einem Block, gefunden 2008, scheint die marmorea-Fauna auf eine 11 cm–Bank verteilt zu sein ! Bild 3-5 zeigen diese 11 cm mächtige Fossilkonzentration, die dann mit einer dünnen Kruste endet und zu einem roten Kalk übergeht.

Bild3_diffuse_marmoreum_Kruste.jpg

Bild 3

 

Bild4_diffuse_marmoreum_Kruste2.jpg

Bild 4

 

Bild5_Angulaticeras_marmoreum_mit_Alpinoceras_haueri.jpg

Bild 5

 

Der Hauptteil der Fauna liegt aber meistens über der Brandschicht innerhalb des fleischroten Kalks in den Konkretionen oder auch nur leicht umkrustet vor.

 

Das zeigt Bild 6: Ein Angulaticeras ca. 2 cm über der marmoreum-Kruste.

Bild6_Angulaticeras_ueber_der_marmoreum_Kruste.jpg

Bild 6

 

 

 

 

In Bild 7 ist die fleischrote Kalkbank – Ansicht von unten – direkt über der marmoreum-Kruste abgebildet. Die besonders gut erhaltenen Unterseiten eines Paracaloceras coregonensis SOWERBY und eines Angulaticeras marmoreum OPPEL machen das Stück besonders sehenswert.

Bild7_Paracaloceras_coregonensis_mit_Angulaticeras_marmoreum.jpg

Bild 7

 

In Bild 8 ist die Kruste im Vordergrund, der fleischrote Kalk mit der vererzten marmoreum-Fauna dahinter zu erkennen. Der umkrustete Ammonit links im Block ist ein Caloceras crebricinctum WÄHNER, siehe Bild 9.

Bild8_Caloceras_crebricinctum_Fundzustand_mit_marmoreum_Kruste.jpg

Bild 8

 

Bild9_Caloceras_crebricinctum.jpg

 

Bild 9

 

Die Erhaltung ist sehr gut, wenn auch einseitig. Die Gehäuse wurden zuerst abgelagert und oben angelöst/erodiert. Danach wurden sie noch einmal mobilisiert und umkrustet. Die Unterseite ist dabei recht gut erhalten geblieben. Es kommt auch vor, dass nur noch ein Hauch der Unterseite übrig ist, so dass im Querbruch nur mit viel Erfahrung der Ammonit zu erkennen ist. Die Bilder 10+11 zeigen so einen nur wenige Millimeter dünnen aber trotzdem sehr ansehnlichen Ammoniten, einen Angulaticeras marmoreum OPPEL, 14 cm im Durchmesser.

Bild10A_marmoreum_Fundzustand.jpg

Bild 10

 

Bild11_A_marmoreum.jpg

Bild 11

 

 

 

In Bild 12 ist nur noch die Hälfte eines Ammoniten als dünne Kruste erhalten. Er musste am Fundort bleiben.

 

Bild12_duenner_Rest_eines_Alsatites.jpg

Bild 12

 

 

Die Kruste ist auch nicht überall gleich alt, wenn man die Fauna ansieht. Die jüngsten Ammoniten, die vorkommen, sind Übergangsformen zu Arietites: Epammonites cordieri CANAVARI (Bild 13) und Schreinbachites retroversicostatus WÄHNER oder eng genabelte Discamphiceraten (Bild 14). Sie sind vielleicht bereits in das Sinemurium einzustufen.

Bild13_Epammonites_cordieri.jpg

Bild 13

 

Bild14_Schlotheimia_montana_und_Discamphiceras.jpg

Bild 14

 

 

Häufig in diesen „jungen Krusten“ sind auch Vertreter der Gattung Paracaloceras: in Bild 15 ein Paracaloceras centauroides SAVI & MENEGHINI (6 cm).

Bild15_Paracaloceras_centauroides.jpg

Bild 15

 

Zum Abschluß noch ein Bild von echten Raritäten: zwei Saurierzähne aus dem oberen Hettang (Stenosaurus ?) Bild 16.

Bild16_Saurierzahn.JPG

 

Ich bitte um Nachsicht für die dürftige Nahaufnahme.

 

 

 

Ich hoffe, dass einige von euch einen Eindruck vom „meinem“ Hettang bekommen haben. Beschwerlich und trotzdem erholsam ist´s auf jeden Fall. Da können die anderen alpinen Kollegen ein Lied davon singen (Adnet ist aber nicht alpin – da kann man ja mit dem Auto hinfahren !).

 

 

 

Es gibt natürlich auch noch andere Schmankerl im Karwendel. Dazu ein andermal. Spaltenfüllungen mit Trias-Ammoniten leider nicht – schade.

 

Aber grandiose Aussichten, wenn die Arme schmerzen und der Durst überhand nimmt.

Bild17_Aussicht.jpg

 

Bild18_Aussicht.jpg

 

 

Kurt Kment alias "marmoreum"