Österreich
Fossilien sammeln im untersten Lias des Karwendelgebirges - Teil 4
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- Kategorie: Österreich
- Veröffentlicht: Sonntag, 04. Januar 2009 22:44
- Geschrieben von Kurt Kment
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Zum Abschluss dieser Beitragsreihe muss noch über die Fauna und Gesteine des oberen Hettangs gesprochen werden.
1. Gestein:
Unmittelbar über der marmoreum-Kruste ändert sich im Karwendelgebirge das Gestein markant: statt des ocker gefleckten Enzesfelder Kalks mit seinen Varietäten (mal mehr mal weniger sparitisch, mal braun, mal ockergelb) folgt eine deutlich rotbraune, mikritische Kalkbank.
Das Gestein wechselt also vereinfacht gesagt nach der Brandschicht immer von braun zu rot, häufig auch noch von sparitisch zu mikritisch.
Diese hangende Kalkbank über der marmoreum-Kruste ist ein meist fleischroter, mikritischer Kalk mit weiterhin Eisen/Mangan-Konkretionen. Die können entweder klein und über die ganze Bank verteilt sein (Bild 1) oder/und an der Basis auftreten und bis zu 20 cm groß werden (Bild 2).
Bild 1
Bild 2
Die darüber folgende Kalkbank ist meist bereits als typischer Adneter Kalk anzusprechen.
2. Fauna
Die Fauna des oberen Hettangs kann, je nach Fundort, bereits knapp unter der Kruste enthalten sein. Dabei ist schwer zu entscheiden, ob die Brandschicht nur etwas diffuser und mächtiger ausfällt oder ob sie wirklich darüber liegt. In einem Block, gefunden 2008, scheint die marmorea-Fauna auf eine 11 cm–Bank verteilt zu sein ! Bild 3-5 zeigen diese 11 cm mächtige Fossilkonzentration, die dann mit einer dünnen Kruste endet und zu einem roten Kalk übergeht.
Bild 3
Bild 4
Bild 5
Der Hauptteil der Fauna liegt aber meistens über der Brandschicht innerhalb des fleischroten Kalks in den Konkretionen oder auch nur leicht umkrustet vor.
Das zeigt Bild 6: Ein Angulaticeras ca. 2 cm über der marmoreum-Kruste.
Bild 6
In Bild 7 ist die fleischrote Kalkbank – Ansicht von unten – direkt über der marmoreum-Kruste abgebildet. Die besonders gut erhaltenen Unterseiten eines Paracaloceras coregonensis SOWERBY und eines Angulaticeras marmoreum OPPEL machen das Stück besonders sehenswert.
Bild 7
In Bild 8 ist die Kruste im Vordergrund, der fleischrote Kalk mit der vererzten marmoreum-Fauna dahinter zu erkennen. Der umkrustete Ammonit links im Block ist ein Caloceras crebricinctum WÄHNER, siehe Bild 9.
Bild 8
Bild 9
Die Erhaltung ist sehr gut, wenn auch einseitig. Die Gehäuse wurden zuerst abgelagert und oben angelöst/erodiert. Danach wurden sie noch einmal mobilisiert und umkrustet. Die Unterseite ist dabei recht gut erhalten geblieben. Es kommt auch vor, dass nur noch ein Hauch der Unterseite übrig ist, so dass im Querbruch nur mit viel Erfahrung der Ammonit zu erkennen ist. Die Bilder 10+11 zeigen so einen nur wenige Millimeter dünnen aber trotzdem sehr ansehnlichen Ammoniten, einen Angulaticeras marmoreum OPPEL, 14 cm im Durchmesser.
Bild 10
Bild 11
In Bild 12 ist nur noch die Hälfte eines Ammoniten als dünne Kruste erhalten. Er musste am Fundort bleiben.
Bild 12
Die Kruste ist auch nicht überall gleich alt, wenn man die Fauna ansieht. Die jüngsten Ammoniten, die vorkommen, sind Übergangsformen zu Arietites: Epammonites cordieri CANAVARI (Bild 13) und Schreinbachites retroversicostatus WÄHNER oder eng genabelte Discamphiceraten (Bild 14). Sie sind vielleicht bereits in das Sinemurium einzustufen.
Bild 13
Bild 14
Häufig in diesen „jungen Krusten“ sind auch Vertreter der Gattung Paracaloceras: in Bild 15 ein Paracaloceras centauroides SAVI & MENEGHINI (6 cm).
Bild 15
Zum Abschluß noch ein Bild von echten Raritäten: zwei Saurierzähne aus dem oberen Hettang (Stenosaurus ?) Bild 16.
Ich bitte um Nachsicht für die dürftige Nahaufnahme.
Ich hoffe, dass einige von euch einen Eindruck vom „meinem“ Hettang bekommen haben. Beschwerlich und trotzdem erholsam ist´s auf jeden Fall. Da können die anderen alpinen Kollegen ein Lied davon singen (Adnet ist aber nicht alpin – da kann man ja mit dem Auto hinfahren !).
Es gibt natürlich auch noch andere Schmankerl im Karwendel. Dazu ein andermal. Spaltenfüllungen mit Trias-Ammoniten leider nicht – schade.
Aber grandiose Aussichten, wenn die Arme schmerzen und der Durst überhand nimmt.
Kurt Kment alias "marmoreum"