Baden-Württemberg

Holzmaden - einige Infos für Nicht-Einheimische

Dies soll keine Bericht über die Fossilien sein die in Holzmaden vorkommen.
Da gibt es andere (leider nur sehr wenigee), gute Internetseiten mit schönen Bildern.
Vielmehr möchte ich auf einige häufig gestellte Fragen Antworten geben ... so gut ich das kann. Gerne lasse ich mich auch korrigieren, falls ich etwas falsches gesagt habe.

Holzmaden, ein Eldorado für Fossiliensammler aus aller Welt !? 
Diesen Satz kann man ohne weiteres stehen lassen, wenn man Ihn auf die
beiden tollen Museen bezieht, die sich in dem kleinen, nur 2000 Einwohner zählenden
Ort Holzmaden befinden, und die in direkter Nachbarschaft zueinander liegen.

Nur eingeschränkt stehen lassen kann man ihn allerdings, wenn man Ihn auf die Fundmöglichkeiten bezieht, die heute noch gegeben sind.

 


Vorwort:

Unter Holzmaden werden alle Funde zusammengefaßt, die auf den Ortsmarkungen von: Holzmaden, Ohmden, Zell oder Boll gemacht werden / wurden.

Bereits seit vielen Jahren liegt die Arbeit in den Tonschiefergruben, die man unter dem Ortsbezeichnung "Holzmaden" zusammenfaßt, mehr oder weniger darnieder.

Zum einen ist die Nachfrage nach schwarzen Ölschieferplatten aus Holzmaden so gering, dass der gewerbliche Abbau nahezu zum Erliegen gekommen ist. Zum anderen machen billige Steinimporte den teureren manuellen Abbau in Deutschland unrentabel. Heute noch mehr als vor 20 Jahren, als das "Sterben" der wenigen Schiefergruben begann. Außerdem führt der Gehalt an "Bitumen" dazu, dass die Schieferplatten in der "Anwendung" nicht ganz unproblematisch sind (Pflegeaufwand !).

Aus diesen Gründen (und vielleicht noch weiteren nichtgenannten) kommen seit einigen Jahren keine neuen Fossilfunde in "größerer Anzahl" mehr zum Vorschein wie zu Zeiten, als etliche Gruben gleichzeitig im Betrieb waren.

Zuletzt kamen ausschließlich Baustellenfunde aus der weiteren Umgebung ans Tageslicht und in die Presse - siehe "Saurierfriedhof Eislingen" (östl. Göppingen)..

Zahlreich waren die besonderen Funde eigentlich nie. Dieser Eindruck kommt nur auf, weil man in vielen Museen auf der Welt Funde aus Holzmaden betrachten kann. Verstärkt wird dieser Eindruck wenn man die beiden örtlichen Museen besucht.

Vergessen wird dabei jedoch, dass die Funde über einen Zeitraum von weit über 100-200 Jahren gemacht wurden. Bereits seit dem 16. Jahrhundert wird in der Gegend Schiefer abgebaut !

Ohne das Interesse der Grubenbesitzer an Fossilien, ohne den manuelle Abbau durch die Schieferbrecher und deren Gespür für verdeckte Fossilien wären nie so viele Fossilien geborgen und präpariert worden.

Zudem werden / wurden - wie oben bereits genannt - Funde von unterschiedlichen Orten alle unter Holzmaden zusammengefaßt.


Aktuelle Situation:

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Eine alte Schiefergrube, in der jedoch offensichtlich schon längere  Zeit nicht mehr
abgebaut wurde. Stattdessen wird diese - wie andere  zuvor - immer mehr mit  Erdaushub zugeschüttet. Diese Grube gehörte zu einer der tieferen und dürfte so an die 10m tief gewesen sein.Sie ist - wie alle anderen auch - eingezäunt und darf nicht betreten werden ! (Bild vom Juli 2005)

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Das Ende einer ehemaligen Schiefergrube (hier der Gonser-Bruch).
Das Abbau-Loch wird vollends mit Humus verfüllt. (Bild vom Juli 2005)


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Ein weiterer Schieferbruch der eher wie ein Biotop aussieht als eine Fundstelle für
weltberühmte Fossilien. Die Abbau-Zeiten sind schon viele Jahre vorbei. Das was da blau herumliegt, sind verwitterte Schieferplatten. Darin etwas zu finden ist nicht möglich. Aber auch dieser Bruch ist mit einem hohen Zaun umgeben und sollte nicht illegal betreten werden. Macht auch keinen Sinn !! (Bild vom Juli 2005)


Wie sehen nun die aktuelle Fundmöglichkeiten aus ?

Bevor man sich auf die Suche nach Fossilien macht, sollte man sich am besten beide Museen anschauen, die in Holzmaden direkt an der Hauptstraße liegen.
Warum beide ?


Urweltmuseum Hauff

Das ältere und größere Museum (von der Steinbruchbesitzerfamilie Hauff ins Leben gerufen) besitzt unzählige Funde von Weltrang die alle im Orginal zu bewundern sind. Sehr anschaulich wird nicht nur auf den Fossilinhalt eingegangen sondern auch auf die Darstellung der Abfolge der Schichten in einem Schieferbruch. Es wird gezeigt, in welchen Schichten welche Fossilien zu finden sind und in welchen eher keine. Hierzu ist mitten im Museum ein riesiges Schichtprofil (aus org. Schiefer) nachgebaut worden incl. den darin liegenden Fossilien). Im Freigelände sind einige Plastiken von Sauriern in Lebensgröße
aufgebaut. Deneben gibt es einen Fossilienshop. Insgesamt ein gelungenes Museum das sowohl Fachbesucher als auch Laien (auch Kinder) begeistern wird. Es gibt sicherlich weltweit kein 2. Museum, das so viele Exponate "aus Holzmaden" vorweisen kann.

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Link zum Urweltmuseum Hauff: http://www.urweltmuseum.de/
(Bild von Homepage Museum Hauff)


Urweltsteinbruch Fischer:

Direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, durch die Lage in einer Mulde leider etwas schwer zu erkennen, liegt das zweite, jüngere und kleinere Holzmaden-Museum (von der Steinbruchbesitzerfamilie Fischer ins Leben gerufen.

Auch darin werden Fossilien höchster Seltenheit und bester Qualität gezeigt. Insgesamt ist es jedoch nicht so groß ... was gar nicht von Nachteil sein muß.

Glücklicherweise hat man nicht versucht eine "Kopie" des Hauff-Museums zu sein.
Der Vorteil von diesem Museum ist, dass es "mitten" in einer Schiefergrube steht. D.h. nach dem Besuch der Ausstellung kann man auf das Freigelände (=Steinbruch) gehen und dort mit ausgeliehenem (oder mitgebrachtem) Werkzeug auf Fossilienjagd gehen. Das ist insbes. für Kinder das unvergessliches Erlebnis !! Und finden wird man immer eine Kleinigkeit !

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Link zum Urweltsteinbruch Fischer: http://www.urweltsteinbruch.de/
(Bild von Museum Fischer)


Besuchersteinbruch Kromer:

Alternativ zu diesem Museums-Steinbruch gibt es - etwas außerhalb des Ortes gelegen - noch den Besuchersteinbruch "Kromer". Es ist derzeit der einzigste Steinbruch, der noch im Betrieb ist. Dadurch wird ständig neues Material "gefördert" das dann "durchgeklopft" werden darf. In diesem Steinbruch besitzt man derzeit die besten Chancen auf gute Funde.
Jedoch darf man nur im Abraum suchen ... nicht im anstehenden Material.
Für das was man finden kann (und wird) ist der Eintrittspreis angemessen !

Link zum Kromer Bruch:
 http://www.schieferbruch-kromer.de/

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Schilder am Eingang des Kromer-Bruches. (Bild vom Juli 2005)

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Schild im Kromer-Bruch (Bild vom Juli 2005)

 

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Im Bruch wird noch regelmäßig der sog. Ölschiefer abgebaut.
Der Kromer-Bruch ist verhältnismäßig flach. Benachbarte Gruben waren bis zu 12m tief. (Bild vom Juli 2005)


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Es steht genügend Abraum zum Durchsuchen zur Verfügung so dass auch Sammlergruppen mit 20 Personen durchaus auf Ihre Kosten kommen.
(Bild vom Juli 2005)

Besuchersteinbruch Gonser:

Dieser scheint nicht mehr im Betrieb zu sein. Er liegt direkt neben dem Kromer-Bruch. Momentan werden die Reste des ehemaligen Abbaus mit Erdaushub verfüllt sodass dieser bald Geschichte sein wird. Ein Bild davon ... siehe weiter oben.


Schiefergrube "Boller Jura Fango Werk"

Bei Boll gibt es eine kleine Schiefergrube, in der für das dortige Kurzentrum der sog. "Boller Jura Fango" abgebaut wird.
Hierzu wird - sehr vereinfacht ausgedrückt - der Schiefer zu Pulver zermahlen und dann daraus eine Paste angemischt die man sich auf den Körper schmieren läßt.

Diese kleine Schiefergrube bietet "an jedem ersten und dritten Freitag in den Monaten April bis Oktober jeweils von 14.00 bis 16.30 Uhr" die Möglichkeit der Fossiliensuche. Besonders in dieser kleinen Grube sollen sich - nach Auskunft von Sammlern - sehr schöne, pyritisch glänzende Schieferammoniten bergen lassen. Die Preise bewegen sich zwischen 1 und 2 Euro.

Link zur Boller Schiefergrube:
http://www.bad-boll.de/2984_DEU_WWW.php

Baustellen:

Vereinzelt wird bei Bauarbeiten der sog. Lias Epsilon (Holzmaden-Schiefer) angeschnitten.
Jedoch stellt dies noch keine Garantie dar, dass man auch etwas findet. Die Schiefer müssen eine gewissen Festigkeit besitzen.
Meist ist die Oberlächenverwitterung bereits soweit vorgeschritten, dass der Schiefer zu kleinen Blättchen zerfällt. Dann ist es schwierig bis unmöglich etwas Ordentliches zu finden. Nur wenn der Schiefer etwas tiefer rauskommt (z.B. bei Kanalarbeiten) besitzt man "spaltbares" Material. Dann ist es sehr gut möglich, schöne Fossilien zu finden.

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B10 Ortsumfahrung Eislingen - während der Bauphase im Jahr 2003.
Angeschnitten sind dieselben Schichten wie in Holzmaden. Die im Hangbereich erkennbaren hellgrauen Schichten ... gehören bereits zum sog. Lias Zeta (oberes Toarcium).



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Fossilienjagd mit der ganzen Familie auf der B10 Baustelle.


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Und nur ca. 100m weg von der "Familiengrabung" wurden damals die Reste des sog. Eislinger Saurierfriedhofes ausgegraben.


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Das war das Ziel der Begierde der Profi-Ausgräber in Eislingen. Zerfallene Fischsaurierskelette.

Mögliche Funde:

In erster Linie handelt es sich hierbei um verdrückte Ammoniten u. Muscheln. Diese wird man immer und auch in entsprechender Anzahl finden - auch wenn die Qualität nicht immer gleich gut ist. In manchen Schichten findet man auch sehr häufig sog. Belemniten. Auch etwas häufiger findet man auch sog. Gagat. Das sind verkohlte Reste von Landpflanzen (Bäumen).

Mit viel Ausdauer  - die Suche in der "richtigen" Schicht vorausgesetzt - findet man dann auch mal Reste von Fischen (wobei Fischschuppen in manchen Lagen gar nicht so selten sind) und einzelne Knochen von Fischsauriern.

Für den ungeübten Sammler "aus der Ferne" besteht jedoch meist das Problem, diese Funde überhaupt zu erkennen da diese fast immer von Schiefer überdeckt sind und sich nur durch Wölbungen an der Oberfläche abzeichnen.

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Die häufigsten Fossilen die eigentlich immer zu finden sind ... plattgedrückte Ammoniten. Hier ein etwas schlechter erhaltenes Exemplar eines Hildoceras.

 


Fossilienschutzgebiet / Grabungsschutzgesetz Holzmaden

Bevor man sich auf die weitere Suche begibt sollte man wissen, dass bereits 1979 vom Land Baden-Württemberg ein Gesetz zum Schutze der Holzmaden-Fossilien erlassen wurde (Grabungsschutzgesetz).

Hierzu wurden in der betreffenden Region Grenzen gezogen, innerhalb deren nicht nur das Graben nach Fossilien geregelt wird. Außerdem wurde festgelegt, welche Fossilien einem besonderen Schutz geniesen sollen.

D.h. Funde von "wissenschaftlicher Bedeutung" werden mit ihrer Entdeckung Eigentum des Landes Baden-Württemberg.

Ganz allgemein kann man sagen, dass alle Funde von Wirbeltieren u. Seelilien darunter fallen.

 

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Die rote Linie in der Karte markiert die Außengrenze des Schutzgebietes.
Alles was innerhalb gefunden wird .. fällt unter das Schutzgesetz.


Und in der Praxis ... ?

Die Praxis ist glücklicherweise nicht ganz so kompliziert ... wie es das Gesetz vielleicht aussagt !

Besondere Funde, die man in den beiden zugänglichen Steinbrüchen findet, legt man dem jeweiligen Besitzer vor. Der entscheidet dann, welcher Fund wissenschaftlich Interessant ist und welcher nicht. Das soll jetzt aber nicht automatisch bedeuten, dass man Funde von
einzelnen Knochen bzw. Teilen von Fischen nicht behalten kann. Letztendlich entscheidet jedoch der Besitzer des Steinbruchs darüber.

Die Genehmigung für das Sammeln erteilen die Steinbruchbesitzer direkt. Niemand ist gezwungen, sich bei irgendeiner staatlichen Stelle (Museum für Naturkunde Stuttgart oder Landesdenkmalamt) im Vorfeld eine Genehmigung einzuholen - auch wenn dies vielleicht im Gesetz so formuliert wurde.

Außerhalb dieser Schieferbrüche (also auf Baustellen) gilt dieses Gesetz natürlich auch ... kann jedoch von niemanden überwacht werden.
Da ist dann der jeweilige Finder aufgefordert, sich bei einem der Museen zu melden ... wenn er meint etwas besonderes gefunden zu haben.
Das Land Baden-Württemberg (in Person z.B. des Staatl. Museums für Naturkunde am Löwentor, Stuttgart) entscheidet dann, ob der Fund "eingezogen" wird (gegen eine Entschädigung) oder beim Finder verbleibt.

Vor jedem Betreten einer Baustelle ist die jeweilige Baufirma bzw. der Bauherr zu fragen !!

Eine Genehmigung von einer Behörde verlangt niemand zumal nur der Aushub durchmustert wird und keine Grabung stattfindet. 

Mit den oben genannten Schiefergruben sind die Möglichkeiten zum Sammeln im Grabungsschutzgebiet "Holzmaden" bereits erschöpft. Natürlich tritt der sog. Holzmaden-Schiefer auch außerhalb dieses Gebietes auf.

Die Schichten des sog. Lias Epsilon ziehen sich als schmales Band entlang der ganzen Schwäbischen Alb bis hin in die Fränkische Alb. Und überall sind Funde - teilweise in gleicher Qualität wie in Holzmaden - bekannt geworden.

 

Weitere Fundstellen ... ?

Als weitere Fundstellen mit Möglichkeit zur Fossilien-Suche ist zu nennen:

Schieferbruch des Zementwerkes in Dotternhausen (bei Balingen, westl. Schwäb. Alb). Dort wird der Schiefer im großen Stil - und zwar mit Großmaschinen - abgebaut weil man diesen im dortigen Zementwerk als Zuschlagstoff beimischt (Ölschiefer hat einen gewissen Heizwert). Durch den Einsatz von Großmaschinen gehen dort sicherlich viele Fossilien verloren.

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Eingangsbereich es Dotternhausener Fossilienmuseums

Um so mehr ist es lobenswert, dass das Zementwerk bereits vor einigen Jahren ein sehr schönes und sehr modernes Museum eingerichtet hat, in dem Funde der näheren Umgebung und Funde aus dem Schieferbruch ausgestellt werden. Möglich sind die Funde nur, weil das Zementwerk für die Leitung des Museums und die Fossiliensuche / Präparation Spezialisten angestellt hat, die beim Schieferabbau - so gut es geht - auf Fossilien achten.
Immer wieder statffindende Sonderausstellungen machen das Museum für einen mehrmaligen Besuch interessant.

Die Fülle und die Qualität der Fossilien ist vergleichbar mit denen aus Holzmaden - auch wenn nicht so viele ausgestellt werden. Man bedenke ... wie lange schon in Holzmaden Fossilien gesammelt werden !

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Eine nachgebaute Schieferwand inmitten des Museums.

Betreten werden darf die Schiefergrube jedoch nur im Rahmen von Führungen, die vom Museum für Sammlergruppen angeboten werden.

dotternhausen_03.JPGUnsere Sammlergruppe (Geo-Verein-Aalen) beim Grabungsaufenthalt in der Schiefergrube, die sich direkt hinter dem Zementwerk anschließt. Das Betreten ist nur im Rahmen von Führungen möglich !!



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Typische bei vielen Ammoniten von Dotternhausen ist die glänzende helle Erhaltung der verdrückten Ammonitengehäuse. Hier 3 Hildoceraten mit jeweils 25cm.


Links zum Museum in Dotternhausen:
Fossilienmuseum Dotternhausen (früher Zementwerk: Rohrbach ... seit 2004:
Zementwerk Holcim):

• Zementwerk Holcim


Weitere Links zum Thema Lias Epsilon Ölschieferfossilien

Gunnar Oelke - Lias Epsilon Funde aus Holzmaden:
• http://www.liasepsilon.de/

 


Michael Klopschar - Super Funde aus dem Lias Epsilon von Norddeutschland !
Sehr schön wird u.a. die schrittweise Präparation eines Fisches dargestellt !

• http://www.fossilweb.de/

 



- Thomas B. -

Eine Galerie mit Funden aus dem Lias der Schwäbischen Alb findet ihr hier.