Baden-Württemberg

Lias Aufschlüsse bei Wasserleitungsbau bei Schw. Gmünd

Stand: 25.4.2005

Im Bereich südöstlich von Schwäbisch-Gmünd wird derzeit bei
 Wasserleitungsarbeiten der schwarze Jura (Lias) angeschnitten.

 

Das Bauvorhaben ist Teil der Erneuerung der Trinkwasserhauptleitung
der Landeswasserversorgung Baden-Württ. zwischen den Trinkwasserbehältern
Essingen (bei Aalen) und Brech (bei Göppingen-Börtlingen).

Auf insgesamt über 33 km (ohne Nebenleitungen) wird hierzu - entlang der
Schwäbischen Alb - ein neue Trinkwasserleitung mit einem Durchmesser
von 120cm verlegt.

Die Verlegung der Trinkwasserleitung erfolgt in unterschiedlichen Teilabschnitten
und wurde bereits Ende 2002 begonnen. Dauer der Arbeiten ca. 8 Jahre !

Die sog. Querspange (Nebenleitung) bei Göppingen (Wangen-Börtlingen-Brech)
mit 6,4 km wurde bereits in den letzten 3 Jahren fertiggestellt. Diese hat zwar sehr
schöne Aufschlüsse geliefert, jedoch nicht unbedingt die erwarteten Fossilfunde.

Derzeit (Ende April 2005) sind die Erdarbeiten im Bereich Schwäbisch-Gmünd (GD)
Bargau und GD-Unterbettringen angekommen.


 

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Im Rohrgraben (wenige 100m nördlich von Bargau) steht mittlerer und oberer Lias Gamma
an der ganz hinten (dort wo der Hügel steiler wird) in den Lias Delta übergeht.
Weiter oben (nicht einsehbar) steht dann Lias Epsilon und Zeta an.


Aufgrund der abschnittsweisen Verlegung der Pipeline-Rohre sind jeweils nur
ca. 1-2 km Kanalgräben offen. Jeweils für die Dauer von ca. 2 Wochen (max. 3 Wochen) sind dann in den zwischen 2,0 und 3,5m tiefen Rohrgräben die entsprechenden Schichten mehr oder weniger gut angeschnitten.


Es gilt also zum richtigen Zeitpunkt vor Ort  zu sein.

Die Trasse der Trinkwasserleitung verläuft fast prallel zur Schwäbischen Alb
im sog. Lias-Vorland. D.h. es werden hauptsächlich die Schichten des Schwarzen Juras (Lias) angeschnitten. Aufgrund des hügeligen Geländes wechseln die
Schichtfolgen selbst auf kurzen Abschnitten relativ schnell.

Bisher wurden bereits folgende fossilreiche Schichten angeschnitten:

Unterster Dogger Alpha: Pleydellien, Leioceraten (bei Heubach).

Lias Zeta: Lytoceraten, Grammoceraten, Muscheln, Belemniten (bei Heubach u.
Bargau).

Lias Delta: pyritisierten Amaltheen - jedoch nur stellenweise (bei Heubach u.
Bargau).

Lias Gamma: insbes. Prodactylioceraten, Muscheln, Belemniten (bei Heubach u.
Bargau).

Die Häufigkeit und Qualität der Fossilien schwankt teilweise stark und hängt
auch vom Verwitterungsgrad der Schichten ab (insbes. im Lias Delta).
Liegen die Schichten zu oberflächennah ... sind die Pyrit-Ammoniten aufgelöst.

Derzeit sind die Schichten des Lias Gamma und Lias Alpha aufgeschlossen wobei
vorallem der Lias Gamma schöne Fossilfunde liefert (insbes. Prodactylioceras
davoei). Die Funde sind alle verkalkt. Die Qualität von Funden aus der Bank sind besser erhalten und besitzen meist Calzit-Schalen - sind aber auch schwieriger zu präparieren als die oben auf der Bank aufsitzenden Funde. Diese sind oft angewittert - aber immer noch attraktiv.

Im Lias Gamma stellt die Verwitterung kein Problem dar sondern wirkt sich eher positiv aus. Zudem ist es sinnvoll, nach einem Regen den Aushub abzusuchen.
Direkt nach dem Ausbaggern ist oft nur schwer etwas erkennbar.

Der Lias Alpha ist aktuell etwas kompakt und dadurch schlecht spaltbar.
Das wirkt sich negativ auf das Fundergebnis aus. Aber dies kann ich jederzeit wieder ändern.

In nächster Zeit werden neben den bereits genannten Schichten sicherlich
auch noch die Schichten des Lias Epsilon (unteres Toarcium) angeschnitten.
Im Bereich Waldstetten sind dann ggf. schöne Funde von Ammoniten und Wirbeltierresten (jedoch selten) möglich.

Jedoch ist mir der genaue Trassenverlauf nicht bekannt so dass ggf. die eine oder andere Überraschung - je nach Trassenverlauf - zu erwarten ist.

Gearbeitet wird von Montag bis Samstag, teilweise bis zur Dunkelheit.
Lediglich während der Wintermonat wird beim extrem schlechten Wetter der
Bau eingestellt.

Das Sammeln im Aushub und im Rohrgraben wird geduldet solange keine
Arbeiten behindert werden oder Beschädigungen an den verlegten Rohren
auftreten. Jedoch sollte man sich unbedingt von den Großmaschinen fernhalten.

Je nach Baufirma, die den jeweiligen Bauabschnitt durchführt, kann sich dies jedoch jederzeit auch ändern !

Informationen (leider spärlich) zu diesem Bauvorhaben kann man auf den

Internetseiten der Landeswasserversorgung Baden-Württemberg finden:


http://www.lw-online.de/sites/frames/frames_aktuelles.html

 


Einfach als Suchbegriff "Heubach" eingeben und dann den ersten gefundenen Artikel anklicken.


- Thomas B. -

 

Zu den weiteren Bilder:
Die Bilder wurden am 25.4.2005 an einem regnerischen Tag gemacht.
Das Sammeln in den Rohrgräben ist stellenweise fast unmöglich wenn diese mit
Wasser vollgelaufen sind.

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Freigeschobene Trasse bei GD-Unterbettringen (Lindenhof)
Blick nach Osten Richtung Bargau (hinten rechts).
Leider ist das Bild wegen eines bevorstehenden Wolkenbruchs etwas dunkel geraten.
Aber den Trassenverlauf bis zum östl. Horizont sieht man trotzdem.

 

 

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Sog. Arietenkalke. Leider etwas massiv und dadurch nicht spaltbar
Trotzdem sind Funde immer möglich.


 

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Übergang Arietenkalke in den Lias Beta. Im Gelände leicht erkennbar an einer rostroten Mulmlage ! Im Bild markiert durch die rote Linie. Die Arietenkalke haben ungefähr eine Mächtigkeit von 3,5 m.


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Nochmals der Abschnitt mit dem Arietenkalkaufschluß. Blickrichtung nach
Osten. Im Hintergrund der Anstieg vom Lias Beta zum Lias Delta.
Ca. 100 m im Vordergrund wird ein Bach durchquert. Dort steht
bereits Angulatensandsein (Lias Alph 2) in Form von blauen Ton-Sandsteinen an.
Auf der gegenüberliegenden Bachseite folgt dann Lias Beta Ton (dunkelblau).
Dieser ist ca. 10 m mächtig - jedoch nahezu fossilleer.

 

 

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Nochmals der Arietenkalk mit Übergang zum Lias Beta.
Leider laufen die Gräben bei Regen sehr schnell mit  Wasser voll.
Weil das Wasser teilweise 0,5 m hoch steht, ist ein Sammeln im Graben
auch mit Stiefeln nicht mehr ratsam.

 

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Mittlerer und unterer Lias Gamma bei Bargau.
Dort wo der Kanal endet steht in der Sohle bereits Lias Beta an.
Einige hundert Meter weiter unten folgt dann der oben
abgebildete Arietenkalk-Aufschluß. Im Hintergrund sind die
sog. Zeugenberge "Rechberg" (linker Berg) und der "Hohe Staufen"
(ganz hinten und etwas kleiner) zu erkennen.

 

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Sammler bei der Arbeit. Die rote Linie markiert die sog. Davoei-Bank.
Da direkt über dieser Bank bereits Amaltheen auftreten, liegt die biostratigraphische Grenze vom unteren zum oberen Pliensbachium direkt oberhalb der Davoei-Bank.
Die Davoei-Bank wird herausgebrochen, die Oberfläche vom Ton befreit um zu sehen, ob ein Ammonit auf der Oberseite der Bank sitzt.
Danach wird die Bank zerschlagen um evtl. innensitzende Ammoniten zu erkennen.
Das Durchmustern des abgeregneten Aushubs bringt jedoch immer bessere Ergebnisse als das Herausbrechen der Blöcke aus dem Anstehenden.

 

 

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Typische, gefleckte Davoei-Bank.
Die Davoei-Bank ist die einzigste Lage, die einen durchgehenden bankartigen
Charakter hat. Die anderen Lagen haben eher den Charakter von Geoden und sind rundlich. Dies ist bei der Erkennung wichtig. Denn nur in und auf der Davoei-Bank finden sich Ammoniten etwas häufiger. Ansonsten sind diese im Lias Gamma
in der Gegend eher selten. Es macht Sinn, nur diese Bank aufzuklopfen !

 

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Ein frisch gefundender Prodactylioceras davoei in der typischen Größe.
Dieses Stück ist Positiv-Negativ gesprungen. Die natürliche Verwitterung
hatte eine Trennfuge erzeugt. Bei solchen Funden ist die Chance, dass der
Ammonit innen rein läuft höher als bei den Stücken, die außen auf dem
Stein aufgesessen sind. Die außen aufsitzenden Ammoniten löst man oft vom
Stein ab um die besser erhaltene Unterseite zu präparieren (siehe nächstes Bild).
Solche Funde sind - wenn die Davoei-Bank angebaggert wird, durchaus häufig.
Ein gut erhaltener Ammonit pro halbe Stunde ist mindestens drin wenn man
in den richtigen Bänken sucht. 

 


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Ein fertiger Prodactylioceras davoei Steinkern mit ca. 12 cm Durchmesser.
Die Wohnkammer ist weitestgehend erhalten. Deshalb diese Größe.
Leider ist das Bild etwas "verblitzt".

 

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Und nochmal ein kleineres Stück mit 8cm.

 

Aktualisierung vom April 2006:

Im Forum gibt es einige Bilder von einer Ausstellung in Schwäbisch Gmünd im Jahr 2006:
Siehe:

http://www.steinkern.de/forum/viewtopic.php?t=773