Bayern

Kleinfauna vom Schwammriff bei Laibarös (Fränkische Schweiz)

In diesem Artikel möchte ich Ihnen am Beispiel von Funden aus Laibarös (Fränkische Schweiz) einen kleinen Überblick über die Kleinfauna oberjurassischer Schwammriffe geben. Die Fundstelle ist im "Geoführer Frankenjura" von A. E. Richter näher beschrieben worden. Aufgeschlossen sind dort wenige dutzend Quadratmeter Kalkmergel des Oberjura Beta/Gamma. Vor Ort kann man die abgeregneten Flächen nach Seeigeln, Brachiopoden und anderen Fossilien absuchen. Leider ist das kaum noch lohnenswert, da angesichts der geringen Suchfläche auch eine geringe Anzahl Sammler irgendwann die Fläche "abgegrast" und alle größeren Fossilien eingesammelt hat. Nach wie vor lohnend ist es allerdings, sich einige Kilogramm Schlämmaterial mitzunehmen und dieses anschließend zu Hause auszulesen.

 

01 Laibaroes

Abb. 1: Gesamtansicht des Aufschlusses im April 2015. Foto: Alfred Walkowiak

 

02 Laibaroes

Abb. 2: Auf einer vegetationsfreien Fläche von zirka 6 x 12 m Ausdehnung können Fossilien aufgelesen werden. Die Fläche war früher größer, wuchert aber zusehends zu. Foto: Alfred Walkowiak

 

03 Laibaroes

Abb. 3: Weiteres Foto des Oberjura-Schwammriffs von Laibarös im April 2016. Foto: Alfred Walkowiak

 

Aufbereitung

Das Material wird getrocknet (im Sommer in der Sonne, im Winter im Backofen) und dabei größere Brocken gleich aussortiert, um Beschädigungen der Siebe zu vermeiden. Dann wird das Material mit kochendem Wasser aufgegossen und einige Minuten stehen gelassen. Ich nutze selbstgebaute Siebe und zusätzliche auch solche aus dem Aquaristikbedarf, die dort zum Sieben von Futter für Jungfische zum Einsatz kommen. Die Kombination aus einem feinmaschigen Sieb unten (Maschenweite 0,063 mm) und einem grobmaschiges Sieb (Maschenweite 2 mm) darüber, hat sich für meine Zwecke bewährt. Unter fließendem Wasser wird das Material ordentlich durchgespült.

Die grobe Fraktion (>2 mm) lasse ich trocknen, die feinere behandle ich einige Sekunden mit dem Ultraschallgerät. Es reicht ein preiswertes Gerät der Preisklasse um 20 €.

Danach gebe ich das Siebgut in eine flache Schale und schwenke diese mit ordentlich Wasser. Den Vorgang wiederhole ich solange, bis sich das Wasser nicht mehr trübt – das kann auch mal eine halbe Stunde dauern. Anschließend trocknen lassen und mit einigen Sieben fraktionieren (z.B.: 0,063 / 0,1 / 0,2 / 0,5 / 1 mm) - fertig!

 

Grobfraktion Laibaroes

Abb. 4: Schlämmrückstand der Grobfraktion von Laibarös.

 

Mittlere Fraktion Laibaroes

Abb. 5: Die mittlere Fratkion.

 

Feinfraktion Laibaroes

Abb. 6: Feinfraktion.

 

Das Auslesen der Fossilien unter dem Mikroskop gestaltet sich dann sehr zeitaufwändig. Ich lese immer mal zwischendurch eine Ausleseschale aus. Bei der Fraktion 0,063 - 0,1 mm fotografiere ich nur mit Durchlicht – das Material ist mir zu klein zum Aufbewahren.

Nachfolgend möchte ich einige Fundstücke vorstellen, die ich beim Schlämmen des Materials vom Schwammriff Laibarös gefunden habe.

 

Seelilien

Sehr häufig vorkommend. Dominierend bei den sessilen Seelilien ist Isocrinus, andere Gattungen sind selten.

Bei den Haarsternen gibt es auch eine häufige Art, alle anderen sind ebenfals selten und für mich nicht bestimmbar.

Seelilien bestehen aus einem Haftorgan/Wurzelgeflecht, mit nachfolgenden Stielgliedern. Zwischendurch bilden sich an den Stielgliedern abstehende Cirren aus Cirrengliedern. Typisch für Stachelhäuter nimmt der Durchmesser der Cirrenglieder zum Ende hin ab, wobei sie länger werden. Am oberen Ende des Stiels sitzt die Krone, angefangen mit dem Kelch, der aus mehreren Platten besteht. Dem Kelch folgen die Arme, die sich je nach Art in Vielfache von 5 teilen können.

Von den Armgliedern zweigen die Pinnulae ab, die ein weitverzweigtes Geflecht zum Filtrieren des Wassers bilden.

Haarsterne bestehen aus einem zentralen Kelch, von dem die Arme abgehen. Das erste Glied teilt auf zwei auf, sodass das Tier 10 statt 5 Arme hat. Anders als Seelilien leben Haarsterne im Adultstadium freischwebend in der Wassersäule.

Wer sich näher für die Haarsterne des Süddeutschen Malm interessiert, dem ist der in den Stuttgarter Beiträgen zur Naturkunde veröffentlichte Artikel und online frei verfügbare Artikel "Remains of Saccocomids (Crinoidea: Echinodermata) from the Upper Jurassic of southern Germany" von Hans Hess zu empfehlen.

 

Seelilien Stielglieder Tafel1

Abb. 7: Nr. 1-3: Isocrinus, Nr. 4: Balanocrinus.

 

Seelilien Skellettteile

Abb. 8: Nr. 1-3: Armglieder, Nr. 4: Cirrenglied, Nr. 5: Endklaue, Nr. 6: Pinnulae, Nr. 7: Cirrenglieder.

 

Haarsterne Laibaroes

Abb. 9: Nr. 1 und 3: Armglied, Nr. 2: Armteiler, Nr. 4: Kelch, Nr. 5: Kelchsegment, Nr. 6: andersartiges Kelchsegment.

 

Seeigel
Vollständige Coronen sind ausgesprochen selten. Ich konnte bis jetzt nur vier Stück finden, darunter je ein Exemplar von Plegiocidaris coronata und Magnosia nodulosa sowie zwei Diplopodia subangularis.
Teile des Kieferapparates sind ebenfalls eher selten. Rotulae lassen sich hin und wieder finden, von Pyramiden habe ich allerdings nur Bruchstücke.

 

Plegiocidaris coronata Laibaroes

Abb. 10: Plegiocidaris coronata, Durchmesser 21 mm.

 

Diplopodia subangularis Laibaroes

Abb. 11: Diplopodia subangularis, Durchmesser 14 mm.

 

Magnosia nodulosa Laibaroes

Abb. 12: Magnosia nodulosa, Durchmesser ca. 3 mm.

 

Seeigelteile Tafel1

Abb. 13: Nr. 1: Rotulae, Nr. 2: Sekundärstachel, Nr. 3: Gehäuseplatte, Nr. 4: Primärstachel.

 

Schlangensterne
Sehr häufig. Ausgehend von der Zentralscheibe gehen fünf Arme ab. In der Mitte des Querschnittes eines Armes befinden sich die Wirbel, welche beweglich miteinander verbunden sind. Oben aufliegend bilden die Dorsalschilder, welche sich zum Teil überlappen, eine Art „Schuppenkleid“. An den Seiten liegen die Randplatten an, unter denen immer ein „Stachel“ absteht.

 

Schlangenstern Segmente Laibaroes

Abb. 14: Nr. 1: Dorsalschild, Nr. 2: zwei Wirbel, Nr. 3: Stachel, Nr. 4-5: Randplatten, Nr. 6: Ventralschild.

 

Seesterne
Wenig häufig. Ich kann viele Teile leider nicht zuordnen und würde mich über Hinweise zur Zuordnung freuen.
Die Diversität und der Formenreichtum der einzelnen Teile sind beachtlich. Es lassen sich mehrere Arten finden, unter anderem die weit verbreitete Gattung Sphaeraster.

 

Seesterne Laibaroes

Abb. 15: Nr. 1-3: Ambulakralia, Nr. 4-8: Platten, die den zentralen Bereich ausfüllen(?), Nr. 9: Stachel.

 

Seesternplatten Laibaroes02N

Abb. 16: Nr. 1: Platte von ?Sphaeraster tabulatus, Nr. 2: ?Tylasteria, Randplatte.

 

Schnecken

Mäßig häufig, meist in Form von sehr kleinen unbestimmbaren Steinkernen. Die größeren Exemplare ließen sich - aufgrund der Steinkernerhaltung unter Vorbehalt - den Gattungen Bathrotomaria, Spinigera und Neritopsis zuordnen.

 

Schnecken Malm Laibaroes

Abb. 17: Nr. 1: Bathrotomaria sp., Nr. 2: Spinigera sp.

 

Neritopsis jurensis Tafel1

Abb. 18: Neritopsis jurensis und zugehörige Deckelklappen.

 

Foraminiferen
Wenig häufig bis selten, kleinere Formen sind vergleichsweise häufiger.
Leider reicht meine Vergrößerung nicht aus, um die kleinen Exemplare ordentlich zu fotografieren. Bei der Bestimmung bin ich mir sehr unsicher, da mir nicht ausreichend Literatur vorliegt.

 

Foraminiferen 1

Abb. 19: Nr. 1: Lenticulina muensteri, Nr. 2: Lenticulina quenstedti, Nr. 3-5: Lenticulina sp.

 

Foraminiferen 2

Abb. 20: Nr. 1: Spirillina tenuissima, Nr. 2: Paalzowella sp., Nr. 3 “Dentalina” cf. globulifera, Nr. 4 Laevidentalina sp.

 


Krebse
Sehr selten. Ich konnte bis jetzt nur eine Schere finden, die vermutlich von einem kleinen Einsiedlerkrebs stammt.

 

Krebschere 1

Abb. 21: Krebsschere, Länge: ca 2 mm.

 

Zähne

Sehr selten. Meist handelt es sich um Zähne von Haien oder Raubfischen.

 

Zähne Tafel1

Abb. 22: Nr. 1: Haizahn, Nr. 2: Haizahn, Nr. 3: Fischzahn, Nr. 4: Vidalamia sp., Nr. 5: Sphenodus sp.


Spurenfossilien
Sehr häufig lassen sich Kotpellets finden. Diese weisen meist zwei Formen auf: entweder sie sind rund oder oval länglich. Ich vermute, das diese von kleinen Krebsen stammen? Auch Grabgänge lassen sich immer wieder finden.

 

Spurenfossilien Tafel1

Abb. 23: Nr. 1-2: Grabgänge, Nr. 3-4: Koprolithen.

 

 

Dank

Mein Dank gilt Alfred Walkowiak, der freundlicherweise die eingangs abgebildeten Fotos vom Fundort (Abb. 1-3) für diesen Bericht zur Verfügung stellte sowie Klaus Dobler für wertvolle Hinweise zu den Seesternen.

 

Robin Lauterbach für Steinkern.de