Bayern

Die Tongrube Buttenheim in Franken


Hinweis der Steinkern.de Redaktion vom 7. Februar 2024:

Im Jahr 2024 erteilt Liapor – anders als dies in den letzten Jahren der Fall war – keine offiziellen Betretungsgenehmigungen an Sammler.


 

 
Die Tongrube Buttenheim liegt zwischen Forchheim und Bamberg. Sie erschließt die tonig mergeligen Schichten des Lias delta, den man auch als Oberpliensbach bzw. Domerium bezeichnet.

 

Die Anfahrt über die A73 ist relativ leicht. An der Ausfahrt Buttenheim/Altendorf ausfahren, kurz nach dem Ortsschild von Buttenheim kommt rechts ein großer Biergarten. Dort in Richtung Unterstürmig abbiegen. Etwa auf halber Strecke befindet sich links eine Abbiegespur. Der kurzen Straße folgen, bis man am Grubeneingang angelangt ist. Bitte am äußersten Straßenrand parken, um eventuell ausfahrende LKWs oder landwirtschaftliche Fahrzeuge nicht zu behindern!

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Blick in die Grube (Stand 5. 6. 2007).

Das Sammeln wird außerhalb der Betriebszeiten geduldet.

An Werkzeug und Ausrüstung zum Sammeln ist folgendes anzuraten:
- Geologenhammer (am besten den langen Estwing-Pickhammer), es geht aber
auch ein sogenannter Zimmermannshammer.
- Fäustel (zum Knacken der Knollen).
- Flachmeißel (zum Spalten großer Brocken).
- Spitzhacke (falls nicht genügend Haldenmaterial herumliegt).
 
Weiter sollte natürlich ein Eimer nicht fehlen, eventuell sind Stofftaschen zum Verstauen robuster Funde oder zum Werkzeugtransport zu gebrauchen.
Zeitungspapier oder Alufolie zum Einwickeln der Fundstücke sind wegen
des oft brüchigen Materials sehr wichtig!
Auch kleine Clipverschlussbeutel haben sich bestens bewährt.
In den Rucksack gehören auf jeden Fall noch gute Arbeitshandschuhe und
ggf. Regenkleidung. Gummistiefel sollten auf jeden Fall mitgenommen werden. Sekundenkleber zum Kleben gebrochener Funde ist ratsam.
 
Wo kann etwas gefunden werden?
Grundsätzlich ist es so, dass das Haldenmaterial, welches meist herum
liegt, gründlich durchgeklopft werden sollte.

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Redaktionskollege Peter ("Mobibroesel"im Forum) beim Durchforsten
des frisch gebrochenen Materials.

Als Faustregel gilt: Nur das graue Abraummaterial enthält gute Funde.
Am ehesten fündig wird man, schlägt man Brocken auf, die schon von
außen Fossilführung erahnen lassen. Immer auf weiße, kreidige Schalenreste auf den herumliegenden Brocken achten.

Tonkonkretionen (Knollen) sollten immer aufgeschlagen werden, falls
von außen schon Fossilreste zu erkennen sind!

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Frisch geöffnete Tonknolle mit einem Amaltheus margaritatus (Fund: 5. 6. 2007).
 
Falls das Haldenmaterial mal komplett abgefahren wurde, oder schon zu
sehr durchgeklopft ist, muss man im Anstehenden sein Glück versuchen.
 
Der erste fossilführende Horizont ist die sogenannte margaritatus-Zone, welche wenige Meter über der Grubensohle ansteht.
Ein schmales, oft pyrithaltiges und sehr verbackenes Band zieht sich durch weite Teile der Grube. Darin können oftmals Teilstücke großer Amaltheen gefunden werden, sehr selten auch komplette Exemplare.

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28 cm großer, vollpyritisierter Amaltheus margaritatus aus der gleichnamigen Zone im unteren Grubenbereich.

Auch Schnecken der Art Pleurotomaria amalthei werden dort hin und wieder geborgen, leider gelingt dies nicht sehr häufig.
 
In den darauf folgenden höheren Bereichen des Grubenprofils gibt es immer wieder Bänder, die gutes fossilführendes Material beinhalten. Am besten ist es, immer mal wieder mit der Spitzhacke etwas Material abzubauen und dieses genau zu mustern, solche Probeschurfe geben oft schnell Aufschluss darüber ob in einer bestimmten Lage etwas zu holen ist, oder nicht.
 
Sobald der Tonmergel eine bräunliche Färbung annimmt, werden die Funde spärlicher, bis sie ganz ausbleiben.

Mittlerweile wurde im oberen Grubenbereich ein kleines Band der Spinatumzone abgegraben, wobei man dort normalerweise nur mit Spitzhacke und viel Arbeit etwas ausrichten kann.
 
Neuerdings ist außerdem ganz oben in Richtung Wald der Lias epsilon erschlossen, wobei man Funde nur sporadisch machen kann. Die bankige Schicht ist meist fossilleer nur an ein paar Stellen kam bisher gutes Material zutage.

 
Was gefunden werden kann:
Am häufigsten zu finden sind natürlich Ammoniten.
Namentlich sind dies: Pleuroceras solare, Pleuroceras salebrosum,
Pleuroceras apyrenum, Pleuroceras reichenbachense, Pleuroceras
spinatum.
Eine Spezialität von Buttenheim sind Exemplare mit sogenannter Spiralstreifung (Resten der Originalfärbung).
Exemplare die diese "Farbstreifen" aufweisen, sollten immer mitgenommen
werden, auch wenn es sich nur um Bruchstücke handelt!

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 Typischer Fund: Pleuroceras solare mit kreidig umgewandelter Schale.

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Sehr beliebt sind auch die sogenannten "Fossilgräber", Tonkonkretionen mit Ansammlungen von Ammoniten und sonstigen Fossilien. Der hier abgebildete "Pleuroceratenfriedhof" wurde aus einer pyrithaltigen Knolle herausgearbeitet, was sehr zeit- und arbeitsaufwändig war.

Seltener zu finden sind die Amaltheen:
Amaltheus gibbosus und Amaltheus margaritatus. Die sogenannten Pseudoamaltheus engelhardti, die immer wieder gefunden werden, sind in Wirklichkeit der Art Amaltheus margaritatus zuzuordnen. Echte Pseudoamaltheus engelhardti bilden keinen Zopfkiel aus!

Der nicht oder nur schwach berippte Amauroceras ferrugineum ist sehr
kleinwüchsig und wird immer mal wieder gefunden.
 
Belemniten dagegen werden häufig gefunden, selten auch mit Phragmokon,
sie gehören meist zur Art Passaloteuthis paxillosus.

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Stufe mit einem Passaloteuthis paxillosus und zwei Pleuroceraten.

Gastropoden:
Am häufigsten sind die kleinwüchsigen Arten wie Levipleura blainvillei oder Rhynchocerithium kochi. Ptychomphalus expansus ist ebenfalls klein und verhältnismäßig häufig. Seltener sind Exemplare von Pleurotomaria amalthei, welche oft nur als Steinkern gefunden werden. Zu den absoluten Glücksfunden gehören Funde von Katosira undulata, einer sehr schlanken Turmschnecke, welche meist eine bräunliche
Schalenerhaltung aufweist.

wolfang_kathoneu.jpg
Dreidimensional erhaltene Katosira undulata.
 
An Muscheln sind häufig zu finden:
Nuculana complanata, Plicatula, Pleuromya, Pinna, Pseudomytiloides ...
 
Brachiopoden:
Gibbirhynchia amalthei, Lobothyris punctata, Spiriferina ...
 
Funde von pyritisiertem oder inkohltem Holz sind je nach Abbausituation selten bis häufig.
 
Zu den absoluten Seltenheiten gehören Seelilienstengelglieder, Haizähne und Krebse.

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 Mein bisher einziger Krebsrest aus Buttenheim.

Anmerkung:
Die Fossilliste ist natürlich keineswegs komplett und soll nur einen ungefähren Querschnitt der reichhaltigen Fundmöglichkeiten darstellen.

Noch ein paar Worte zur Präparation:

Diese ist vergleichsweise einfach:

Durch die meist verwitterte Schale kommt es oft vor, dass sich Fundstücke von der Matrix lösen (Wenn möglich, die Fossilien immer auf der Originalmatrix belassen!).
Einfach mit etwas Sekundenkleber wieder aufmontieren.
Zuvor sollte der Ton aber gut durchgetrocknet sein.
Auch zum Kleben der eigentlichen Fossilien (welche oft brechen!) ist dünn- bis mittelflüssiger Sekundenkleber die erste Wahl.

Oft genügt ein Skalpell um den Ton vom Fossil zu lösen, falls dies beim Spalten der Tonbrocken nicht schon von vornherein passiert ist.
Unansehnliche, kreidig umgewandelte Schalenreste kann man leicht mit einer alten Zahnbürste entfernen.

Ammoniten, die eine feste, weiße Schalenerhaltung aufweisen (wie im oben gezeigten Beispiel), sollten aber so belassen werden.

Tonknollen einfach mit ein paar Hammerschlägen rund um die Knolle öffnen.

Zum Einlassen der Fundstücke, hat sich Steinversiegelung wie zum Beispiel REMBER gut bewährt.
 
Die derzeitige Situation, Stand Juni 2007:

Bei reger Abbautätigkeit und genügend aufgeschüttetem Haldenmaterial, können gute bis sehr gute Funde gemacht werden. Die fossilführenden Schichten sind meist erschlossen, es wird kaum mehr erdiges Material von weiter oben über diese geschoben, wie es noch vor kurzem üblich war. Nach längerem Regen sind die herumliegenden Tonmergelbrocken gut durchfeuchtet und können leicht zerkleinert werden.

Natürlich kann sich die Situation kurzfristig ändern, falls im nahe gelegenen LIAPOR-Werk weniger Ton benötigt wird und es zu einer Abbau-Pause kommt, was immer mal wieder passiert!

Abschließend möchte ich noch auf die anderen Berichte über die Tongrube Buttenheim auf dieser Seite hinweisen. Dazu bitte die Suchfunktion nutzen. Falls es Fragen oder Berichtigungen gibt, bitte PN (persönliche Nachricht) an mich, danke!

Bericht, Fotos und Funde: Wolfgang Dietz



Literatur zu Buttenheim:

SIMONSEN, S. (Hrsg.) (2012): Der Steinkern - Heft 2 (Buttenheim, 2. überarb. Neuaufl.), 68 S.