Dänemark

Fossilien vom Limfjord /Teil 11: Molermuseum Mors


Hallo Steinkerner,
unser Sammelparadies ist der Limfjord und dort gibt es zwei Museen, das Fur-Museum und das Molermuseum Mors. Letzteres möchten wir Euch gern vorstellen.

Ein ehemaliges Bauernhaus in Skarrehage, an der nördlichsten Spitze der Limfjordinsel Mors ist die Heimat der schönsten, seltensten und spektakulärsten Molerfossilien. Die Lage ist einzigartig schön; Blick auf den Fjord mit der kleinen Fähre, und gleich auf der anderen Seite der Straße sind zwei Molergruben, die zum Sammeln einladen.

Nicht weit entfernt nördlich kann man das Feggeklint mit seinen ausgeprägten Schichtfolgen besuchen. Es ist nach dem alten König Fegge benannt, der von Shakespaeres Hamlet dahingemeuchelt wurde.

Dieses liebevoll restaurierte Bauernhaus ist zum MOLER MUSEET umgestaltet worden.

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Bild 1: Der Eingang und die für einen richtigen Dänen unverzichtbaren Picknicktische.


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Bild 1a: Eingang und Vorraum. Auch hier wieder Tische und Bänke für eine Tasse Kaffee und mitgebrachtes Smörrebröd. Auch kann man hier in Ruhe seine Funde bestimmen lassen.

Der Eintritt kostet 60 Dänenkronen (8 EURO). Mit der Karte kann man 14 Tage jederzeit das Museum besuchen. Kinder bis 18 !!! Jahre haben freien Eintritt.
Das Museum erfreut sich großer Beliebtheit; es hat jährlich etwa 12 - 14.000 Besucher.


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Bild 2: Der Gründer des Museums Bent Soe und der jetzige Leiter Henrik.


Alles begann 1988, als dem Privatsammler Bent Soe Mikkelsen aus Skarehage/Morsö seine Sammlung aus den Nähten platzte. Ihm wurde ein ehemaliger Bauernhof mit Stallungen für ein Museum zur Verfügung gestellt, das nach und nach zu einem Wallfahrtsort für Sammler, Wissenschaftler und Touristen wurde.
1997 übergab er das Museum an seinen Mitstreiter Henrik Madsen, der es seitdem mit Herzblut, Energie und großem Erfolg weiterführt.
Beide sind auch heute noch leidenschaftliche und erfolgreiche Fossiliensammler. Henrik ist ein Allround-Museumsleiter; er hält "nebenher" Vorträge für Besucher , besucht mit den Schulklassen die Aufschlüsse, hilft dem glücklichen Finder gern bei der Bestimmung, sammelt intensiv und außergewöhnlich erfolgreich in den umliegenden Aufschlüssen und präpariert mit sicherer Hand die kleinsten Insekten und die größten Fische.




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Bild 3: Oben: Hier führt Henrik eine Schulklasse in den Aufschluß direkt ggü. dem Museum. Dank Henriks besten Verbindungen hat der Baggerfahrer eine Serpentine in die Böschung gegraben, damit man sicher in die Grube klettern kann.
Unten: Mit der Flex bewaffnet geht Henrik den Zementsteinen zuleibe, um sie zu formatieren.



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Bild 4: Start der Museumstour.

In der ersten Abteilung werden der Vulkanismus und die daraus entstandenen Ascheschichten erläutert; daneben Beschreibungen und Zeichnungen zu den Kieselalgen, die den Moler bilden.

Die Zementsteinlinse im Vordergrund eignet sich hervorragend, anhand der Dicke und Abstände der Ascheschichten die genauen Aschelagen zu ermitteln - wenn man es denn kann.
Henrik kann es, wir können es leider immer noch nicht so richtig.


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Bild 5: In diesem Jahr waren fossile Schilkröten das Thema der Sonderausstellung.

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Bild 6: Hier darf natürlich die berühmte kleine Schildkröte "Luffe" nicht fehlen.
(vgl. "Fossilien vom Limfjord, Teil 6").




Auf sehr übersichtlichen Tafeln werden die geologischen Gegebenheiten erläutert; die auch ohne dänische Sprachkenntnisse verständlich sind.

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Bild 7: Sehr schöne Tafeln zeigen u.a. die Verteilung von Meer und Land im unteren Tertiär (oben). So kann es  im Paläozän/Eozän an Land ausgesehen haben (unten).


In den umliegenden Gruben kommen ab und an Zementsteinlinsen mit den Kristallen IKAIT / GLENDONIT vor. Kurz und knapp gesagt handelt es sich bei IKAIT um eine Verbindung von Calziumkarbonat und Wasser, die sich bei mehr als 6° Celsius auflöst. Die so entstehenden Hohlräume werden dann mit Calzitkristallen ausgefüllt.

Hin und wieder findet der "einfache Sammler" Teile davon.
Wenn er Pech hat, dann findet er auch mal eine riesige Linse mit vollständigen Kristallen.Die kann er dann fotografieren und mit Tränen in den Augen liegenlassen, weil er sie wegen des Gewichts nicht aus der Grube tragen kann.
Anders geht es Henrik: Die Baggerführer, mit denen er befreundet ist, fahren ihm die Linsen "frei Haus" auf seinen Hof. Von solchem Service kann man nur träumen.


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Bild 8: Eine beeindruckende Ansammlung von Glendonit/Ikait.
Die Linsen haben einen Durchmesser von ungefähr 30 bis 60 cm.




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Bild 9: Die obere Linse wurde aufgesägt. Dabei hatte man mit ungeheuerem Glück genau die Mitte getroffen.
Unten ist ein sternförmiger Kristall von ca. 40 cm zu sehen.




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Bild 10: Meterweise Vitrinen mit allen Fischen, die dort gefunden wurden. Dazu informative Erläuterungen und Rekonstruktionen.


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Bild 11: Blick in eine Vitrine mit Fischen.



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Bild 12: Der riesige Tarpun.
(siehe Homepagebericht "Fossilien vom Limfjord Teil 8"
)



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Bild 13: Dieser Butterfisch (Smörfisk) wurde in monatelanger Geduldsarbeit aus dem Gestein herausgesäuert. Er ist bis zu den feinsten Details erhalten.
Unten ein Bild des rezenten Gegenstücks.



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Bild 14: Makrele, Stint (Smelt) und Goldlachs (Strömsild).


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Bild 15: Haizahn Sylvesterilamia terentidens im "Stribet Cementsten".


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Bild 16: Haiwirbel (oben) und diverse Haizähne mit Kieferrest (unten).


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Bild 17: Ein fast vollständiges Vogelskelett im Zementstein.


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Bild 18: Diese Rekonstruktion und viele anderen Bilder sind vom Kopenhagener
Geologen Stig S. Pedersen gezeichnet worden.
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Bild 19: Knochen vom ältesten Papageien der Welt.

Diesen recht unscheinbaren Knochen hatte Bent Soe gefunden, und er wurde im Museum als "unbestimmter Vogelknochen" ausgestellt. Bis er von irischen Forschern näher unter die Lupe genommen wurde.
Er erwies sich als Flügelknochen eines Ur-Papageien. Danach haben die Tiere also bereits vor 55 Millionen Jahren in Nordeuropa gelebt – und nicht, wie bisher angenommen- seit lediglich 15 Mio. Jahren nur in südlicheren Gefilden.
Es ist also der älteste bisher entdeckte fossile Papagei, wie aus der jetzt in der Fachzeitschrift „Palaeontology“ veröffentlichten Studie hervorgeht.

Der Papagei war nach Angaben von Studienleiter David Waterhouse von der Universität Dublin etwa so groß wie eine Krähe und habe Ähnlichkeiten mit einem Gelbwangenkakadu.
Die offizielle Bezeichnung lautet zwar „Mopsitta tanta“, aber die Forscher gaben ihm den Spitznamen „Danish Blue“ (nach dem Sketch „Der Papagei ist tot“ von Monty Python).


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Bild 20: In diesem Bereich werden Vögel, Insekten, Haie und Fische ausgestellt.


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Bild 21: Die Vitrine mit den wunderbar erhaltenen Insekten.

Aus dem Moler sind viele Insektenarten bekannt.
Bisher wurden u.a. 9 Libellenarten, 5 Mückenarten, 10 Schnakenarten und 20 Zikadenarten gefunden.
Obgleich Käfer sehr häufig sind, konnten trotz der detaillierten Erhaltung bisher nur 5 Arten bestimmt werden, weil wichtige Kriterien wie z.B. Antennen oder Deckflügelmuster meist nicht überliefert sind.



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Bild 22: Die Bildtafel mit Insektenzeichnungen sind eine gute Bestimmungshilfe


Dennoch besteht bei den Insekten - aber auch bei den fossilen Vögeln -  immer wieder die Chance, eine neue Art (oder auch Gattung; sogar Familie) zu finden. Die über den Vitrinen angebrachten Tafeln weisen allein bei den Insekten auf die vielen  im Moler gefundenen Holotypen hin.

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Bild 22a: Hier der Holotyp des von Bent Soe Mikkelsen gefundenen Wasserläufers "Palaeogerris mikkelseni".



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Bild 23: Libelle im Zementstein.

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Bild 24: Heuschrecke und Heuschreckenflügel.



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Bild 25: Riesige Baumstämme.

Im Jahre 1998 waren wir dabei, als Henrik mit einigen Helfern einen riesigen Baumstamm aus der Molergrube in Ejerslev geborgen hatte. Dieser Bereich ist inzwischen geflutet, und der entstandene See kann von den Touristen als "Lagune" umwandert werden.

Vom Baumstamm wurden 8,5 Meter geborgen; nach sehr aufwändiger Präparation konnten davon leider nur 6,3 Meter gerettet werden. Er ist dennoch der größte je in Dänemark geborgene Baumstamm.
Der Stamm ist mit seinen Zellstrukturen so gut erhalten, dass er als Sequoia-artiger (Mammutbaum) bestimmt werden konnte.
Zu Zeiten des subtropischen Molermeeres lag Grönland dort, wo heute die Färöer liegen. Es ist durchaus realistisch, dass der Baumstamm von Grönland herangetrieben wurde.



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Bild 26: Lebensbild aus einer eozänen Sumpflandschaft.


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Bild 27: Ein Macclintoccia-Blatt.

Ein so schönes, vollständiges Macclintoccia-Blatt in dieser Erhaltung zu finden, ist unser Traum. Aber wir bleiben am Ball, und irgendwann ist uns vielleicht das Sammlerglück hold.


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Bild 28: Wenn der Boden des Molermeeres für kurze Zeit einmal nicht toxisch war, dann hatten Bodenlebewesen eine Chance. Hauptsächlich Schnecken und Schlangensterne. Besondere Raritäten sind diese Horngarnelen (Hornreje).

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Bild 29: Muschel, Seestern, Schlangensterne.

Ebenfalls aussergewöhnlich selten sind Seesterne. Und auch die oben links abgebildete Blaumuschel wurde bisher nur in wenigen Exemplaren gefunden. Die unten gezeigten Schlangensterne werden recht selten gefunden, aber wenn, dann tauchen sie auch in Mengen auf. Im Museum wird eine Platte mit über 70 Schlangensternen gezeigt.



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Bild 30: Seeigel; 3-, 4- und 6-Strahler.

Am Strand des Limfjords findet man natürlich auch Flint-Seeigel mit den üblichen 5 Strahlen.
Aber damit gibt sich Henrik natürlich nicht zufrieden: es müssen auch mal 4- oder 6-Strahler sein.
Und einen Steinwurf von seinem Museum entfernt fand er sogar einen 3-Strahler.


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Bild 30a: ... und noch einmal, weil es so schön war ....(Foto: Henrik Madsen).

Wir haben diese Kostbarkeit im Original mit Lupe und Mikroskop in Augenschein genommen und es läßt sich nichts daran deuteln: der 3-Strahler ist tatsächlich echt.


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Bild 31: Steine zum Anfassen.

In einem Sonderraum werden die Kinder ermutigt, die Deckel der aufgespaltenen Zementsteine abzuheben und die darunter  liegenden Fossilien zu betrachten. Das wird viel und gern gemacht; auch von Erwachsenen. Auf meine Befürchtung, die Fossilien könnten darunter leiden, war Henriks lapidare Antwort: " Dann sammel ich eben ein paar neue".

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Bild 32: Blick vom Museum zum nahen Limfjord.

Ein letzter Blick aus dem Fenster zeigt den herrlichen Limfjord und animiert den Sammler, sich sogleich selbst auf die Suche nach den Prachtexemplaren zu machen. Es ist eine Binsenweisheit, dass jeder Hammerschlag zu einem Sensationsfund führen kann.

Leider gibt es auch viele, viele Sammeltage, an denen man kaum etwas Mitnehmenswertes findet.
Aber ein Molersammler muss leidensfähig sein.
Insbesondere hier gilt die Sammlerweisheit:" Was ich nicht finde, muss ich auch nicht präparieren".



Dies ist der letzte Bericht von uns über den Limfjord, und wir hoffen, dass wir unsere Freude über dieses wunderbare Sammelgebiet an Euch weitergeben konnten.


Mit den besten Sammlergrüßen und der Empfehlung, das "Molermuseet Mors" zu besuchen.

Karsten & Solveig


Quellen:

www.vestjyskstenklub.dk/index.html