Großbritannien

Yorkshire 2008 - Teil 3: Ravenscar

Eine tiefe Haßliebe verbindet uns mit dem Fundort Ravenscar, etwa 30 Autominuten südlich von Whitby: wunderbare Fundmöglichkeiten, aber Ab- und Aufstieg sind mörderisch. Zumindest für jene Sammler, die schon jenseits der Pensionsgrenze stehen.
Völlig umproblematisch ist das Parken an der STATION ROAD. Von dort sind es lediglich 500 Meter bis zur Fundstelle. Problematisch dabei ist, daß es sich hier um die Luftlinie handelt.

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Bild 01: Blick vom Golfplatz nach Norden zur Robin Hoods Bay

Real ist der Weg leider viel, viel länger. Also geht es zunächst etwa 1000 Meter über den breiten Sandweg des sehr noblen RAVEN HALL GOLF COURSE ( der zugleich ein offizieller Wanderweg des NATIONAL TRUST ist). Vorbei am ebenfalls sehr noblen RAVEN HALL COUNTRY HOUSE HOTEL, in dem man auch Quartier nehmen kann, wenn man dafür 270 € pro Nacht investieren möchte. In der praktischen, aber eben nicht noblen Sammlerkluft empfindet man sich hier leicht als gesellschaftlicher Außenseiter.





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Bild 02: Ein wichtiger Partner der Wanderer und Sammler. Als Dank für seinen Service und als kleine finanzielle Unterstützung kaufen wir uns in seinen Läden jedesmal ein kleines Andenken.

Dann wird es aber schon etwas volkstümlicher, wenn man den Pfad des National Trust weiterwandert, der in Serpentinen auf weiteren 400 Metern hinabführt. Aus etwa immer noch 100 Metern Höhe kann man mit guten Augen sehen und mit guten Ohren hören, wie sich große Gruppen von Seehunden im Wasser tummeln und bellen.
Aber dann enden die Wohltaten der Zivilisation auch schon. Die restlichen 800 Meter führen über Trampelpfade der Angler durch einen meterhohen Urwald aus Stechginster, sonstigem Dickicht und Adlerfarn. Wer sich hier verläuft, muss wohlmöglich seinen Resturlaub in diesem Dschungel verbringen.


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Bild 03: Für den Insider: wenn man das verrottete Panzerwrack erreicht hat, dann ist mehr als die Hälfte der Strecke geschafft.




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Bild 04: Hier ist das Gelände einmal etwas übersichtlicher, aber man darf nicht vom Pfad abkommen.



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Bild 05: Erste „Tatortbesichtigung“, aber trotz massenhaft vorkommender Belemniten noch nicht die richtige Fundstelle

Der endgültige Abstieg zum freigelaufenen Meeresgrund über einen etwa 5 Meter hohen Steilhang aus Lehm, Matsch und Sand ist dann schon wieder ein Vergnügen.
Aber wenn man erst auf der rutschigen Alaunschiefer steht und geradezu über Ammoniten, Muscheln und Belemniten läuft, dann ist die Mühsal des Abstiegs schon wieder vergessen.

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Bild 06: Der Abstieg ist geschafft; jetzt nur noch an den hellen, sandigen Dogger-Blöcken vorbei.

Erst wenn die Flut hoch aufgelaufen ist und man mit schwerem Rucksack den Rückweg antritt, dann fragt man sich, warum man sich das alles antut.
Hier unten sind Fossilien aus Lias und Dogger (Toarc bis Bajoc) zu finden.
Die Gezeiten können Dich hier nicht so gefährlich überraschen, weil Du Dich nicht so weit vom rettenden Aufstieg entfernen mußt.

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Bild 07: Und nun kann die Schatzsuche losgehen.

Man hat hier die Möglichkeit, Geoden mit Ammoniten zu finden. Und man kann seinen Blick auch auf die Spitzen der Gummistiefel richten, um die im Boden eingebetteten Ammoniten, Belemniten oder Muscheln zu finden. Sie lassen sich meist mit dem Spitzmeißel sauber und heil aus der Alaunschiefer herauslösen.

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Bild 08: Das Paradies. Aber VORSICHT: nicht nur alles Gute kommt von oben !!

Aber bitte nicht nur auf den Boden schauen; hin und wieder sollte der Blick auch nach oben führen. Die bis zu 100 Meter hohen Klippen bieten einen grandiosen Anblick und sie zeigen dem mutigen Sammler immer wieder, was ihm bei Unvorsichtigkeit von oben auf den Kopf fallen könnte.
Die schroffen Felsen geben die Bedeutung des Ortsnamens wider: Raven = der Rabe und Scar = die Narbe.

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Bild 09: Für den Rückweg wählten wir eine „Abkürzung“ von 30 Metern. Für die brauchten wir allerdings etwa 30 Minuten. Also, die Weisheit unseres ersten Bundeskanzlers Adenauer ist auch heute noch gültig: KEINE EXPERIMENTE.


Zum Abschluss noch einige Funde vom Oktober 2008 (Bilder 1 bis 12) und aus den Vorjahren (Bilder 13 bis 19 )


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Bild 10: Ein Ammonit im „Fußboden“





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Bild 11: Ein Belemnit im „Fußboden“


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Bild 12: Ein Ammonit in einer Geode.


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Bild 13: Peronoceras sp. (möglicherweise Übergangsform zwischen Catacoloeceras und Peronoceras), Coll Nr. 783, Breite 6 cm, Fundjahr 1998


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Bild 14: Vaugenia literata, Coll Nr. 796, Breite 6 cm, Fundjahr 1998


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Bild 15 Peronoceras subarmatum, Coll Nr. 805, Breite 7 cm, Fundjahr 1998



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Bild 16: Acrocoelites sp.,Coll Nr. 942, Länge 9 cm, Fundjahr 2003


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Bild 17: Gresslya donaciformis, Coll Nr. 982, Breite 5 cm, Fundjahr 1998


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Bild 18: Nucula cf. ovum, jetzt Dacryomya ovum, Coll Nr. 1139, Breite 20 bis 26 mm, Fundjahr 1998


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Bild 19: Pseudolioceras lythense oder auch P.compactile, Coll Nr. 791, Breite 7 cm, Fundjahr 1998


Mit den besten Sammlergrüßen

Karsten und Solveig