Frankreich

Aktuelle Situation an einigen südfranzösischen Fundorten

Zur aktuellen Situation an einigen bei Moosleitner „Fossiliensammeln in Südfrankreich“ angegebenen Fundorten

Das Buch Fossiliensammeln in Südfrankreich wurde unter der folgenden Adresse im Steinkern-Forum bereits vorgestellt:
http://www.steinkern.de/forum/viewtopic.php?t=71&highlight=moosleitner

Fundorte verändern sich. Daher hier einige Aktualisierungen, die sich bei Besuchen in den letzten Jahren ergeben haben.


Vorbemerkung: Die meisten der besuchten Fundorte fand ich, abgesehen von verständlichen aber illegalen Grabungen in den Schutzgebieten, in ordentlichem Zustand vor. Eine erschreckende Ausnahme war jedoch Carajuan (Fundgebiet Nr. 22, 1. Fundpunkt). Bereits der Weg dorthin war durch diverse Abfälle „markiert“. Am Fundpunkt selbst fand sich reichlich Müll. Die zurückgelassenen Verpackungen waren französisch, deutsch und niederländisch beschriftet. Insgesamt habe ich eine prallgefüllte Alditüte komprimierten Mülls von dort entsorgt. Besonders entsetzt haben mich mehrere Zigarettenpackungen (2 mit deutsch/französischer Aufschrift also vermutlich in Luxemburg gekauft) sowie zahlreiche Kippen. Aufgrund der extremen Waldbrandgefahr ist das Rauchen in südfranzösischen Wäldern strengstens verboten. Verstöße werden zu Recht sehr hart bestraft. Ich bitte alle Sammler eindringlichst, sich an diese Verbote zu halten. Alles andere wird zu weiteren Verboten für das ohnehin stark eingeschränkte Sammeln führen. Während meines Aufenthaltes gab es 2 Brände im Verdongebiet, denen neben ca. 200 ha Wald ein Wohnhaus bei Manosque sowie ein vollständiger Campingplatz bei Esparron zum Opfer fielen. Aufgrund der französischen Rechtsstruktur sind Verbote auf kommunaler Ebene (Arret Communal) von jedem Dorfbürgermeister einfach realisierbar. Ein Verbot,  das mit dem Schutz vor den allgemein gefürchteten Bränden begründet wird, wird sofort allgemeine Zustimmung finden. Riesige Flächen und ganze Straßen werden wegen Brandgefahr im Sommer  regelmäßig gesperrt. An Fundstellen – und auch sonst in Wäldern - zu rauchen ist eine rücksichtslose und gefährliche Idiotie.

Moosleitner führt unter den einzelnen Fundgebieten oft mehrere Fundplätze auf. Die Fundgebiete sind im Buch von 1 bis 41 durchnummeriert. Die Plätze nummeriere ich hier zusätzlich in der Reihenfolge Ihrer Beschreibung bei Moosleitner.


Fundgebiet Nr. 1, Fundplatz 5, Südseite Causse du Mende.
Hier besteht zwischen St. Bauzile und Langlade mindestens seit 2002 ein Schutzgebiet, das auch den seit vielen  Jahren gesperrten Truc de Balduc einschließt. Sammeln ist völlig untersagt. Eine Informationstafel befindet sich z. B. am Campingplatz von Rouffiac. Zudem gibt es an einigen Megelhängen private Verbotsschilder.

Fundgebiet Nr. 8, Fundplatz 4, Kalkhänge Östl. D 20, NW Les Dourbettes, Reserve Geologique Haute Provence
Die Hänge und insbesondere deren Fuß sind tatsächlich schwer erreichbar. Am Fuß der Hänge fanden sich keine Ammoniten in guter kalkiger Erhaltung. Die Exemplare waren genauso schlecht erhalten wie oben an den Hängen. Viele Exemplare sind auch in den Mergelkalken pyritisiert und durch die Witterung geschädigt. Der mühsame Abstieg lohnt nicht.

Fundgebiet Nr. 9, Les Dourbes, Fundplätze 1 u 2, Reserve Geologique Haute Provence
Leicht zu finden. Das Gebiet ist mit einem Verbotsschild der Reserve Geologique „vermint“, es ist an dem auf dem Foto auf S. 53 sichtbaren Wegweiser befestigt. In der Nähe finden sich zahlreiche durch Verwitterung halb oder ganz zerstörte Ammoniten. Auf dem Schild wird erklärt, dass der Sinn der Verbote die Erhaltung der Fossilien für unsere Nachkommen ist. Man hat Gelegenheit darüber nachzudenken, was unsere Nachfahren von durch Verwitterung zerstörten Fossilien haben und ob diese in einer Sammlung nicht besser aufgehoben wären.


Fundgebiet 12, Col de Soubeyrand, Fundplatz 1
Einfach zu finden. Stark abgesucht, ein Besuch lohnt kaum. Jeder Tourist, der in der Touristeninformation in Remuzat nach Mineralien oder Fossilien fragt, wird dorthin geschickt. Zudem wird die Stelle in einem Faltblatt der Touristeninformation als Fundpunkt für „Diamanten“ angegeben. Gemeint sind kleine Quarzkristalle, die in den Rissen der Septarien vorkommen. Die Septarien, die man am Campingplatz oder bei den Wirten der diversen Gästezimmer sieht, stammen meist aus den Mergelhängen an der D 94 SSO Remuzat bei der Lokalität Le Chambon. Hier darf man gegen Entrichten einer Gebühr auf dem nahegelegenen Bauerhof graben. Funde sind nur noch großem Aufwand möglich, die Stelle wir unter anderem von einer belgischen Gruppe mit mindestens halbkommerziellem Charakter ausgebeutet.

Fundgebiet 18, Chateau Aulan, Fundpunkt 1
Leicht zu finden. Machte bei einer kurzen Stichprobe nach starkem Regen einen interessanten Eindruck.

Fundgebiet 20,Villebois les Pins, Fundpunkte 1, 2
Ließ sich nach der Beschreibung gut finden, kaum Funde, stark abgesucht.

Fundgebiet 21, La Palud, Reserve Geologique Haute Provence
Läßt sich nach der Beschreibung gut finden. Zufahrt zum Parkplatz nur aus Richtung La Palud, Verlassen nur in Richtung Point Sublime, sonst wegen unübersichtlicher Kurve
sehr gefährlich. Der beschriebene Morast war auch nach stärksten unwetterartigen Niederschlägen in Bergschuhen (Gore Tex) problemlos passierbar. Gummistiefel sind nicht erforderlich, die Schlammschicht ist nur dünn. Die ersten Hänge machten einen stark besuchten Eindruck, wenige Fossilien, zahlreiche Grabungsstellen. Ich habe allerdings den  Besuch nach ca. 1 Stunde wegen eines heftigen Gewitters abgebrochen.

Fundgebiet 22, Carajuan, Fundpunkte 1 u 2, Reserve Geologique Haute Provence
Siehe Vorbemerkung. Etwas schwieriger zu finden, wegloses Gelände, teilweise Pfadspuren, Beschreibung bei Mossleitner gut. Deutlich stark frequentiert. Eine Übersicht lässt sich von der Pont du Carajuan nicht mehr gewinnen. Die Bäume auf dem Campingplatz sind inzwischen gewachsen und versperren die Sicht. Wenn man an der angegebenen Stelle parkt, kann man aber auf einen Felshügel am rechten (W) Ufer des unmittelbar SW gelegenen Bachbettes steigen und sich von dort einen Überblick verschaffen. Den Fundpunkt 1 habe ich problemlos gefunden, Nr. 2 vermutlich verfehlt, es gab bis auf ein Exemplar von Duvalia dilata keine Fossilien. Achtung: Wenn man sich zu tief hält, gerät man leicht in die sehr ähnlich wirkende darunter liegenden Schicht (ebenfalls Mergel mit abschließender festerer Schicht). Diese bricht z. T. schluchtartig in das Bachbett ab, von diesen Abbrüchen hält man sich besser fern. Aufgrund des vorhergegangenen extremen  Regens waren gute Funde möglich, aus den bioklastischen Kalken war reichlich Material heruntergefallen.

Fundgebiet 23, Trigance; Fundpunkte1, 2, 3, Reserve Geologique Haute Provence
Fundpunkt 1
Ließ sich problemlos finden, der kleine Pfad ist inzwischen zum breiten Forstweg geworden. Stark abgesucht, trotz vorhergegangenen extremen Regens kaum Funde.

Fundpunkt 2
Auf dem Gelände des verfallenen Bauernhofes (in der Karte als Ruine angegeben) stehen inzwischen mehrere anscheinend dauerhaft bewohnte Wohnwagen. Die Bitte um Erlaubnis zum Betreten des Geländes wurde freundlich aber bestimmt unter Hinweis auf die zahlreichen Sammler abgelehnt. Die straßennahen Teile des Fundpunktes 2 sind damit nicht mehr in der beschriebenen Weise zugänglich. Der Rest des Gebietes ist jedoch riesig, das Privatgrundstück lässt leicht umgehen, indem man direkt von der Parkstelle in der Kurve einem Forstweg folgt, der das Gelände südlich umgeht. Wenn dieser endet, folgt man am besten einem wenig markanten Reitweg, bis man an den ersten Mergelhängen ist.
Auch die entlegenen Teile des Fundpunktes waren deutlich abgesucht. Nach den Regenfällen hatte ich  in den Mergelhängen rasch an jedem Schuh „Plateausohlen“ von 2- 3 kg, die ein Begehen der hohen und steilen Hänge unmöglich machten. Dennoch waren dort unbegreiflicherweise frische Spuren. Es gibt anscheinend sehr risikofreudige Sammler.

Fundgebiet 29, Oppedette, Fundpunkte 1, 2
Fundpunkt 1
Das Gebiet liegt knapp außerhalb des Parc Naturel Regional du Luberon, keine Einschränkungen. Obwohl die Wegbeschreibung am Schreibtisch etwas verwirrend wirkte, ließen sich der Fundpunkt damit gut finden. Etwas einfacher hat man es, wenn man den  beschriebenen Felsrücken (er wird von der Straße mit einem kleinen Hohlweg durchschnitten) nicht überquert sondern der Straße durch den Hohlweg weiter Richtung Oppedette folgt und hinter dem Rücken dem Rand des Feldes zunächst nach W, bzw. NW dann nach SW folgt. Das Gebiet besteht aus zahlreichen verstreuten Mergelhängen. Die ersten Hänge waren deutlich stärker besucht als die weiter zurückliegenden. Aufgrund der starken Regenfälle waren dort gute Funde möglich, zahlreiche Klein- und Kleinstfossilien. Dornenfeste Bekleidung erforderlich, den Anmarsch in Shorts habe ich mit einigen cm² Haut bezahlt, manchmal habe ich mir eine Rosenschere gewünscht. Es gab an einigen Hängen nette Kleinstufen mit Gipskristallen, die angegebenen Pyrite sind mir trotz ausgiebiger Suche nicht begegnet.

Fundpunkt 2
Ließ sich gut finden, einige kleinere Hänge, deutlich fossilärmer als Fundpunkt 1

Fundgebiet 34, Col des Abesses, Fundpunkt 1, Reserve Geologique Haute Provence
Der Zugang war ein wenig kniffelig, möglicherweise habe ich nicht die optimale Variante gefunden, kurze Kraxelstellen. Das Gelände ist unübersichtlich. Den richtigen Seitengraben zu finden war nicht ganz einfach. Teilweise große Steinschlaggefahr. Die unter der Fundschicht liegenden Schichten des mittleren Cenomanium lohnen nicht, die erwähnten vereinzelt vorkommenden größeren Ammoniten sind meist zerdrückt. In der Fundschicht viele Klein- und Kleinstfossilien, nicht sehr stark frequentiert.

Fundgebiet 39, Oppedette, Fundpunkt 1, Parc Naturel Regional du Luberon
Nicht ganz einfach zu finden, eine Aufgabe für echte Pfadfinder. Die als Orientierungsmerkmal angegebenen Grabungsstellen der Mineraliensucher (wonach die buddeln habe ich nicht herausfinden können) waren durch den Regen fast vollständig verschwunden. Ein besseres Merkmal ist der deutliche Wechsel in der Farbe des Gesteins. Wenn diese von Graugrün nach Rot wechselt, dem linken Graben nach O folgen (sozusagen bei Rot links abbiegen). Dieser Graben hat eine graugrüne (N) und eine rote (S) Seite, in dem roten erdigen Gestein liegen die erwähnten Grabungsstellen. Ab da wird’s wegen des dichten Eichen-Kiefern-Mischwaldes und des Gestrüpps kniffelig. Vom oberen Ende des Grabens steigt man schräg in Richtung SO auf. Mit etwas Glück stößt man auf die erwähnte Trockenmauer. Diese ist zwischen ca. 120 und 30 cm hoch oder teilweise nicht vorhanden, beim ersten Versuch habe ich sie nicht gefunden, eventuell muss man ein wenig suchen. In Höhe der Trockenmauer quert man höhenlinienparallel nach S bis zu den erwähnten Gräben. Diese sind auf der topografischen Karte gut erkennbar. Ich bin im 2. Graben weiter aufgestiegen, dann trifft man auf die blättrigen Kalke. Diese waren schon stark durchgearbeitet, es gab nur wenig spaltbare Platten sowie eine deutliche Grabungsstelle. Sehr hilfreich zum Spalten der Platten ist ein dünnes Messer. Ich habe den Besuch dort nach ca. 1,5 Stunden abgebrochen, weil es am Parkplatz ein ziemliches Geschrei gab und ich befürchtete, es könnte etwas mit meinem Fahrzeug zu tun haben. Der daneben parkende Wagen einiger belgischer Wanderer war aufgebrochen worden. Funde habe ich keine gemacht, man muss die Schicht wohl bis in weniger abgesammelte Bereiche verfolgen.

Joachim Strick