Frankreich

Eine Fundstelle von Weltrang: Belmont-d'Azergues bei Lyon - Teil 1

English abstract:

On the first weekend in June I had the wonderful opportunity to attend the Interclub event at the famous quarry in the Jurassic in Belmont D'Azergues where a very large number of collectors were allowed to dig in the fossil-rich Toarcian and Aalenian layers. Since this quarry is only open a few times a year to collectors it was a red-letter day for all involved.
I first became really aware of this site last year through the gift of a composite block from the upper Toarcian from there which the American collector Dan Woehr had passed along to me as thanks for helping him establish contacts for his European trip. I was so enthused by it that I swore I'd visit the place at the next best chance. Well, the opportunity presented itself a couple of months ago and I applied to Jean Arbault from the local collector's association "Section Géologie, Paléontologie Lafarge", the organizers of the days and was given permission to attend.
The first day was spent collecting in the quarry from 8-18 hours and the next day was spent trading fossils and anecdotes in a hall on the quarry property. I also visited the conservation area „L’Espace Pierres Folles“ and close the report with photos from there.

 


 

Der Steinbruch der Firma Lafarge in Belmont-d'Azergues bei Lyon in Frankreich ist für seine hervorragend erhaltenen Versteinerungen aus unterem und mittlerem Jura weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Nicht nur die artenreichen Ammoniten-Fauna aus dem Toarcium, sondern auch Ichthyosaurier und andere Vertebraten-Funde sowie die Graphoceratidae des unteren Aalenium ziehen Sammler und Paläontologen aus ganz Frankreich und darüber hinaus an diese Stätte. Die wissenschaftlichen Arbeiten über die jurassische Ammoniten-Fauna der Gegend um Lyon von Autoren wie Louis Rulleau oder Pierre Lacroix basieren größtenteils auf den Funden, die in Belmont getätigt werden.

Seit vielen Jahren untersuchen die Mitglieder der Section Géologie et Paléontologie de Lafarge Ciments http://www.geopaleo.com/ den fossilen Reichtum dieser Fundstelle und laden Mitglieder von anderen französischen Vereinen zu besonderen Sammel- und Tauschtagen ein. Diese Veranstaltungen finden einige Mal im Laufe eines Jahres statt, sonst ist der Bruch für Sammler nicht zugänglich. Deswegen sind diese Zusammenkünfte immer von besonderer Natur. Ich hatte das Glück Anfang Juni dieses Jahres zu solch einem Wochenende (Tage des „Interclubs 2012“) eine Teilnahme-Erlaubnis zu erhalten.

Diese Fundstelle war für mich nur ein entfernter Begriff bis ich letztes Jahr einen Rohling von dort von meinem amerikanischen Kollegen Dan Woehr erhielt:

 

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Die Stufe misst 18 x 10 x 8cm. und enthält einmal Pseudogrammoceras fallaciosum (rechts hinten) und zweimal Pseudolillia emiliana.

 

Ich war nach der Fertigstellung der Präparation dieser Stufe vollauf begeistert und setzte mich gleich mit der Literatur über die Fundstelle auseinander. Da wusste ich: bei der nächstbesten Gelegenheit möchte ich dorthin! Und sie ergab sich relativ schnell: Ich erhielt einen Hinweis auf die Einladung, schickte eine Anfrage mit meinen Personalien ab und erhielt bald darauf die Erlaubnis vom Organisator Jean Arbault. (Ich muss trotzdem an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Sammeltage in Belmont nicht für die Allgemeinheit offen sind. Normalerweise werden die Einladungen an andere Vereine verschickt und man darf nur als Vereins-Mitglied oder als Gast der Mitglieder teilnehmen.) Nach Monate langem Hinfiebern kam endlich das lang ersehnte Wochenende, worüber ich jetzt in diesem ersten Teil berichten möchte. Es wird sicherlich noch eine Weile dauern, aber wenn ich mit der Präparation meiner Funde fertig bin, werden sie in einem zweiten Teil vorgestellt.

Nun, die „Journées Interclubs 2012“ waren zweigeteilt: Am Samstag wurde im Bruch von 8-18 Uhr durchgehend fleißig gesammelt. Nur ein netter Aperitif zu Mittagszeit unterbrach kurz das Treiben. Wir durften vom unteren Toarcium bis zum unteren Aalenium unseren Glück versuchen und, da man nicht sehr oft im Bruch sammeln darf, lagen die Fossilien teilweise wie die Rosinen im Teig. Meist musste man aber dafür stemmen und hauen. Wie die folgenden Bilder zeigen war es trotzdem möglich, wunderschöne kleinere Oberflächenfunde zu tätigen. Der Sonntag war dann als Tauschtag vorgesehen und die Veranstaltung fand in einer großen Halle am Bruchgelände statt.

 

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Beim Sonnenaufgang versammelten sich die Sammler vor den Toren des Paradieses.

 

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Es musste aber erstmal registriert werden.

 

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Im Bild rechts: Organisator Jean Arbeault. Ein sympathischer Mensch.

 

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Die Massen werden eingeweiht und scharren schon mit den Füßen…

 

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…bis die Pilgerfahrt losgeht.


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 Dieses und die nächsten zwei Bilder zeigen im Panorama das Ausmaß des Geschehens.

 

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Vom unteren Toarcium an der Basis, über die mittleren und oberen bis hin zu den gelb-braunen Schichten des unteren Aaleniums.

 

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Fleißig wie die Bienen.

 

Das Suchen in den verschiedenen Schichten und einige Funde werden auf den nächsten Bildern gezeigt.

 

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Das obige Bild zeigt meine Ausbeute nach nur einem halben Tag. Ab diesen Zeitpunkt, fing ich an, mir Sorgen um den Rücktransport über einen halben Kilometer holprigen Weg zu machen, aber was soll's, dachte ich und vergaß das absichtlich gleich wieder. Da war schon zu diesem Zeitpunkt immer wieder unter den Einheimischen die Rede von "Katkat", aber da ich zunehmend durch meine Konzentration aufs Anstehenden immer weniger französisch verstehen konnte, schenkte ich dem kaum Aufmerksamkeit. Aber mehr dazu weiter unten.

 

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Diese Stufe und eine ähnliche weitere Stufe barg ich am späteren Nachmittag.

 

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Danach ging ich ins Aalenium und plötzlich zeigte sich...


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Aber dann hieß es auf einmal: "On déscend! On déscend!!" Mon Dieu!, dachte ich, jetzt habe ich wirklich zu schleppen!!


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Das war meine Rettung! "Katkat" heißt in Wirklichkeit "Quatre-quatre", zu Deutsch 4x4! Gott sei Dank!


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Zu Hause: Die gesäuberten Funde. Da habe ich offensichtlich noch einiges zu tun....

 

Nach diesem aus Sammlersicht überaus erfolgreichen aber auch anstrengenden Tag, genoss ich nach der Dusche im Hotel eine nahrreiche und schmackhafte Mahlzeit abgerundet durch ein wohlverdientes Bier im Lokal. Anschließend durfte ich sogar im französischen Fernsehen den Sieg der Deutschen über die Portugiesen bei der EM genießen. Ein perfekter Tag!

 

Wie oben erwähnt, war am Sonntag Tauschtag. Ich hatte selber nichts zum Tauschen mitgebracht, drehte aber für ein paar Stunden einige Runden um die Tische herum und lernte dabei einige neue Kollegen kennen. Hier sind einige Impressionen:

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Die Halle

Einige Angebote:

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Louis Rulleau mit seinem Literatur-Angebot.

 

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Pierre Lacroix (links) im Gespräch.

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Mit der Zeit wurden die Gespräche und das Feilschen kräftiger.

Zum Schluss dieses Berichts noch ein Hinweis: Ganz in der Nähe des Bruchs befindet sich das Museum „L’Espace Pierres Folles“ ( http://www.espace-pierres-folles.com ) Dieses Gebäude, das zum Zeitpunkt meines Besuchs leider geschlossen war, beherbergt eine Fossilien-Sammlung und auch Informationen zum umliegenden botanischen Garten, der verteilt auf schön angelegten Wegen in der Umgebung des Gebäudes zu besichtigen ist. Eine Vielfalt an heimischen Pflanzen, Bäumen und Kräutern wird durch Schautafeln verständlich gemacht. Auch die geologisch-paläontologischen Verhältnisse der Gegend werden durch Tafeln und Aufschlüsse veranschaulicht. Hier sind einige Eindrücke - ohne Kommentare:

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Mein Dank gilt M. Jean Arbault und seinen Vereinskollegen für die Erlaubnis und die freundliche fachliche Unterstützung zwecks Orientierung im Gelände und insbesondere auch für die "Schlepphilfe" am Ende des Tages… und - nicht zu vergessen - für mein Abschiedsgeschenk:

 

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Für weiterführende Literatur siehe die Angaben unter „Publications“ auf der oben angegebenen Website der Section Géo-Paléo.


Roger Furze