Niedersachsen
Der Muschelkalk im Raum Göttingen
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- Kategorie: Niedersachsen
- Veröffentlicht: Samstag, 23. Dezember 2006 00:36
- Geschrieben von Stefan Wagner
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Gelegentlich wurde hier bei Steinkern.de bereits Bezug auf den Göttinger Muschelkalk genommen, ohne dass jedoch Fossilfunde vorgestellt worden wären. Ich möchte nun beginnen, diese Lücke mit diesem kleinen Bericht aufzufüllen.
Ein Blick auf die geologische Karte zeigt, dass sich im Raum Göttingen weitläufige Ausstriche des unteren, mittleren und oberen Muschelkalkes finden. Dabei ist der untere Muschelkalk durch zahlreiche kleine und größere zumeist auflässige Steinbrüche gut erschlossen, während diese im oberen Muschelkalk bis auf wenige Ausnahmen fehlen. Mir ist im oberen Muschelkalk lediglich ein noch im Abbau befindlicher Steinbruch bekannt, zu dem der Betreiber jedoch keinen Zugang gewährt. Aus diesem Grund ist der Ceratiten-Sammler in Göttingen weitgehend auf Feldfundstellen angewiesen.
Einen aus geologischer Sicht sehr interessanten Steinbruch im unteren Muschelkalk (Terebratelbänke und Wellenkalk 2) möchte ich hier kurz vorstellen: Steinbruch „Hoher Brunnen“ bei Herberhausen. Dieser birgt einen Verschüttungshorizont mit erhaltener Echinodermenfauna, aus dem vollständige Seeigel, Seelilien und Schlangensterne geborgen werden konnten. Darüber hinaus liegt großflächig die Oberseite der Oberen Terebratelbank frei, welche asymmetrische Strömungsrippeln mit nahezu 80 cm Wellenlänge zeigt. In den Wellentälern finden sich hier zahlreiche im Strömungsschatten zusammengespülte Muscheln und Brachiopoden. Der Steinbruch ist ein Naturdenkmal, so dass sich das Graben verbietet, das aber einen Ausflug wert ist.
Steinbruch „Hoher Brunnen“ bei Herberhausen, Blickrichtung SW
Strömungsrippeln im Steinbruch Herberhausen, Blickrichtung ESE
Im Wellental zusammengeschwemmte Muscheln und Brachiopoden
Der obere Muschelkalk ist im Raum Göttingen vollständig von der atavus- bis zur semipartitus-Zone entwickelt, wie durch horizontierte Sammlung im Zuge der Neubaumaßnahmen der ICE-Trasse bei Jühnde Ende der 1980er Jahre gezeigt werden konnte. Leider habe ich zu dieser Zeit noch nicht in Göttingen gewohnt, so dass mir diese Fundmöglichkeit entgangen ist.
Ich selbst habe mir in den vergangenen 6 Jahren zahlreiche Feldfundstellen in der Gegend westlich von Rosdorf erschlossen. Diese weisen zum Teil einen extremen Steinreichtum auf, der das Herz des Sammlers höher schlagen läßt, aber auch die Frage aufwirft, ob hier eine einträgliche Landbewirtschaftung überhaupt möglich ist. Die Qualität der überlieferten Fossilien variiert dabei aufgrund unterschiedlich günstiger Einbettungsbedingungen bei der Fossilisation bereits kleinräumig stark. Mit etwas Ausdauer lassen sich aber immer wieder neue Fundstellen entdecken, an denen die Ceratiten „ganz reinlaufen“ und ansprechend erhalten sind.
Steinreicher Acker im oberen Muschelkalk Göttingens
Bei den meist einsamen Streifzügen über die Äcker im Frühjahr und Herbst wird man manchmal von Kühen auf den angrenzenden Weiden begleitet, die das seltsame Auf- und Abgehen interessiert beobachten.
Kühe am Weidezaun, Göttingen
Die Ausstriche des Muschelkalkes östlich von Göttingen sind nahezu vollständig bewaldet. Das gelegentliche Suchen kann aber auch hier lohnen, wenn man in den Wurzeln umgestürzter Bäume frisch freigewitterte Fossilien findet.
Ceratites spinosus aus der Wurzel einer umgestürzten Buche, 10,5 cm
Abschließend möchte ich hier nun einige weitere Funde der letzten Zeit vorstellen. Als typische Feldfunde weisen diese meist leichte Beschädigungen durch die Pflugscharen auf, andererseits sind die Feldfunde im Gegensatz etwa zu Funden aus den Steinbrüchen des Weserberglandes oftmals bereits auf natürliche Weise freipräpariert. Da ich zu den Puristen unter den Fossiliensammlern gehöre, sind die Funde nicht eingelassen. Zur Erhöhung des Kontrastes habe ich sie vor dem Fotografieren jedoch zum Teil leicht mit Wasser angefeuchtet. Die Artbestimmungen sind auch aufgrund der fehlenden stratigraphischen Zuordnung unter Vorbehalt erfolgt, für Korrekturhinweise wäre ich dankbar.
Ceratites praenodosus, 12 cm, Lesefund
Ceratites spinosus, 6,5 cm, Lesefund
Ceratites spinosus mit starker Dickenzunahme, 8 cm, Lesefund
Ceratites compressus, 6,5 cm, Lesefund
Ceratites sp., 6 cm, Lesefund. Der Ceratit zeigt eine meines Erachtens ungewöhnlich filigrane Erhaltung bis in die innersten Windungen.
Rippe, 14 cm, Lesefund. Da die Rippe an beiden Enden beschädigt ist, erhält man einen guten Einblick in die Knochenstruktur.
Faziesstück mit Loxonema obsoletum, 2,2 cm, und Neoschizodus laevigatus, 3,2 cm, Lesefund
Phragmokon eines Discoceratites sp., 11,5 cm, Lesefund
Rhizocorallium sp., 17 cm, Lesefund. Dieser Fund zeigt eine deutliche Septenstruktur und kleine Kotpillen, die nach Meinung einiger Autoren einem den Grabgang verursachenden Krebs zuzuschreiben sind.
Alle Fotos und Fossilien: Stefan Wagner.
Ein Blick auf die geologische Karte zeigt, dass sich im Raum Göttingen weitläufige Ausstriche des unteren, mittleren und oberen Muschelkalkes finden. Dabei ist der untere Muschelkalk durch zahlreiche kleine und größere zumeist auflässige Steinbrüche gut erschlossen, während diese im oberen Muschelkalk bis auf wenige Ausnahmen fehlen. Mir ist im oberen Muschelkalk lediglich ein noch im Abbau befindlicher Steinbruch bekannt, zu dem der Betreiber jedoch keinen Zugang gewährt. Aus diesem Grund ist der Ceratiten-Sammler in Göttingen weitgehend auf Feldfundstellen angewiesen.
Einen aus geologischer Sicht sehr interessanten Steinbruch im unteren Muschelkalk (Terebratelbänke und Wellenkalk 2) möchte ich hier kurz vorstellen: Steinbruch „Hoher Brunnen“ bei Herberhausen. Dieser birgt einen Verschüttungshorizont mit erhaltener Echinodermenfauna, aus dem vollständige Seeigel, Seelilien und Schlangensterne geborgen werden konnten. Darüber hinaus liegt großflächig die Oberseite der Oberen Terebratelbank frei, welche asymmetrische Strömungsrippeln mit nahezu 80 cm Wellenlänge zeigt. In den Wellentälern finden sich hier zahlreiche im Strömungsschatten zusammengespülte Muscheln und Brachiopoden. Der Steinbruch ist ein Naturdenkmal, so dass sich das Graben verbietet, das aber einen Ausflug wert ist.
Steinbruch „Hoher Brunnen“ bei Herberhausen, Blickrichtung SW
Strömungsrippeln im Steinbruch Herberhausen, Blickrichtung ESE
Im Wellental zusammengeschwemmte Muscheln und Brachiopoden
Der obere Muschelkalk ist im Raum Göttingen vollständig von der atavus- bis zur semipartitus-Zone entwickelt, wie durch horizontierte Sammlung im Zuge der Neubaumaßnahmen der ICE-Trasse bei Jühnde Ende der 1980er Jahre gezeigt werden konnte. Leider habe ich zu dieser Zeit noch nicht in Göttingen gewohnt, so dass mir diese Fundmöglichkeit entgangen ist.
Ich selbst habe mir in den vergangenen 6 Jahren zahlreiche Feldfundstellen in der Gegend westlich von Rosdorf erschlossen. Diese weisen zum Teil einen extremen Steinreichtum auf, der das Herz des Sammlers höher schlagen läßt, aber auch die Frage aufwirft, ob hier eine einträgliche Landbewirtschaftung überhaupt möglich ist. Die Qualität der überlieferten Fossilien variiert dabei aufgrund unterschiedlich günstiger Einbettungsbedingungen bei der Fossilisation bereits kleinräumig stark. Mit etwas Ausdauer lassen sich aber immer wieder neue Fundstellen entdecken, an denen die Ceratiten „ganz reinlaufen“ und ansprechend erhalten sind.
Steinreicher Acker im oberen Muschelkalk Göttingens
Bei den meist einsamen Streifzügen über die Äcker im Frühjahr und Herbst wird man manchmal von Kühen auf den angrenzenden Weiden begleitet, die das seltsame Auf- und Abgehen interessiert beobachten.
Kühe am Weidezaun, Göttingen
Die Ausstriche des Muschelkalkes östlich von Göttingen sind nahezu vollständig bewaldet. Das gelegentliche Suchen kann aber auch hier lohnen, wenn man in den Wurzeln umgestürzter Bäume frisch freigewitterte Fossilien findet.
Ceratites spinosus aus der Wurzel einer umgestürzten Buche, 10,5 cm
Abschließend möchte ich hier nun einige weitere Funde der letzten Zeit vorstellen. Als typische Feldfunde weisen diese meist leichte Beschädigungen durch die Pflugscharen auf, andererseits sind die Feldfunde im Gegensatz etwa zu Funden aus den Steinbrüchen des Weserberglandes oftmals bereits auf natürliche Weise freipräpariert. Da ich zu den Puristen unter den Fossiliensammlern gehöre, sind die Funde nicht eingelassen. Zur Erhöhung des Kontrastes habe ich sie vor dem Fotografieren jedoch zum Teil leicht mit Wasser angefeuchtet. Die Artbestimmungen sind auch aufgrund der fehlenden stratigraphischen Zuordnung unter Vorbehalt erfolgt, für Korrekturhinweise wäre ich dankbar.
Ceratites praenodosus, 12 cm, Lesefund
Ceratites spinosus, 6,5 cm, Lesefund
Ceratites spinosus mit starker Dickenzunahme, 8 cm, Lesefund
Ceratites compressus, 6,5 cm, Lesefund
Ceratites sp., 6 cm, Lesefund. Der Ceratit zeigt eine meines Erachtens ungewöhnlich filigrane Erhaltung bis in die innersten Windungen.
Rippe, 14 cm, Lesefund. Da die Rippe an beiden Enden beschädigt ist, erhält man einen guten Einblick in die Knochenstruktur.
Faziesstück mit Loxonema obsoletum, 2,2 cm, und Neoschizodus laevigatus, 3,2 cm, Lesefund
Phragmokon eines Discoceratites sp., 11,5 cm, Lesefund
Rhizocorallium sp., 17 cm, Lesefund. Dieser Fund zeigt eine deutliche Septenstruktur und kleine Kotpillen, die nach Meinung einiger Autoren einem den Grabgang verursachenden Krebs zuzuschreiben sind.
Alle Fotos und Fossilien: Stefan Wagner.