Nordrhein-Westfalen

Fossilien aus dem Cenoman von Rheine

Der Waldhügel

In Rheine wird nachweislich schon seit dem 13. Jahrhundert Kalk abgebaut. Einer der beiden aktiven Aufschlüsse ist der Steinbruch am Waldhügel. An der höchsten Erhebung der Stadt Rheine, immerhin schon rund 90 m über NN., zeugen auch einige stillgelegte Steinbrüche, die sich mittlerweile zu bedeutenden Biotopen entwickelt haben, von der florierenden Kalkindustrie.

Der Steinbruch, der mittlerweile erweitert wurde, schließt das Unter-, Mittel- und Obercenoman sowie geringmächtige Teile des untersten Unterturon auf. Das Cenoman (untere Oberkreide) ist lithologisch dabei unterschiedlich ausgebildet. So ist es in Cenoman-Mergel, Cenoman-Pläner und Cenoman-Kalk unterteilt.

Mithilfe einiger leicht erkennbarer Leithorizonte kann man die Schichten verfolgen, jedoch ist dies aufgrund von Verschiebungen nicht immer ganz einfach. In den Klüften sind Mineralien, wie z.B. Calcit zu finden. Verteilt im Gestein treten Markasit-Knollen auf.

Das Obercenoman endet mit einen Fazieswechsel, der leicht durch die auffallend rote Farbe des Gesteins zu erkennen ist. Mit dem sogenannten Rotpläner beginnt das Unterturon.

Die Makrofauna ist leider mit Ausnahmen bestimmter Schichten nicht immer besonders individuenreich, jedoch lassen sich mit etwas Ausdauer auch ansehnliche Sammlungsstücke bergen.
Brachiopoden, Muscheln und Seeigel treten meist in Schalenerhaltung auf, während Ammoniten nur als Steinkern erhalten sind.

Typisch für das Cenoman ist der Ammonit Schloenbachia varians, der wie schon sein Name verrät, ein recht variables Aussehen haben kann, weshalb auch die Arten nochmals differenziert bezeichnet werden. Schloenbachia besitzt einen mehr oder weniger ausgeprägten Kiel, der allerdings eher selten gut ausgeprägt ist. Die Gattung Schloenbachia reicht vom Cenoman bis in das untere Ober-Cenoman.
Es treten noch eine Reihe anderer Ammoniten-Arten auf, jedoch im Vergleich zu Schloenbachia nur untergeordnet.
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Schloenbachia varians, Größe 6 cm, in selten guter Erhaltung

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Schloenbachia varians

Die zweithäufigste Ammonitenart ist Mantelliceras mantelli.
Eine Sonderform der Ammoniten ist auch hier zu finden. Hypoturrilites tuberculatus, Turrilites costatus und Turrilites acatus sowie Mariella sp. besitzen turriliticone Gehäuse.
Belemniten treten so gut wie gar nicht auf, Funde sind zwar beschrieben, mir persönlich ist jedoch keiner bekannt.

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Turrilites sp., ca 15 cm

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Hypoturrilites tuberculatus

Mit etwas Glück lassen sich auch irreguläre Seeigel, meist zur Art Holaster subglobosus oder Camerogalerus cylindricus zugehörig, finden. Diese lassen sich dann auch mit Sandstrahlgerät präparieren. Sehr viel seltener, wahrscheinlich werden sie aufgrund ihrer Größe eher übersehen, sind reguläre Seeigel wie wie zum Beispiel Hyposalenia clathrata.
Manchmal lassen sich isolierte Seeigelstacheln finden.

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Holaster subglobosus, ein irregulärer Seeigel

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Camerogalerus cylindricus

Die mit Abstand häufigsten Fossilien sind Muscheln. Dabei handelt es sich um verschiedene Inoceramus-Arten, die aufgrund ihres schnellen Formenwandels als Leitfossilien geeignet sind, jedoch ist die Bestimmung äußerst schwer.
In einem bestimmten Horizont, dem Pycnodonte-Event, treten gehäuft die namensgebenen kleinen Austern auf.
Der Rotpläner führt wirklich massenhaft Muscheln, so dass ganze Schichtflächen von ihnen besetzt sind.

Schnecken sind ziemlich selten und sind zumeist flachgedrückt.

Im Untercenoman gibt es eine charakteristische Schicht, die Schwammlage, in der gehäuft Schwammkolonien auftreten.

Brachiopoden treten in vielen Arten häufig und gut erhalten auf.

Seit einigen Jahren befindet sich ein neuer Steinbruchteil im Abbau. Da dort recht oberflächennah abgebaut wird, sind leider nicht sehr viele Funde zu machen, doch durch den ständigen Abbau kann sich das vielleicht noch ändern.

Bei den Ammoniten kann die Präparation mittels Druckluftstichel erfolgen. Das anschließende Einlassen in einen Farbtonvertiefer o.Ä. hebt das Fossil und seine Farbe, manchmal z.B. grün oder rot, stärker heraus.

Das Sammeln im Steinbruch ist nur mit Genehmigung des Betreibers möglich.

Bei Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung !

Tobias