Nordrhein-Westfalen

Herford - Funde aus dem Unterpliensbach Ostwestfalens

In der Zeitschrift "Fossilien", bei Leitfossil.de und natürlich auch bei Steinkern habe ich bereits über Funde von der Baustelle der B239 im Unteren Jura (Lias) von Herford berichtet.

Inzwischen sind die Fundmöglichkeiten leider nahezu passé. Es existieren derzeit noch eine Halde mit Material aus der jamesoni-Zone, sowie eine ältere Halde aus der centaurus-Subzone (diese befindet sich knapp 500 Meter östlich des Brückenbaus, nördlich der B239). Anstehendes existiert auf kleiner Fläche nur noch im Bereich des Brückenfundaments - dieser Bereich ist jedoch umzäunt und es sollte dort auf keinen Fall mehr abgebaut werden.
Kurzum, die Sammeltätigkeit beschränkt sich auf das Absuchen und Durchklopfen des letzten Haldenmaterials - was sicherlich nicht besonders ergiebig ist. Eine Anreise aus weiterer Entfernung lohnt sich keinesfalls mehr. Nur wer nah dran wohnt und bislang noch keine "geologischen Belege" aus der jamesoni-Zone hat, sollte vielleicht noch zwei, drei Pyritammoniten aus der jamesoni-Zone sicherstellen, bevor es endgültig zu spät ist.

Für diese Schichten war Herford das, was man - meines Erachtens mit aller Berechtigung - eine Jahrhundertbaustelle nennen kann und ich prognostiziere, dass man lange wird warten müssen, um in Deutschland überhaupt nur kleinflächig mal wieder an diese Schichten mit ihrer interessanten Fossilführung zu kommen.

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Schatzsuche Anfang des Jahres 2006 - damals bestanden noch Sammelmöglichkeiten im Bereich der centaurus-Subzone, gute Funde waren stets rar - aber möglich!

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Aufnahme vom Samstag, 28. 10. 2006: Zwischen den Kränen entsteht derzeit eine Brücke - die Lockhauser Straße wird in absehbarer Zeit hier über die B239 führen.

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Halde auf der Lockhauser Straße - zur Orientierung: Die Halde befindet sich (Stand: 28. 10. 2006)  am linken Kran (d.h. auf der "Nordseite" der B239). Die Tonschollen stammen aus der jamesoni-Zone und können gelegentlich pyristierte Kleinfauna enthalten (Polymorphites, Uptonia, Tragophylloceras). Dieses Bild ist allerdings schon eine Woche alt und das Material ist in der Zwischenzeit noch weiter zerfallen, wenn man die Halde "auf links dreht", kann man aber noch etwas "spaltbares" Material finden.

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Aus der oben gezeigten Halde stammt dieser Fund einer schönen Uptonia von knapp 25 mm Durchmesser. Wahrlich kein schlechtes Stück! Aber: Man muss schon ein wenig Glück haben um in der Halde noch derlei zu finden.

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Ein schöne und große Uptonia auf Matrix: Die Wohnkammer ist komplett plattgedrückt, während das Phragmokon weitestgehend pyritsiert und plastisch erhalten ist. Bei einer Größe von 9 cm ist es zu verkraften, dass die Innenwindungen nicht erhalten sind.

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Ein recht schöner Polymorphites cf. bronni von gut 25 mm Durchmesser - eines der begehrten - weil attraktiven - Matrixstücke.

Nochmals zusammengefasst: Viel geht nicht mehr - aber, wer noch nichts hat und in der Gegend wohnt, sollte vielleicht trotzdem sein Glück versuchen.

Sönke Simonsen

Literatur:

HOFFMANN, K. & JORDAN, R., 1982. Die Stratigraphie, Paläogeographie und Ammonitenführung des Unter-Pliensbachium (Carixium, Lias gamma) in Nordwestdeutschland - Geologisches Jahrbuch

SIMONSEN, S., "Jahresarbeit Herford" (2006), kostenloser Download:
http://www.steinkern.de/fuer-sammelanfaenger/319-ein-anfaengergerechtes-fossilienbuch-zum-kostenlosen-download.html