Nordrhein-Westfalen

Fossilien aus dem Sinemurium von Herford

Langsam aber stetig verändert die Tongrube Herford/Diebrock ihr Gesicht. Traurig insofern, als dass weite Teile des Aufschlusses mit Bauschutt und Erdaushub verfüllt werden und somit ein wichtiges Sinemurium-Profil nur noch eingeschränkt zugänglich ist. 
Zwar waren Qualität und Quantität der Funde - abgesehen von Geoden mit Crucilobiceras densinodum und C. densinodulum - nicht herausragend, dennoch ist die Grube als einziger "ständiger" Aufschluss im Sinemurium für Lokalsammler seit Jahren eine interessante Anlaufstelle.
An Ammoniten fand sich in den letzten Jahren am häufigsten Promicroceras planicosta, seltener waren Vertreter von Xipheroceras und Asteroceras. Darüber hinaus sind z. B. Funde von Microderoceras und Cymbites aus Diebrock bekannt. Auch andere Arten kamen vor, konnten jedoch in vielen Fällen nur derart relikthaft gefunden werden, so dass sich eine Bestimmung nur unter erschwerten Bedingungen vornehmen lässt.
Aber die Chance auf den Tagesfund - den einen gut erhaltenen Ammoniten - hat durchaus einen besonderen Reiz. Natürlich hätte ich auch gegen eine höhere Fundfrequenz nichts einzuwenden gehabt, genauso wie eine einfachere Präparation vorteilhaft gewesen wäre. Zwischen Fossil und Gestein existiert in aller Regel keine durchgängige Trennfuge, nur bei der Wohnkammer trennt das Gestein vom Fossil. Die Innenwindungen adäquat freizulegen war mitunter ein Ding der Unmöglichkeit.

Die Sammeltätigkeit bestand in den letzten Jahren nahezu ausschließlich im Ablaufen und Absuchen der Flächen. Für einen lohnenden Abbau im Anstehenden war die Fundfrequenz selbst in den Geodenlagen zu niedrig bzw. war das Anstehende oftmals von Halden überlagert.

Ich möchte diesen Beitrag dazu nutzen einige meiner Funde aus den vergangenen Jahren zu zeigen und in einigen Bildern die fortschreitende Verfüllung des Fundpunktes dokumentieren, bevor es zu spät ist dort noch einmal selbst in der Obtusum-Zone Belegstücke zu sammeln.
Dabei gebe ich einen Überblick über das Fundspektrum der letzten Jahre - früher gab es, wie eingangs erwähnt noch eine Bank bzw. Geodenlagen mit Crucilobiceras.

Hinweis: Das Tongrubengelände ist Privatgelände und darf demgemäß nur mit Einverständnis der Betreiberfirma betreten werden.

Es folgen nun einige Bilder der Fundstelle, die alle in den letzten vier Jahren entstanden sind. Auch die gezeigten Funde stammen größtenteils aus den Jahren 2004 bis 2007.
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2004 sah es noch sehr gut aus in Diebrock: Hier blickt man auf eine weitläufige Abbaufläche im linken hinteren Grubenareal (vom Eingangstor gesehen) mit frisch von der Raupe abgeschobenem, abgeregnetem Material. In diesem Bereich waren immer wieder Promicroceras und seltener auch Xipheroceras zu finden.

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Winter 2006/2007 - die eben gesehene Ecke links hinten ist inzwischen bereits vollständig mit Lehm und Bauschutt verfüllt.

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August 2007: Ton und Lehm halten sich inzwischen die Waage... in wenigen Jahren wird der Grubenbereich mit der Obtusum-Zone leider gänzlich verfüllt sein.

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Ein Glücksfund von der Halde (Winter 2006/2007) - ein Xipheroceras cf. dudressieri.

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Dieses Asteroceras hielt leider nicht, was er versprach. Abgesehen von der Wohnkammer ließ die restliche Erhaltung - wie so oft bei Diebrocker Funden - zu wünschen übrig.

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Durch oberflächennahe Lagerung schon etwas in Mitleidenschaft gezogen ist dieses Exemplar von Promicroceras planicosta. Die Innenwindungen sind teilweise hohl und eingebrochen. Es gab auch Stücke, wo allein die Wohnkammer körperlich vorhanden war, während das Negativ nur mehr als Hohlraum vorlag.

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Unterschiedliche Spielarten von Xipheroceras cf. dudressieri.

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Zwei der oben gezeigten Stücke aus der Nähe besehen. Es sind besonders kräftige Exemplare von Xipheroceras cf. dudressieri, deren linkes etwas mehr als 35 mm Durchmesser hat.

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Eine kleine Rarität ist dieses Asteroceras mit einem Durchmesser von etwas über 6 cm.

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Außergewöhnlich gut erhaltene Ammoniten der Spezies Promicroceras planicosta. Das linke Promicroceras hat eine Größe von 26 mm.

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Neben den Ammoniten konnten gelegentlich Muscheln gefunden werden. Die Mytiloides rechts im Bild ist etwa 27 mm lang.

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In einigen Jahren könnte es überall so aussehen. Wer also noch keine Belegstücke hat, sollte nicht mehr lange warten.
Die besten Fundmöglichkeiten bestehen, wenn die Halde frisch umgewälzt wurde und ein kräftiger Regenguss darüber gegangen ist.

Sönke Simonsen

Link zum Profil der Tongrube:
http://www.uni-giessen.de/~gg13/VON_MIR/ABSTRACT/BUENDE.HTM




Aktualisierung vom 19. Juni 2014:
Die Verfüllung der Tongrube hat sich zwar über einen längeren Zeitraum hingezogen als von mir ursprünglich vermutet. Nun sind die Fundmöglichkeiten für Ammoniten der Obtusum-Zone mittlerweile gänzlich erloschen. Im südlichen Grubenareal (nahe dem Eingangstor) gibt es noch Tonvorräte für einen kurzen Zeitraum. Hier konnten im Frühjahr 2014 kurzfristig Leptechioceraten und fragmentarische Crucilobiceraten gefunden werden. Ob es noch einmal neue Fundmöglichkeiten gibt, bleibt abzuwarten - der überwiegende Teil der noch abzutragenden Schichten ist leider fossilarm. Aktuelle Informationen können ggf. im Forum in diesem Beitrag ausgetauscht werden.