Nordrhein-Westfalen

Begleitcephalopoden der Amaltheen in Jöllenbeck

Um einen etwas vollständigeren Überblick über die Cephalopodenfauna der Amaltheentone von Jöllenbeck in der Herforder Liasmulde zu geben, stelle ich hier einige Begleitcephalopoden der Amaltheen vor. Immer von Sammlern besonders gesucht, waren diese "Anderen". Doch die Vorkommen von weiteren Ammonitenarten beschränkten sich in der Regel auf einige wenige Einzelhorizonte. In diesen hatte man bei ausreichend Fleiß irgendwann mal das Glück so einen Sonderfund zu machen. Leider verschwanden diese spärlichen Sonderfundstücke oft ungesehen mit den ortsfremden Sammlern in deren Sammlungen. Aber mit viel Zeiteinsatz und Ausdauer sind immer einige Funde möglich gewesen, die das Bild der Begleitammoniten dann vervollständigten.

Besonders häufig in bestimmten Schichten waren die Arieticeraten und die Lytoceraten. Besonders die Arieticeraten waren teilweise sehr häufig, dafür jedoch überwiegend flachgedrückt. In wenigen Faunenhorizonten vorkommende Lytoceraten konnten Durchmesser bis um 40 cm erreichen. Leider waren fast alle im Übergang von der Wohnkammer zum Fragmokon eingedrückt und innen aus weißem, geschichtetem Kalzit, der eine Präparation fast unmöglich machte. Nur kleinere Exemplare, die völlig vom Kalkmantel der Geode umgeben waren, hatten in der Regel einen Phragmokon aus braunem ungeschichteten Kalzit und ließen sich sehr gut präparieren. Das gilt im Übrigen auch für alle anderen Ammoniten von Jöllenbeck oder innerhalb der Herforder Liasmulde.

Immer selten und begehrt waren Nautiloiden. Auch sie wurden in bestimmten Schichten gefunden, in denen sie jedoch zum Leidwesen aller Interessenten weit gestreut lagerten. Die Wohnkammern waren fast immer eingedrückt. Aus 3 Faunenhorizonten liegen jedoch gut erhaltene Exemplare vor. Sie erreichen bis zu 30 cm Durchmesser in den unteren Schichten mit Amaltheus stokesi (Sowerby).

Diese Fossilien fanden sich zum Teil im Tonstein, in welchem sie in der Regel eine Wohnkammer als Steinkern ausgebildet und flachgedrückte Innenwindungen besaßen. Dickere Arten waren leider fast immer schräggedrückt und der Phragmokon hatte dann stark gelitten. Die besseren Stück lagerten in den Geoden oder in den unterbrochenen Kalkbänken. Nur dort war die Erhaltung exklusiv.

Bei G. Schweigert (2005) kann man in den „Stuttgarter Beiträgen zur Naturkunde“ über die Gattung Meneghiniceras lesen, dass diese unter Umständen auch noch in Teilen der Amaltheentone vorkommen kann. Nachweise sind aber selten.

Die nachfolgend abgebildeten Cephalopoden präsentieren nur einen Teil der vorhandenen Arten, den nicht alle Arten liegen in ausstellungswürdiger Erhaltung vor. Abgebildet werden hier auch noch die drei Arten, die in einzelnen Regionen „angeblich“ bis in die Amaltheenschichten hineinreichen sollen. Es handelt sich um Tragophylloceras loscombi (Sowerby), Prodactylioceras davoei (Quenstedt) und Oistoceras curvicorne (Schlönbach). Aber Vorsicht, die meisten dieser oft zu hörenden Gerüchte beziehen sich innerhalb von Deutschland auf einen bestimmten Transgressionshorizont, in dem es sich um eine Vermischung von Arten aus verschiedenen Schichten handelt. Fast jeder kennt diese relativ dekorativen Präsentationsstücke einer kalkigen Oolithbank, mit den hellgrauen bis gelblichen Ammoniten mit brauner Schale aus verschiedenen Aufschlüssen Norddeutschlands.

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Abb. 1: Lytoceras sp., 6 cm, teilweise beschaltes Exemplar. Fundort Jöllenbeck. Diese Art stammt aus dem Top der oberen subnodosus-Subzone. Sonst war sie nur noch an der Basis der stokesi-Subzone etwas öfter zu finden.

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Abb. 2: Liparoceras nautiliforme (Buckman), 13 cm, beschaltes Exemplar, Fundort Jöllenbeck. Diese Ammoniten waren selten und lagerten nur an der Basis der unteren subnodosus-Subzone in einem geringmächtigen Faunenhorizont.

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Abb. 3: Cenoceras intermedius Sowerby, 11 cm, komplett beschaltes Exemplar, Fundort Jöllenbeck. Diese Art fand sich besonders im Top der mittleren subnodosus-Subzone, aber auch an der Basis der stokesi-Subzone.

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Abb. 4:? Arieticeras sp., 3,8 cm, mit erhaltenem Mundsaum und Rostrum, Randgebiet von Jöllenbeck. Eine selten in Geoden gefundene Art von der Basis der stokesi-Subzone.

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Abb. 5: Cymbites laevigatus (Sowerby), 1,7 cm., Randgebiet von Jöllenbeck. Diese kleinen rostrumtragenden Ammoniten kamen in den untersten Faunenhorizonten zusammen mit A. stokesi vor, waren aber nicht häufig zu finden, wohl auch wegen ihrer geringen Größe.

 

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Abb. 6: Tragophylloceras loscombi (Sowerby), 9,5 cm, Fundort Bielefeld. Eine Art aus den oberen Schichten des Unter-Pliensbachiums, die in einem Kondensationshorizont Norddeutschlands mit Amaltheus vermischt zu finden ist.

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Abb. 7: Prodactylioceras davoei (Quenstedt) mit Mundsaum, 9 cm, Randgebiet von
Jöllenbeck. Auch eine Art, die in dem Kondensationshorizont mit Amaltheen vermischt gefunden werden kann.

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Abb. 8: Oistoceras curvicorne (Schlönbach), 8 cm, Randgebiet von Jöllenbeck. Eine Art der vorhergehenden erfolgreichen Ammonitenfamilie, die bis an die Amaltheentone heran reicht. Sie ist ebenfalls im Konglomerat, oft in kleinen Exemplaren, enthalten. Möglich sind auch O. figulinum (Simpson) und andere Verwandte im Konglomerat, die aber stratigraphisch noch tiefer ihre Hauptverbreitung haben.

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Abb. 9: fragliches Ammauroceras ferrugineus Simpson der oberen gibbosus-Subzone, 2 cm, ziemlich dick gerundete Form, Fundort Jöllenbeck. Diese Form war extrem selten und ist eine fragliche Art, die schlecht einzugrenzen ist, da sie über 2 verschiedene Subzonen hinweg existieren soll. Anhaltspunkte für Adultstadien fehlen scheinbar bei allen in der Literatur beschriebenen Typusexemplaren.

 

 

Hinweis

Mein Artikel über die Amaltheen von Bielefeld-Jöllenbeck vom 15. September 2007 ist ebenfalls in der Rubrik Fundorte / Nordrhein-Westfalen nachzulesen.


Siegfried S. alias "Geoderix"

 

Literatur

Hier eine Auswahl von verschiedenen Autoren, die sich mit diesem Thema befassten und maßgeblich zur Bestimmung beitragen können:

 

Fischer, R. (1975): Die deutschen Mittellias-Falciferen (Ammonoidea; Protogrammoceras, Fuciniceras, Arieticeras). – Paläontographica, A, 151: S. 47 – 101, 36 Abb., 4 Taf.; Stuttgart.

 

Frentzen, K. (1937): Ontogenie, Phylogenie und Systematik der Amaltheen des Lias Delta Südwestdeutschlands. 136 S., 6 Taf., 43 Abb.; Heidelberg (Kommissionsverlag der Weiß´schen Universitätsbuchhandlung).

 

Howarth, M. K., Ph. D., F.G.S. (1958): A Monograph of The Ammonites of the Liassic Family Amaltheidae in Britain. – Palaeontogr. Soc. Monogr., Part I: S. 1 – 26, 12 Textfig., Taf. I – IV; London.

 

Jordan, R. (1960): Paläontologische und stratigraphische Untersuchungen im Lias delta (Domerium) Nordwestdeutschlands. – Inaugural-Dissertation d. Univ. Tübingen (unveröffentlicht): 178 S., 22 Abb., 9 Taf.: Tübingen.

 

Schubert, S. (2004): Das Pliensbachium im Grenzbereich Unter- / Ober-Pliensbachium (Carixium / Domerium) von Pödinghausen in der Herforder Liasmulde. - Ber. naturwiss. Verein für Bielefeld u. Umgegend, 44: S. 7 – 39, 4 Abb., 1 Tab., 7 Taf.; Bielefeld.

 

Schubert, S. (2007): Das Ober-Pliensbachium (Domerium) der Herforder Liasmulde. - Teil 1 – Die Aufschlüsse. – Geol. Paläont. Westf., 68: 90 S., 8 Abb., 15 Tab.; Münster.

 

Schubert, S. (in Planung für 2008): Das Ober-Pliensbachium (Domerium) der Herforder Liasmulde. - Teil 2 - Serpeln (Kalkröhrenwürmer). - Geol. Paläont. Westf., ?: ca. 25 – 30 S., Abb. + Tab.; Münster.

 

Schubert, S. & Fischer, R. (2003): Lioceratoides sp. indet., ein mediterranes Faunenelement aus der Pleuroceras apyrenum-Subzone (Ober-Pliensbachium) von Ennigloh bei Bünde. – Geol. Paläont. Westf., 58: 8 S., 3 Abb., 2 Tab.; Münster.

 

Spath, L. F. (1938): A Catalogue of The Ammonites of the liassic Family Liparoceratidae. – British Museum (Natural History), 1938: 191 S., 17 Abb.,26 Taf.; London.