Sonstige Bundesländer

Fossilien sammeln an der Ostseeküste Teil 001: Einleitung

Lange galt das Sammelgebiet „Ostseeküste“ unter anderen Sammlern als karge Kost oder unbekanntes Land, unter Insidern als mühsames (und mitunter bitteres) Brot, aber mit Aussicht auf echte Sahnehäppchenfunde zum Nachtisch.

Greifswalder-Oie

Abb. 1: Typische Geschiebeküste an der Ostsee, hier auf der Insel Greifswalder Oie

 

Das Interesse am Fundort „Ostseeküste“ hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Viele populärwissenschaftliche Bücher (RUDOLPH 1997; RUDOLPH & BILZ 2000; RUDOLPH et al. 2010, ROHDE 2007; SCHULZ 2003) aber auch Zeitschriften wie „Geschiebekunde aktuell“, „Der Geschiebesammler“, „Staringia“, „Erratica“ und mit Einzelbeiträgen und Sonderausgaben die „Fossilien“ bedienen das Interesse der wachsenden Anzahl Sammler, die sich an den Ostseefundstellen über das „bunte Steine für die Fensterbank sammeln“ hinaus interessieren und die man bei fast jedem Wetter an den Küsten antreffen kann. Aber auch unzählige wissenschaftliche Artikel beschreiben immer wieder neue Arten, besonders gut erhaltene Fossilien und Fossil-führende Aufschlüsse.
Die Ostseeküste ist dabei ein einziger natürlicher Großaufschluss, der Funde quer durch das Phanerozoikum erlaubt und neben den Fundmöglichkeiten für Fossilien oft auch mit einer malerischen Landschaft überzeugt.

 

Kelloway

Abb. 2: Typisches Kelloway-Geschiebe mit verschiedenen Muscheln und Schnecken

 

Gault

Abb. 3: Geschiebe aus dem Bereich Apt/Alb mit den (seltenen) charakteristischen hohlen Ammoniten und Holzresten.

 

Wer sich bezüglich der stratigraphischen Sammelgebiete alle Möglichkeiten offen halten will, wählt sich die Geschiebeküsten der südlichen Ostsee, die, nach immer stärker eingeschränkten Fundmöglichkeiten im Inland, oft die einzigen in der Regel für alle zugänglichen Aufschlüsse darstellen. Allerdings herrschen in den unterschiedlichen Ländern auch unterschiedliche gesetzliche Regeln was das Sammeln angeht, hier sollte man sich mit den Gegebenheiten vor Ort bekanntmachen und anfreunden, bevor man ungewollte Konflikte auslöst (zu denen es in der Vergangenheit durch unbedarfte oder rücksichtslose Sammler leider ab und an kam).
Wer spezieller und/oder horizontiert sammeln will, kann vom Unterkambrium bis zum Quartär direkt in das Anstehende gehen, vor allem die skandinavischen Küsten, aber auch Rügen, das Baltikum und Dänemark bieten Aufschlüsse im Paläozoikum, quer durch das Mesozoikum bis in das Känozoikum hinein.

 

Diplograptus

Abb. 4: Lokalgeschiebe eines ordovizischen Graptolithenschiefers mit Diplograptus sp. von der Insel Bornholm

 

Gute allgemeine Literatur dazu ist schwer zu finden, ein für den Sammler zusammenfassendes Standardwerk ist nach wie vor GRAVESEN (1993) „Fossilien sammeln in Skandinavien“, das mitunter noch antiquarisch erhältlich ist.
Fundmöglichkeiten sind theoretisch fast an jedem Küstenabschnitt, an dem Sedimentgesteine auftreten, gegeben.
Über ein paar der Fundstellen, die besonders schön die Vielfalt der Fundmöglichkeiten an der Ostseeküste zeigen, soll auf Steinkern.de eine lockere Reihe von Beiträgen erscheinen, die entweder gut zugängliche oder aber historisch bedeutsame (und leider nur sehr eingeschränkt zugängliche) Aufschlüsse beschreiben.

 

Weiterführende Literatur ist in diesen Büchern zitiert:


GRAVESEN, P. (1993): Fossiliensammeln in Südskandinavien. Geologie und Paläontologie von Dänemark, Südschweden und Norddeutschland. - 248 S., 135 Fotos, 267 Zeichnungen.

RUDOLPH, F. (1997): Geschiebefossilien. Teil 1: Paläozoikum. - 68 S., 29 Tafeln.

RUDOLPH, F. & BILZ, W. (2000): Geschiebefossilien. Teil 2: Mesozoikum. - 68 S., 24 Tafeln.

RUDOLPH, F., BILZ, W. & PITTERMANN, D. (2010): Fossilien an Nord- und Ostsee. Finden und Bestimmen. - 288 S., ca. 800 Abb.


ROHDE, A. (2007): Auf Fossiliensuche an der Ostsee. - 272 S., zahlr. farbige Abb.


SCHULZ, W. (2003): Geologischer Führer für den norddeutschen Geschiebesammler. - 512 Seiten, 450 Abbildungen, Tafeln u. Karten.