Kurioses und Humor

Fossilien und Volksglaube

Durch die volkstümliche Sammlung meines Vaters kam ich schon ziemlich früh mit dem Thema Talisman und Volksglaube in Berührung. Nachdem ich jahrelang Fossilien gesammelt hatte, suchte ich vor einiger Zeit Gemeinsamkeiten beider Sammelgebiete. Hier habe ich einige Beispiele dazu zusammengetragen.
Heute sammeln wir Fossilien zum wissenschaftlichen Studium oder weil wir sie ästhetisch finden. Schon in der Steinzeit wurden Belemniten, Ammoniten, Seeigel und Seelilienglieder als Beigaben in Gräbern beigelegt. Sie sollten vor bösen Geistern schützen.
Das Mittelalter und die späteren Zeiten waren vom Aberglauben geprägt. Wenn abends die Leute (besonders im Herbst und Winter) bei Kerzenschein in den düsteren Wohnstuben um den Tisch saßen und der Wind um die Häuser blies, war die Angst groß. Man sprach vom Wilden Haufen, Hexen und besonders der Teufel machte Angst. Auch die Kirche tat ihr Süppchen dazu, denn das Seelenheil musste gerettet werden.
Die ländliche Bevölkerung wusste nichts von den Gesetzen der Naturwissenschaften. Daher musste vieles herhalten. Neidköpfe an Häusern angebracht, schützten gegen Unheil und Böses. Das Vergraben von lebenden Katzen unter der Türschwelle sollte durch deren Todesschreie die “Bösen Geister“ abwehren.

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Neidkopf an einer Kelter in Bönnigheim.

Mumien (als Mumia vertrieben) und Schädelmoos (von Gehängten) wurden zerstampft und mit anderen Sachen vermischt als Waffensalbe vertrieben. Von Paracelsus (Philippus Theophrastus Aureolus Bombast von Hohenheim, * 1493 - † 1541) entwickelt, half es anscheinend gegen Verletzungen durch Waffen. Es wurde aber nicht auf die Wunde (welch ein Glück) sondern auf die verursachende Waffe geschmiert.
Auch wurden Nachgeburten in Kellern - Wo weder Sonne noch Mond hin scheint - in Töpfen vergraben (Hexenglauben).

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Solche und ähnliche Töpfe wurden mit der Nachgeburt vergraben. Auch kaputte Töpfe wurden verwendet.

Die Rose von Jericho, im 15. Jahrhundert in Europa eingeführt und nur für den Adel erschwinglich, verhalf sie - erblüht am Kindsbett - zu eine leichten Geburt. Auch schenkte sie der Mutter und dem Kind ein langes Leben.
Bei der armen Bevölkerung mussten leichter erschwingliche Helfer herhalten.
Auf den Äckern und in Steinbrüchen fand man Fossilien, wusste aber nicht, um was es sich handelte. Angesichts ihrer zum Teil bizarren Formen konnten sie nur etwas Besonderes sein.

Hier habe ich einige Fossilien aufgeführt, die für Medizin oder Amulette herhalten mussten. Es gibt in verschiedenen Kulturen noch viele andere als diese hier aufgeführten.

Die bekanntesten waren die chinesischen Drachenzähne vom Gigantopithecus blacki, die gemahlen noch im 20. Jahrhundert verkauft wurden. Auch ägyptisches Mumienpulver wurde von der Fa. Merck bis 1924 als Mumia vera aegyptiaca für 12 Goldmark pro Kilo in Deutschland verkauft. Es wurde als Medizin und zur Farbenherstellung verwendet.

Gryphaea - Zehennägel des Teufels
Die Form der Auster Gryphaea aus dem Jura sieht wirklich aus wie ein Zehennagel des Teufels ( Devil´s Toenails ). Mit seiner robusten geschwungenen Form und den wulstigen Wachstumslinien sahen sie schon merkwürdig aus.
In England z.B. sollte das Tragen vor Rheumatismus und sonstigen Gelenkschmerzen schützen.

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Gryphaea - Zehennägel des Teufels.   


Baculites - Büffelsteine
Die geraden entrollten Ammoniten aus South Dakota und Montana wurden von den Prärieindianern, besonders von den Blackfoot, verehrt. In Medizinbeutel getragen sollten sie das Jagdglück fördern. Sie wurden auch in Gräbern gefunden. Die Indianer glaubten, dass in den Büffelsteinen Geister (Spirits) lebten.
Die Büffelsteine hießen "I-Nis-Kiom" und sollten als “Starke Medizin” dem Besitzer Macht über den Büffel geben.

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Baculites - Büffelstein aus South Dakota.

Belemniten - Donnerkeile
Bei den Germanen wurden sie als vom Gott Donar (Thor) geschleuderte Donnerkeile verehrt. Da diese oft nach Regen freigespült gefunden wurden. Unter dem Dach ausgelegt sollten sie vor Blitzschlag schützen.
Später verabreichte man sie in verschiedenen Kulturen als gemahlenes Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten, wie z.B. Augenleiden. Mit Weinessig vermischt, half es laut den Badern und Doktoren gegen Verstopfung, Zahnweh, Geschlechtskrankheiten und Sterilität. Das Pulver verwendete man auch zur Behandlung von Wunden.
Als Amulette getragen sollten sie gegen Hexenschuss vorbeugen.
Weitere Namen lauteten Teufelsfinger und Luchsstein.

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Donnerkeile aus Höver; Größe: 8 cm und 6 cm.

Ammoniten - Schlangenstein
Der Name Ammonit leitet sich vom Gott Amun-Re, einem der Urgötter Ägyptens ab.
Er war Wind-, Fruchtbarkeits-, Zeugungs-, und Lichtgott. Ammoniten dienten den ägyptischen Priestern als Hilfe beim Wahrsagen.
Bei Johann Bauhin hießen die Ammoniten noch Scherhorn (1602) und erst 1607 nannte Johann Jakob Schluchzer sie Ammonshorn.
Ammoniten als Schlangensteine wurde schon von Plinius d. Älteren beschrieben.
Im deutschsprachigen Raum wurden Sie zur Milchförderung in Melkeimer gelegt. Der Schlangenstein half auch gegen Schlangenbisse. Roger hat einen natürlichen Schlangenstein veröffentlicht (Whitby revisited, siehe unten).
Der Legende nach hatte St. Hilda die Schlangen von Whitby in Steine verwandelt. Das sind dann die Ammoniten, welche in Whitby gefunden werden.
Ich besitze einen Dactylioceras mit geschnitztem Kopf aus dem 18. bis 19.Jahrhundert.
Unter dem Dach sollten Ammoniten gegen Blitzschlag und am Hauseingang eingemauert für Glück sorgen.
Das Mineral Serpentin wird auch Schlangenstein genannt und heute als Heilstein verwendet.
 
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Schlangenstein von Whitby (Slg. und Foto Roger Furze).


Trochiten - Bonifatiuspfennig
Bereits in der Steinzeit wurden Trochiten zu Halsketten verarbeitet. In Germanien wurden sie als Zeichen der Tapferkeit getragen. Man nannte Sie Sonnenradsteine.
Bei der Christianisierung wurden sie zum Bonifatiuspfennig umgetauft. Die Kirche sah sie nicht so gerne und forderte die Bevölkerung auf, diese abzugeben. Man wollte schließlich lieber Reliquien verkaufen. Trotzdem wurden bis ins 18. Jahrhundert gemahlene Bonifatiuspfennige in Apotheken als Heilmittel gegen Epilepsie, Nasenbluten, Schwindel, Nierenleiden und andere Krankheiten geführt.
Als Amulette sollten Sie dem Träger ein langes Leben bescheren.
Andere Namen waren Hexengeld und Wichtelpfennig.
In England wurden sie “St. Cuthberts Beads” oder “Cuddy´s Beads” genannt und als Halskette und Rosenkranz verwendet.

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Platte aus Neckarwestheim, bestehend aus über 100 Bonifatiuspfennigen, 23 x 11 cm.


Pentacrinus - Sternstein
Schon bei Plinius hießen die fünfzackigen Seelilienglieder Astroiten (nicht Asteroiden). Man dachte, dass sie vom Himmel fielen.
Mit Wasser vermischt sollten sie gegen die Pest helfen. Auch bei Lungen-, Leber- und Blutkrankheiten sowie Schlaganfällen wurden sie verwendet.

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Sternsteine (Seelilienstielglied) aus Gruibingen.


Seeigel - Donnersteine
In vorgeschichtlichen Gräbern wurden unbearbeitete und bearbeitete Seeigel als Beigaben gefunden.
Nach altem Glauben im deutschsprachigem Raum sollten fossile Seeigel gegen das Sauerwerden der Milch helfen. Gegen Gift war der Donnerstein genauso hilfreich.
Als Amulett sollte er gegen Verhexung und den “Bösen Blick” wirksam sein.     
Ein anderer Name war Druidensteine, da manchmal ein Druidenfuß eingeschnitzt wurde.
Abgeleitet wurde seit dem 16. Jahrhundert von den Sternsingern am 6. Januar mit geweihter Kreide hauptsächlich in katholischen Gegenden über der Tür 20 C+M+B 10 (Jahreszahl) als Bannmittel gegen Verhexung angebracht.
Heute wird das Symbol als Segensbitte verwendet.

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Donnersteine aus verschiedenen Zeitaltern, Größe: 3 cm bis 6 cm.
               

Seeigelstachel - Judenstein
Die gefunden keulenförmigen Stacheln wurden Judensteine genannt. Gefunden wurden sie hauptsächlich in Kreidebrüchen. Gemahlen eingenommen halfen Sie gegen Blasen- und Nierensteine.

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Judensteine (Slg. Dieter Ackermann, Foto Uwe Dieterich)


Muscheln - Venusstein
Doppelklappige Muscheln wie z.B. Cordiopsis wurden Venus - oder Schamsteine genannt. Diese sollten die Libido erhöhen. Die Venussteine mussten aber symmetrisch gebaut sein.
Sie wurden auch gegen den “Bösen Blick” und Hexen verwendet.

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Venusstein, 7 cm breit.
               

1. Brachiopoden - Mutterstein
Seit Jahrhunderten wurden Terebratula als Muttersteine gegen Frauenleiden verwendet. Unter dem Arm getragen sollten sie auch aphrodisierende Wirkung haben.
Ich habe es ausprobiert, keine Wirkung.

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Mutterstein 5,5 cm.     


2. Brachiopoden - Heilig Geist-Stein
Die Form der Spirifer erinnerte die Bevölkerung an fliegende Tauben.
Als Amulett getragen half der Heilig Geist-Stein gegen das Verhexen.
Manchmal wurden die Brachiopoden auch nachgeschnitzt.

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Heilig Geist-Stein, 6 cm breit.


Schnecken - Wirfelstein
In den Alpenländern wurden fossile Schnecken Wirfelsteine genannt. Man legte sie als Abwehrzauber gegen die Drehkrankheit (durch Parasiten verursacht) in die Wassertröge von Schafen. Man fand die Wirfelsteine auch in alten Brunnen.
Manchmal wurden auch Ammoniten dafür genommen.

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Wirfelstein, 4 cm Durchmesser.


Kieselschwamm - Klapperstein / Adlerstein
An den deutschen und dänischen Küsten wurden rundliche Feuersteinknollen, welche im Inneren einen losen fossilen Kieselschwamm (Plinthosella squamosa) enthielten Adlersteine genannt. Er erinnerte an die Leibesfrucht von schwangeren Frauen und wurde als Amulett gegen Fehlgeburten getragen.

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Klappersteine / Adlersteine (Slg. und Foto: Thomas Daniel)


Bernstein - Succinum            
Ein ausführlicher Bericht würde hier den Rahmen sprengen.
Das fossile Harz wurde schon in der Vor- und Frühgeschichte zu Schmuck und Tieramuletten verarbeitet. Ob es zu ästhetischen- oder Kultobjekten geschah, lässt sich nicht mehr nachweisen. Man könnte es aber als Tierzauber (Jagdglück) deuten.
In Ägypten wurden schon 6000 Jahre alte Gegenstände aus Bernstein gefunden.
In der Bronzezeit (in Europa 2200 - 1200 Jahre v. Chr.) wurde der baltische Bernstein bis in den Mittelmeerraum gehandelt. Die alten Griechen nannten es Elektron. Die Römer übernahmen die griechische Bezeichnung als Electrum, nannten es aber auch Succinum. Er wurde im Altertum auch Lyncirium genannt. Man dachte, dass es der Harn des Luchse war, welcher in der Sonne getrocknet sei. Plinius d. Ältere (* 23 - † 74) schrieb, dass Bernstein auf der Haut getragen gegen Fieber helfe.
Als Allheilmittel wurde er auch in verschiedenen Mixturen gegen die Pest eingesetzt.
Später meinte man, dass er gegen Harn-, und Magenprobleme und Gelbsucht helfen sollte.
Es wurde empfohlen, Bernstein nachts den Ehefrauen auf die Brust zu legen, um sie zum Gestehen schlechter Taten zu bringen. Auch sollte er im Volksglauben als Talisman Hexen und Dämonen vertreiben.
Da Bernstein brennt, wurde er als Räuchermittel (z.B. gegen Pest) benutzt.
Als Kette wird er gern als Zahnhilfe für Kleinkinder verwendet. Davon soll man aber wegen Strangulationsgefahr absehen. Auch können die einzelnen Bernsteinglieder verschluckt werden
Mittelniederdeutscher Name Börnsteen (Brennstein).

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Baltischer Succinum, ca. 8 cm hoch und  96 g schwer.


Haizähne - Natternzungen
Die Germanen glaubten an den Mondwolf (er verschlingt bei Mondfinsternis den Mond ) und gefundene fossile Haizähne deuteten sie als Zähne vom Mondwolf.
Fossile Haizähne wurden im deutschsprachigen Raum als Pulver gegen Epilepsie, Fieber und Pocken verwendet. Im Mittelalter war es üblich, Natternzungen in den Wein zu halten. Sie zogen das Gift von Feinden aus dem Wein und ein sorgloses Trinken war gesichert.
Manche wurden auch als Amulette gegen den Bösen Blick getragen.
Ein anderer Name war auch Zungenstein.

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Natternzungen aus Marokko.


Zähne vom Lepidotes - Krötenstein
Die kugelförmigen Zähne vom Fisch Lepidotes ( Lepidotus) waren vorzüglich für den Verzehr von Muscheln geschaffen.
Als Amulette halfen sie gegen Bienenstiche und Rheumatismus.
Da die aneinander gereihten Zähnen wie Krötenhäute aussahen und diese vom Aussehen wiederum der Haut an Beulenpest erkrankter Menschen ähnelt, wurde er auch gegen die Beulenpest getragen. Gemahlenes Pulver der Zähne half gegen verschiedene Gifte.

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Krötenstein (Slg. und Foto Liane Hüne).

Mammutstoßzahn - Einhorn
Stoßzähne vom Mammut und anderen Rüsseltieren wurde als zerstoßenes Pulver vom “Unicornu verum” ( Einhorn ) hauptsächlich gegen die Pest verwendet.
Auch gegen Vergiftungen, Geschlechtskrankheiten und Nasenbluten wurde es eingesetzt. Es war wahrscheinlich eines der teuersten Mittel im Mittelalter ( wegen der Pest ) und später. Es wurde mit Gold aufgewogen. Da die Nachfrage so hoch war, wurden auch Knochen von Höhlenbären und Anderes als Einhornpulver verkauft.
Der gewöhnlich Mann kannte ja den Unterschied nicht. Zähne vom Narwal wurden in späteren Zeiten als “Unicornu falsum” verwendet.


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Horn vom "Unicornu verum" aus Bruchsal, 59 cm lang.

Es gab aber noch viele andere Fossilien, die herangezogen wurden.        

Säugetierzähne
Zähne fasste man als Amulette und trug sie an Ketten zum Schutz gegen den Bösen Blick und Hexerei. Höhlenbärenzähne sollten dem Träger zu Stärke verhelfen.

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Zähne von verschiedenen Säugetieren (z.B. Höhlenbär).

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Höhlenbärzahn aus Franken - gefasst als Amulett.


Auch Konkretionen wurden als Heilsteine und Hilfsmittel verwendet.

Steinkonkretion - Hühnergott
Im nordgermanischen und slawischen Raum wurden gefundene Lochsteine als Hühnergott im Stall aufgehängt. Dies sollte zum Schutz der Hühner dienen; daher auch der Name. Auch Hascherlit genannt, sollte er im Hühnerstall den weiblichen Poltergeist Kikimora bannen.
Im Süden nannte man solche Konkretionen Trutenstein oder Schratenstein und hängte ihn in Kuh- und Pferdeställe. Er sollte gegen den “Bösen Blick” schützen.
Wenn man Milch durch die Löcher goss, hielt diese nach dem Glauben länger. Aufgehängt an Wöchnerinnenbetten sollten die Konkretionen die bösen Geister fernhalten. Im Norden wurden Feuersteine mit Lochausspülungen verwendet.  
Ich kann mich noch dran erinnern, dass Trutensteine in meiner Jugend in einigen Kuhställen hingen.
Die Löcher mussten aber durch Auswaschungen entstanden sein.

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Lochsteine als Hühnergötter.


Lösskonkretion - Lösskindel
Lösskindel, bei uns in der Nähe Steinmännle genannt, wurden im Volksglauben gegen verschiedene Krankheiten angewandt.
Heute behandelt man damit Sodbrennen innerlich und äußerlich sowie Akne und Entzündungen und verwendet es darüber hinaus  als kosmetisches Schönheitsmittel.

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Lösskindel aus dem Kraichgau, 10 cm hoch.


Gold - Aurum potabile
Als teuerstes Heilmittel wurde Gold gegen viele Krankheiten verwendet.
Paracelsus schwor auf das Aurum mit den Worten: “Trinkbares Gold heilt alle Krankheiten, es erneuert und stellt wieder her.” Er nahm es gegen die Pest ein und es half (angeblich). Getrunken diente es der Entgiftung und Entschlackung.
Im 19. Jahrhundert stellte sich das Ganze als maßlose Übertreibungen heraus, aber es lebt bis in heutige Tage im Volksglauben weiter.
Sogenannte Heilschnäpse wie das “Danziger Goldwasser” in dem Goldplättchen schwimmen, werden heute noch getrunken.

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Autum Potabile -  Nugget aus Fairbanks Alaska 3,09 g.

Auch rezente Pflanzen wurden verwendet.

Zum Abschluss die wahrscheinlich bekannteste rezente Zauberwurzel:


Alraunwurzel - Galgenmännchen
Die Alraunenwurzel gab es schon bei den Ägyptern (bei Tutanchamun, 18. Dynastie) und sie wurde jahrhundertelang gegen verschiedene Krankheiten verwendet. Mit Honig oder Wein vermischt sollte es gegen Gürtelrose, Tuberkeln und Schlangenbisse helfen.
Es hatte und hat noch immer viele Namen, so etwa Erdmännchen, Wurzelknecht und Zauberwurzel.

Anfang des 19. Jahrhundert erfolgten die ersten Aufklärungen. Es gab Bücher wie “Die natürliche Magie” von 1801. Da steht unter der Einleitung - Beleuchtung verschiedener abergläubischer Dinge - 3. Die Hexen: Und doch soll dieser mächtige Geist (Der Teufel) sich durch einen Zauberkreis abhalten lassen, dass er, dem in dem Kreis stehenden Menschen nicht schade. Er soll durch sinnlose Töne und Zaubercharaktere, durch Fischgräten, halbverbrannte Knochen und andere solche Lappereyen sich zwingen und gemeinsam die Hände binden lassen.

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Das oben genannte Buch von 1801.

Jetzt im 21. Jahrhundert haben wir uns von diesem Mittel verabschiedet.

Oder wie ist es mit dem letzten “Toi, Toi, Toi” das soviel wie “Es möge gelingen” bedeutet? Es geht auf einen alten Abwehrzauber zurück der gegen Böse Geister helfen soll. Auch Jogi Löws getragener blauer WM - Pulli nur Zufall? In Autos am Innenspiegel aufgehängte Dinge nur aus Schönheit selbst die Christopherus Plakette? Und was ist mit den vielen Heilsteinen die gegen alles verkauft und gekauft werden.

So werden auch unsere Nachfahren im 22. Jahrhundert noch mit Volksglauben und Aberglauben leben. Daher sollten wir auch nicht über unsere Vorfahren lachen.

Alle Fotos und Fundstücke stammen, wenn nicht anders angegeben, aus der Sammlung Uwe Dieterich.

Dank
Ich bedanke mich für das Überlassen von Fotos bei Liane Hüne, Roger Furze, Thomas Daniel, Dieter Ackermann und bei Sönke Simonsen für seine Mithilfe. Besonderen Dank meinem Freund Dieter Ackermann für seine lektorische Durchsicht.
Außerdem bedanke ich mich bei allen Steinkernmitgliedern für die Unterstützung bei der Nachfrage nach Fotos.

Weiterführende Literatur zum Volksglauben
- Amulett und Talisman von Liselotte Hausmann
- Aus der Geschichte der Menschverdummung von Istvan Rath-Veigh
- Oder einfach im Internet bei ZVAB unter Volksglaube suchen.