Kurioses und Humor

Mein bronzener Türgriff - Ein Dactylioceras aus Port Mulgrave

Ich möchte Euch von etwas berichten, was nicht rein paläontologisch ist, aber ich denke das
diese Geschichte viele Leute zum Staunen bringt und deswegen auf Steinkern.de erzählt werden sollte. Vielleicht animiert es den ein oder anderen zum Nachmachen - oder hat schon jemand Fossilien als Alltagsgegenstände in Verwendung, die er im Steinkern-Forum zeigen möchte?

Wenn einer uns (Familie Buijs) mal besuchen will und vor der Haustür steht, fällt sein Auge hoffentlich auf einen besonderen selbstgemachten Türgriff.

Es ist nämlich so, dass wir (meine Frau Jitske und ich), vor Jahren in Yorkshire bei
Port Mulgrave (Oberer Lias -Toarcium) ein wunderschönes unbeschädigtes Dactylioceras
commune gefunden haben. Das schöne Stück hat 90 mm Durchmesser und es ist komplett erhalten! Das Fossil löste sich mit nur zwei leichten Hammerschlägen aus einer Knolle. Ideal! Die Engländer nennen diese Konkretionen im Tonschiefer “Nodules”.
Diese Konkretion hat gerade so lange im Meerwasser gelegen, dass eine ganz leichte
Verwitterung ins Innere gedrungen war und die Konkretion sich perfekt entlang der Rissbildung oberhalb der Oberfläche des Ammoniten aufspalten ließ.

 


jo_buijs_dactylioceras.jpg

 

Dactylioceras commune (SOWERBY), Coll. Nr. 5884, unbeschädigtes Exemplar, Ø 90 mm.
Das Stück wurde als Gussform für einen Haustürgriff verwendet und leistet seit 1984 als solcher gute Dienste. Unterer Jura, Toarcium, Bifrons-Zone. Fundort: Port Mulgrave, Yorkshire, GB

Man muss wissen, dass die in die Knollen eingeschlossene Ammoniten meistens aus
zerbrechlichem Kalzit bestehen. Oft sind sie mit Schale überliefert oder wenigstens mit Schalenresten. Das umhüllende Gestein ist bedeutend härter und hat einen schwankenden Pyritanteil. Eigentlich sollte man solche Knollen besser zu Hause präparieren, sie sind mehr etwas für Leute mit einem Druckluftstichel und einem Sandstrahlgerät. Die Ammoniten aus dem Nordosten Englands beidseitig ganz freizupräparieren ist auch mit einem Druckluftstichel sehr aufwendig, deswegen war ich sehr froh über die glückliche Fügung, dass der Ammonit so perfekt von der Natur für die Öffnung mit dem Hammer vorbereitet worden war. Das Aufschlagen geht schließlich bedeutend schneller vonstatten als eine Stichelpräparation.

Plötzlich wurde ich von einem Blitz getroffen! Meine Idee war es, so einen Ammoniten als Türgriff zu montieren.
Einen solchen Türgriff besitzt keiner in ganz Holland, so dachte ich mir. Die Firma Krantz hatte in dieser Zeit bronzene Ammonitenabgüsse verkauft, die als Briefbeschwerer verwendet werden konnten, was mich auf die Idee gebracht hatte.

Mein leider vor kurzem verstorbener Bruder war Bildhauer. Nach einem Gedankenaustausch über die Idee war er auch begeistert und wir haben zusammen ein Gussmodell des Ammoniten mit einer Halterung an der Hinterseite gebastelt. Ganz einfach zusammengestellt aus einem kleinen Plastikdeckel mit einem Stückchen Plastikrohr (z.B. eine Filmdose). Dieses haben wir dann sauber mit Aquariumkitt am Ammoniten befestigt. Danach fertigten wir ein Wachsmodell. Als Gussform nutzten wir mit Draht verstärkten Gips. Das Wachs brachten wir zum Schmelzen indem wir den umgebenden Gips erwärmten. Das ist einfach, weil das Wachs schon bei 80° C flüssig wird. So bleibt eine hohle Gipsgußform für einmaligen Gebrauch übrig.
Der Wachs muss gut ausschmelzen, weil sonst Fehler im Gussstück entstehen.
Das Problem war nun einen freundlichen und begeisterten Gießer zu finden. Ein anderer Gussstoff als Bronze kam für mich nicht in Betracht. Die meisten Werkstoffe oxidieren schnell und werden dadurch rasch unansehnlich. Bronze hingegen bekommt eine schöne Patina, welche mit den Jahren sogar noch schöner wird!
Die Halterung ist nötig um den Türgriff überhaupt an die Tür montieren zu können.
Kurz und gut: Mein Bruder machte aus Bronze einen wunderschönen Abguss des Dactylioceras:

 


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Der bronzene Türgriff in Frontansicht.

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Schrägsicht auf den Dactylioceras-Türgriff.

 

Eine Spindel mit Schraubdraht wird aus der Ammonitenverzierung heraus zur Befestigung durch die Tür nach innen geführt. An der Innenseite der Tür ist dieser mit einem anderen Aluminiumgriff verbunden. Eine Skizze wie das ineinander steckt, sehen Sie anbei.  
Jeder Besucher mit Fossilieninteresse glaubt, dass wir einen echten Ammoniten an der Eingangstür montiert haben.  

 


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Skizze der Konstruktion des Türgriffs.


Viele Grüße,
Jo Buijs (Huizen, Niederlande)


Literatur:
R. Schlegelmilch (1976), Die Ammoniten des süddeutschen Lias, Gustav-Fischer Verlag, Stuttgart.