Das Ruhrmuseum Essen

Die Eröffnung des Ruhrmuseums fand mit der Feier zur Kulturhauptstadt 2010 am 9.1.2010 im Weltkulturerbe Zeche Zollverein statt.

Ich möchte hier meinen ersten Eindruck vermitteln. Da es sich nur um einen ungeführten Rundgang am Abend dieser Eröffnungsfeier handelt und wie bei solchen Anlässen üblich, sicher noch nicht alles ganz fertig war, kann es sein das ich diesen Eindruck später noch einmal revidieren werde. Fotografieren für private Zwecke ist erlaubt, aber eine Veröffentlichung im Internet nicht, daher verzichte ich auf aktuelle Fotos aus der Ausstellung. Auf der Seite des Ruhrumseums  http://www.ruhrmuseum.de finden sich die beschriebenen Örtlichkeiten mit kleinen Bildern.

Der Eingang des Museums ist sehr spektakulär. Nach der Überquerung des Ehrenhofes steht man vor dem riesigen Gebäude der Kohlenwäsche. Mit einer beleuchteten extrem langen Rolltreppe, die neu als Rampe an das Gebäude gebaut wurde, geht es auf die oberste Ebene. Man bewegt sich ab jetzt in dem riesigen Industriekomplex, dessen Räumlichkeiten für die Ausstellung möglichst geschickt zu nutzen waren.

Zuerst einmal ist man von den Eindrücken der Anlage fasziniert bis überwältigt. Die Designer der Austellung feuern ein visuelles Highlight nach dem anderen ab, was alleine den Besuch wert ist. Das rot/orange beleuchtete innere Treppenhaus muss man gesehen haben. Auch im Folgenden wird ausgiebig mit Beleuchtungseffekten gearbeitet. Dann kommen die ersten beleuchteten Vitrinen. In jeder Vitrine ein Austellungsstück, auch einige große Fossilien haben hier ihren Platz gefunden. Daneben ein Sammelsurium aus Industriegeschichte, Natur, Archäologie und Hausrat vergangener Zeiten. In der alten Ausstellung hatten Geologie und Paläontologie einen eigenen Trakt, hier ist alles etwas unzusammenhängend präsentiert und damit beginnt die Ernüchterung. Auf dem Weg durch die Ausstellung finden sich immer wieder Fossilien, oft mit wenig erläuternder Beschriftung. Sicher können die Macher das Konzept der Ausstellung gut begründen, aber nach diesem ersten Rundgang erscheint mir alles etwas zu oberflächlich, zu sehr auf Show ausgerichtet. Es erschließt sich dem Betrachter nicht einfach so. Die Versuchung an einer Vitrine vorbei zu gehen ist groß, immer auf der Suche nach dem nächsten Showeffekt.

Aus der Erinnerung würde ich folgende thematische Schwerpunkte im Bereich Paläontologie nennen:

Eine Empore mit Kreidefossilien. Hier finden sich einige Vitrinen mit kleineren Fossilien aus den verschiedenen Schichten des Münsterländer Beckens. Die Vitrinen haben einen Glasboden, darunter sind riesige Trichter, durch die die Kohle sortiert wurde. Die großen Ammoniten wurden in diesen Trichtern montiert. Sicher ein toller Effekt, aber die Fossilien in den Vitrinen wurden nicht einzeln beschriftet, wohl um den Durchblick nicht zu verstellen und von den großen Ammoniten ist man sehr weit weg. Deren Dimensionen werden in den riesigen Trichtern nicht deutlich und Details kann man auch keine mehr erkennen.
Auf der anderen Seite zwei kleine Vitrinen mit der tollen Schwammsammlung. Ich meine davon waren in der alten Ausstellung mehr Einzelstücke zu sehen und wieder ist man weit weg, da die Vitrinen an der Wand montiert sind. Um die Details der Präparation zu bewundern muss man sich schon sehr über das Geländer der Empore beugen. Direkt dahinter folgen Vitrinen mit ausgestopften rezenten Tieren.

Dann gibt es einen Bereich mit Skeletten aus der Eiszeit. Hier findet sich unter anderem ein Mammut- und ein Nashornskelett.

Dann kommt ein Raum mit diversen Artefakten in der Nähe der archäologischen Fundstücke, darunter auch viele interessante Fossilien.

Am Schluss auf der untersten Ebene ein Bereich für die Steinkohle und deren Fossilien. Da gibt es ein paar schöne Vitrinen mit Pflanzenfossilien und aus jedem abbauwürdigen Flöz einen Kohlebrocken.

Dahinter noch Fossilien im Zusammhang mit Rohstoffen. Auch hier wurden einige Großammoniten unter die Decke in Trichter montiert, diese sieht man aber nur, wenn man zufällig nach oben sieht.

Am Eröffnungstag lief nachmittags im WDR eine Dokumentation über den Umzug. Auch hier wurde der beschriebene Zielkonflikt zwischen Ausstellungsmachern und Sammlungskuratoren deutlich. Auf der einen Seite der Versuch eine möglichst spektakuläre moderne Ausstellung zu gestalten, auf der anderen Seite eher das Bestreben möglichst viele Inhalte zu vermitteln. Anfangs wollten die Ausstellungsmacher die Geologie wohl gar nicht in der neuen Ausstellung sehen, aber das war wohl auch am Anfang des Prozesses, zu einem Zeitpunkt wo Sie noch nicht wirklich das Verständnis für die dort lagernden Schätze hatten. Zollverein und Ruhrgebiet ohne Geologie? Ohne Fossilien? am besten noch ohne Rohstoffe und Kohle? Aber das konnten die Kuratoren zum Glück verhindern, wenn auch mit sichtbaren Einschnitten, nicht nur bei der Geologie und Paläontologie.

Aus meiner Sicht ist die Austellung sehr spektakulär und sehenswert, leider etwas oberflächlich, aber das wird den meisten RTL und Disneyland gestählten Besuchern nicht auffallen. Als Entschuldigung wäre sicher zu nennen, dass ein sehr großer Bestand aus verschiedenen Bereichen zu zeigen ist und Paläontologie nur einen kleinen Teil davon ausmacht.    


Eintrittspreise, Öffnungszeiten, weitere Informationen:
http://www.ruhrmuseum.de/


Adresse:

Ruhr Museum
Zollverein A 14
(Schacht XII, Kohlenwäsche)
Gelsenkirchener Straße 181
45309 Essen


Ab hier der alte Text zum Ruhrlandmuseum, den ich aus palöontologischer Sicht als Erinnerung an bessere Zeiten hier stehen lassen möchte:


Das Ruhrlandmuseum Essen verfügt über eine schöne paläontologische Sammlung. Die Dauerausstellung läuft unter dem Titel 'terra cognita'. Da diese Sammlung ab März 2007 in das neue Ruhrmuseum im Weltkulturerbe Zeche Zollverein verlegt wird, ist das für mindestens ein Jahr die letzte Gelegenheit die Stücke zu sehen. Auch wird es interessant sein diesen Bericht, quasi als virtuelles Museum, mit der neuen Austellung zu vergleichen. Die 'alte' Ausstellung dient dazu auf dem begrenzten Raum einen Überblick über das komplexe Thema zu schaffen. Wer versucht die zahlreichen Vitrienen in Ruhe zu studieren, wird schnell an die Grenze seines Aufnahmevermögens gelangen, wie in jedem großen Museum. Die nicht zugänglichen Depots sind mit ca. 500.000 Stücken gut gefüllt. Ein Schwerpunkt der Sammlung ist die regionale Geologie mit zahlreichen Stücken aus dem Karbon und der Kreide. Dabei ist unter anderem ein riesiger Fundus aus über 100  Jahren Sammeltätigkeit am Kassenberg in Mülheim. Auch eine kürzlich erworbene Privatsammlungen von meisterhaft präparierten Schwämmen aus dem Münsterland ist allein den Besuch wert. In der Ausstellung befinden sich Stücke von vielen wichtigen Fossilfundstellen aus aller Welt thematisch geordnet.

Das Museum ist bis Herbst 2008 geschlossen und wird dann im Weltkulturerbe Zeche Zollverein neu eröffnet.



Eintritt für Erwachsene 5 Euro. Im gleichen Gebäude ist das Folkwangmuseum untergebracht. Wenn dort Sonderaustellungen laufen kommt man mit einem Eintritt oft auch noch in die geologische Ausstellung und andere Sonderaustellungen. Nachteil: dann gibt es kaum einen freien Parkplatz und die Kassen sind überlaufen.
In der geologischen Sammlung hat man aber immer seine Ruhe.
 


Direkt im Eingangsbereich gibt es eine schöne Übersicht über die  Vielfalt der Kopffüßer. Der große Ammonit links ist zwar nur ein Abgus, aber stattliche ca 180 cm

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und rechts die 'Wagenräder'
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in der Mitte ein paar Goniathiten aus dem Sauerland. Für Details bitte hier klicken.
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Na, wer hat in dem großen Foto die beiden tollen Nipponites oben links gesehen?



Prachtstücke in einer kleinen Seitenvitrine. Für Details bitte hier klicken
Die Komplexität der Lobenlienien bei diesen amerikanischen Stücken aus der Kreide der Fox Hills in Süddakota ist unglaublich.
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Der Hauptgang, von dem die weiteren Austellungsräume abzweigen, ist  modern eingerichtet. Die gezielte Ausleuchtung der einzelnen Vitrienen gibt einen stylischen Eindruck, hatte für mich beim fotografieren den Nachteil das ich mit ISO 800 arbeiten musste, um noch ohne Stativ auszukommen. 
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Eine Vitrine mit Plattenkalkfossilien aus Süddeutschland ist sicher ein muss. Detailbild bitte hier clicken. Die Kopie und eine lebensnahe Rekonstruktion des Archäopteryx gibt es an anderer Stelle auch noch.
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Unten in der Vitrine Stücke aus der münsterländer Kreide mit zahlreichen Seeigeln. In der mitte französische Unterkreide. Oben Unterkreide von Sachsenhagen.

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Hier nur einige exemplarische Stücke aus dieser Vitrine.

Französische Unterkreide
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Münsterland
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Münsterland
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Sachsenhagen
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Ichthyosaurier im Eingangsbereich
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Ebenfalls schön anzusehen die versteinerten Hölzer
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Blick in den großen Austellungsraum.
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Die zahlreichen Vitrinen hier behandeln Themen wie Muscheln, Schnecken, Crioniden, Korallen usw.
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In der 'Zahnvitrine' steht die Rekonstruktion eines Rochengebisses.
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und hier einiger der kreidezeitliche Insassen dieser Gebisse
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Diese wunderbaren Stromatolithe gehören zu den ältesten Lebewesen auf Erden.
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Zu dieser Vitriene mit Schwämmen aus dem Münsterland habe ich ein paar Detailaufnahmen mehr:

Detailaufnahme 1
Detailaufnahme 2
Detailaufnahme 3
Detailaufnahme 4
Detailaufnahme 5

noch ein Hinweis: Viele Browser sind so eingestellt, das sie ein Bild auf die Bildschirmgröße formatieren. Damit ist man nicht in der lage alle Details zu sehen. Diese Bilder sind 8MP groß, also selbst auf großen Monitoren mehrere Bildschirme breit und hoch. Das verkleinern kann man rückgängig machen durch anclicken (Firefox) oder unten rechts auf das Bild gehen und auf den erscheinenden Button drücken (Internet Explorer). Dann kann man in diesen Bildern mit den Rollbalken unten und rechts spazieren gehen.

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Detailaufnahme der Blättervitrine hier clicken
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Einiges zum Thema Muscheln
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Die Hippuriten noch mal von oben.
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Zur Abwechslung etwas Karbon, wir sind ja schließlich im Ruhrgebiet :)
Davon gibt es in der Ausstellung natürlich noch viel mehr.
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Auch diese gewaltige Knolle gefüllt mit Goniathiten ist aus dem Karbon. Beim Durchmesser dürft nicht viel an einem Meter fehlen
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Eurypteriden waren bedeutende Räuber zu ihrer Zeit, aber leider kann man sie kaum so erhalten finden, da ihre 'Hartteile' nur selten und in wenigen Aufschlüssen (Schottland,  Estland, USA)  überliefert wurden.
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Die Insektenvitrine. In der Detailaufnahme ist wesentlich mehr zu erkennen:
hier clicken
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Devon gibt es natürlich auch. Detailaufnahme hier clicken
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Im Paläozoikum dürfen natürlich auch die Trilobiten nicht fehlen
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Ebenfalls Paläozoikum die Crinoidenkelche
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Korallen gehören natürlich auch in so eine Übersicht.Hier eine häufige Form aus dem Silur von Gotland/Schweden.
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Weitere Korallen von typischen Fundplätzen
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Ein Ausschnitt aus der Bundenbach-Vitrine
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Eine Reihe von 'handlichen' Saurieren aus Perm und Trias gibt es ebenfalls zu sehen.
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Ein Fisch aus der Holzmaden-Vitrine.
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wo wir gerade bei den Fischen sind
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Noch ein Nachschlag zur Kreide:

Mein bescheidener Beitrag zur Ausstellung ist dieser Schwamm aus Lägerdorf  :)
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Der U-Bahnbau war vor meiner aktiven Zeit. Leider sind die tollen Funde aus Essen, die in einigen Vitrinen gezeigt werden, alle Geschichte.
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Zu den freipräparierten Krebsen gibt es noch eine Detailaufnahme, bitte hier klicken.
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Zum Schluss noch ein Blick in den anderen Flügel des Museums. Hinter dem Mamut gibt es noch ein Diorame des Karbonwald.
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Ich hoffe, ich konnte den ein oder anderen Leser zu einem Besuch animieren. Natürlich ist es hier nicht möglich eine umfassende Übersicht zu geben, dafür sind es einfach zu viele Stücke.


Thomas Magiera