Subdiscosphinctes: Von der Wand bis in die Vitrine

Anlässlich einer Exkursion im Steinbruch Gräfenberg (Endress) mit den Fränkischen Fossilienfreunden konnte ich aus der zweiten Lage oberhalb der Beta2-/Gamma1-Grenze einen großen Subdiscosphinctes bergen. Obwohl Bergung und Präparation nicht einfach gewesen sind, ist trotzdem ein schönes Sammlungsstück daraus geworden.

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Fundsituation: Von dem rund 35 Zentimeter großen Ammoniten ist nur ein Teil des Rückens zu sehen.

Der Ammonit steckte in der zweiten Kalkbank oberhalb der Malm Beta2-Gamma1-Grenze (Untere Platynota-Zone). Nach meiner neuen Nummerierung, die in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Aufschluss" (VFMG) erscheinen wird, ist dies die Gräfenberg Endress-Gamma-Bank2 (= GEgB2). Die Neunummerierung ist meines Erachtens notwendig, weil im unteren Gamma 1 rund fünf Bänke gegenüber der Normalausbildung in der südlichen und mittleen Fränkischen Alb fehlen und damit die Banknummerierungen nach Streim und Schmidt-Kaler in Gräfenberg nicht anwendbar sind.
Beim Bergen des Ammoniten ist mir Fritz Lang eine große Hilfe gewesen, der mit dem Brecheisen die überstehenden Schichten weggestemmt hatte. Bei meinem Versuch, den Ammoniten aus der Wand zu klopfen, ist er in etliche Stücke zerbrochen.

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Kein schöner Anblick nach der Bergung: Hätte ich an diesem Tag mehr Zeit und ein geschickteres Händchen gehabt, wäre er Ammoniten möglicherweise in einem Stück herausgekommen.


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Nach dem Zusammensetzen: Der Ammonit ist im Vergleich zu vielen anderen großwüchsigen Exemplaren aus dieser Schicht relativ gut erhalten, auch wenn nach dem dritten Umgang nur noch vergammelte Windungsreste zu erkennen sind.



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Der Ammonit kurz vor den Ergänzungsarbeiten: Die Risse habe ich mit meiner Standdardpaste - Ponal mit Steinmehl verdickt - ausgefüllt. Einige nicht erhaltene Rippenstile in den Innenwindungen wurden mit Gips nachgeschnitzt und anschließend mit Wasserfarben koloriert. Das fertige Ergebnis ist am Anfang des Berichtes zu sehen.

Für Malm-Freaks:
Bei dem Ammoniten handelt es sich vermutlich um ein mit rund 35 Zentimetern und erhaltenem Mundsaum ausgewachsenes Exemplar eines Subdiscosphinctes cf. castroi (Choffat). Die Zuordnung ist in zweierlei Hinsicht umstritten.
1. Da die Berippung der Innenwindungen nicht studiert werden konnte, ist auch eine Zugehörigkeit zu Lithacosphinctes evolutus morf. subachilles (Wegele) nicht auszuschließen. Die für Subdiscosphinctes typische Rippenspaltung in den mittleren Umgängen, wo sich Hauptrippen immer wieder unterhalb der Flankenmitte oder sogar an der Nabelkante aufspalten, ist bei diesem Stück nicht erkennbar. Was dagegen typisch ist: Der plötzliche Übergang der fein berippten Innenwindungen in ein Stadium, in dem die Rippen weit auseinandertreten und kaum mehr Relief zeigen.
2. Dem Fundhorizont entsprechend, müsste es sich bei dem Exemplar um einen Subdiscosphinctes castroi (Choffat) handeln. Die Vorläuferform Subdiscosphinctes grandiplex (Quenstedt) ist auf den unteren Teil des oberen Malm Beta beschränkt. Allerdings sind beide "Arten" so ähnlich, dass es sich möglicherweise nur um eine Skuplturvariation handelt. Wenn dies der Fall ist, müsste grandiplex zugunsten von castroi weichen, da die Choffatsche Art früher aufgestellt worden ist. Das Männchen zu Subdiscosphinctes castroi wäre übrigens Subdisosphinctes freybergi (Geyer).

Foto und Sammlung: Victor Schlampp
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