Bergung und Präparation eines Belemnitenschlachtfelds aus Mistelgau

Dieser Bericht über die Präparation ist ein weiteres Beispiel für die Vorgehensweise bei Mistelgaumaterial

Kurz vorab.

Auf der Steinkern Exkursion im Sommer 2005 habe ich leider keinen Wirbel gefunden. Da sich die Umstände in Mistelgau drastisch geändert hatten und man immer mehr Gerüchte über ein Sammelverbot hörte, bin ich im Spätherbst 2005 mit einem Sammelkollegen noch einmal hin. Morgens um 2.00 Uhr los und abends war ich um 22.30 Uhr wieder zu Hause. 1000km aber es hat sich gelohnt.

Ab ca. 5 Uhr morgens fing es an zu Regnen und als wir in Mistelgau gegen 7 Uhr ankamen war es dort auch am regnen. Zu unserem Erstaunen waren wir die einzigen Sammler. Tagsüber kamen noch drei Sammler, wobei einer nur die Hänge abgesucht hat.

Bewaffnet mit Schaufel, Straßenbesen und einem Stahlbesen machten wir uns daran eine Flächen freizulegen. Ich schätze das wir (Matthias und ich) insgesamt eine Fläche von ca. 5m mal 10m freigelegt haben. Als gegen halb 10 der Regen aufgehört hat und die Fläche langsam abtrocknete fanden wir unsere ersten Wirbel. Bis zum Nachmittag hatten wir beide etliche schöne Stücke gefunden und so haben wir uns gegen 16.30 Uhr auf den Heimweg gemacht.

 

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Bild 001 In Mistelgau. Die Platten im Fundzustand bzw. wie sie geborgen werden.


Die großen Risse waren "Sollruchstellen". Leider brachen einige Platten noch weiter durch. Beim bergen habe ich etliche Fotos gemacht. Sie sind nachher sehr hilfreich beim Zusammensetzen der einzelnen Teile.

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Bild 002 So langsam trockneten die abgefegten Flächen.

 

Am nächsten Tag habe ich meine Platten mit Hilfe eines Wasserschlauchs und einer Bürste vom losen Dreck befreit und dann gut zwei Wochen zum Trocknen weg gelegt.

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Bild 003 Hier liegen einige Teile zum Trocknen. Nach der ersten groben Reinigung konnte man schon deutliche mehr Details erkennen.

 

Nun ging es ans eigentliche Präparieren.

Da die Platten alle eine handliche Größe hatten konnte ich sie noch alleine transportieren. Das sollte sich später ändern. Meine Vorgehensweise beim Präparieren werde ich an einer Platte veranschaulichen. Alle Teile habe ich auf die gleiche Weise bearbeitet.

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Bild 004 Nach der ersten Reinigung

 
Wer schon einmal ein Belemnitenschlachtfeld präpariert hat, wird die unvermeidbaren weißen Krater kennen, die entstehen wenn man mit dem Stichel oder Meißel einen Belemniten "trifft". Und einmal so ein Krater im Belemnit und man bekommt ihn nicht mehr raus. Mann kann sie natürlich nachher weg retuschieren, aber da ich sie im Vorfeld vermeiden wollte bin ich dieses mal anders vorgegangen.

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Bild 005  Mit dem Messer bekam man schon so einiges runter.

Für die grobe Vorarbeit habe ich anstatt eines Meißels (der auch großen Schaden anrichten kann) ein altes Messer genommen. Es hat nicht so scharfe Ecken und wenn man doch mal auf einen Belmniten trifft, haut man nicht gleich so tiefe Macken rein

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Bild 006 Die vom Messer verursachten Kratzer lassen sich leicht wegstrahlen.

Dann ging es ans Strahlen. Mit Eisenpulver und Drücken zwischen 2 bar und 11 bar.

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Bild 007  So langsam kam immer mehr zum Vorschein.

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Bild 008  Also das Strahlen hat richtig Spass gemacht

Ich habe bei jeder Platte den Rand ringsum ca. 2 cm stehen lassen. Damit eventuelle Stücke, die in der Nachbarplatte weiterlaufen nicht weg brechen. Und damit ich beim späteren zusammen kleben mehr Fläche habe.

Nach und nach habe ich auf diese Weise alle Platten präpariert.

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Bild 009  Hier noch eine andere Platte. Der Maßstab ist 40 cm lang.

Nachdem alle Teile auf diese Weise präpariert wurden, ging es ans Kleben. Zuerst habe ich versucht die Platten stehend übereinander zu verkleben (Wie ich es bei der Seelilie aus Alverdissen gemacht habe. Da ich eine so große Sandkiste nicht hatte und mir die Teile immer wieder verrutscht sind, habe ich sie auf zwei Tische gelegt.
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Bild 010 Hier habe ich die Teile einmal grob zusammen gelegt. Oben rechts das fehlende Teil lag noch in der Strahlkabine.

Die gute Seite nach oben. So konnte ich die Fugengröße besser vermitteln. Dann habe ich mit dick- und dünnflüssigem Sekundenkleber, bei größeren Lücken Akemi Kleber genommen und die einzelnen Teile zusammen geklebt.

Dabei immer mehrere zusammenhängende Platten gleichzeitig kleben und wenn es geht die angrenzenden Platten auch heran schieben.

Macht man das nicht, und nimmt z.B. nur zwei Platten dann versucht man automatisch den Spalt auf der Oberseite so klein wie möglich zu bekommen. Meist passt dann die nächste Platte nicht mehr.

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Bild 011  

Die mit Gips bedeckten Fugen hatte ich mit Sekundenkleber geklebt. Bei den anderen Fugen kann man den Akemi Kleber noch sehen. Der musste erst noch abbinden.

Die eigentliche Stabilität erhält die Platte durch eine auf der Rückseite aufgebrachte Glasfaser Matte. Genauer gesagt ein GLAS ABSTANDSGEWEBE. Das Abstandsgewebe besteht aus zwei Gewebedecklagen E-Glas, die durch Stegfäden auf einem definierten Abstand - je nach Typ - von 3 bis 22 mm gehalten werden.
Nach der Durchtränkung mit Harz expandieren diese Stegfäden ohne Hilfsmittel auf die vorgegebene Höhe. So entstehen auf einfachste Weise Sandwichlaminate.

Damit nachher kein Harz durch die Fugen läuft, habe ich sie auf der guten Seite mit Gips verfüllt.

Inspiriert durch einen zwischenzeitlich gesehenen Film über die "professionelle" Bergung eines Sauriers habe ich die gesamte Platte mit Eisenstangen verstärkt, damit meiner Platte beim Anheben und Drehen nicht das passiert, was dem Saurier widerfahren ist. (Der Schädel ist beim Bergen / Anheben in etliche Teile zerbrochen)

 

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Bild 012 Hier sieht man die verfüllten Fugen und die zusätzlich eingegipsten Stangen. Eine lange und zwei kurze Stangen.

 

An die lange Stange habe ich auf der einen Seite einen Haken angeschweißt und auf das andere Ende einen Hülse mit angeschweißten Haken aufgeschoben. Ähnlich einer Schraubzwinge. So konnte ich die Stange festkeilen.

Das verstärken der Platten mit den Stangen hat sich gelohnt. Ich habe mit einem Bekannten die Platte heil wenden können.

 

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Bild 013 Die Platte nach dem erfolgreichen Wenden.

Jetzt konnte ich die Aufhängung anfertigen. Da sie von vorne nicht sichtbar sein sollte, hatte ich verschiedene Varianten überlegt. Entschieden habe ich mich für eine simple Halterung die später nur eingehängt werden muß. Ein paar Flacheisen und Eisenstangen passend zurecht gebogen und aneinander geschweißt. Sie geben der Platte eine zusätzliche Stabilität.

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Bild 014   Die Halterung.

Die Enden der Flacheisen sind auf der einen Seite (im Bild 014 unten) zu Haken umgebogen. Die andere Seite ist nur abgewinkelt, dort soll die Platte drauf stehen.

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Bild 015 Ein Blick unter das Abstandsgewebe.

Die Aufhängung habe ich noch zusätzlich mit mehreren Schrauben auf dem Schlachtfeld befestigt. Das Bohren der Dübel Löcher hat ein wenig gedauert. Ich habe mit einem 6mm Steinbohrer ohne Schlag gebohrt. Ständig nachgeschaut wie tief ich bin, wäre zu blöd gewesen wenn ich durchgebohrt hätte. Danach habe ich die ganze Platte mit Druckluft abgeblasen.

Nun konnte das zugeschnittene Gewebe aufgelegt werden.

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Bild 016  Noch ohne Harz.

Für die Matte, die ca. 1,2 m mal 1,2 m groß war habe ich insgesamt 3,5 Liter Harz  benötigt.

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Bild 017  Die eingearbeitet Aufhängung kann man gut erkennen.

Die fertige verstärkte Platte mit der Aufhängung. Nach dem Trocknen konnte die Platte wieder gewendet werden. Das von mir verwendete Zwei-Komponenten-Harz der Firma Reckli (Reckli Bauharz EP) hat seine endgültige Festigkeit nach ca. 14 Tagen. Es gibt natürlich auch schneller aushärtendes Harz, das ist aber teurer. Wenn jemand günstige Quellen hat soll er sie bitte im Forum mitteilen.

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Bild 018 Detail Aufhängung

Nun konnte der Gips von der Vorderseite wieder runter. Das stellte sich schwieriger dar als erwartet. Es kam mir vor, als wenn das Harz stellenweise in den Gips gelaufen ist, bzw. der Gips das Harz aufgesogen hat. Das verlängerte das Strahlen um einiges.

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Bild Nr. 019 Vom Gips befreit

Hatte aber auch den Vorteil, dass der Gips eine deutlich höhere Festigkeit bekommen hat. Nun ging es ans Kolorieren. An dieser Stelle sei noch erwähnt, das nichts hinzugefügt wurde, im Gegenteil. Einige Belemniten die bei der Präparation abgingen habe ich nicht wieder angeklebt. Auf einen mehr oder weniger kam es nicht an. Die Fugen habe ich mit Acrylfarbe nach koloriert. Anschließend habe ich die einzelnen Belemniten und Wirbel mit Fluat eingelassen.

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Bild Nr. 020  Das Ergebnis


Literatur zu Mistelgau


FÖRSTER, R.: Krebs-Funde aus dem obersten Lias und dem untersten Dogger von Mistelgau bei Bayreuth, Oberfranken. Mit 6 Abb. im Text.- Geol. Bl. NO-Bayern 30, 2: 73-90, Erlangen 1980.

FREYBERG, B.v.: Steine von Mistelgau.- Geol. Bl. NO-Bayern 7, 4: 137, Erlangen 1957.

HELLER, F.: Ein Mystriosaurus-Fund im Lias epsilon von Mistelgau.- Geol. Bl. NO-Bayern 3, 4: 146-148, Erlangen 1953.

HELLER, F.: Fund eines Ichthyosaurier-Unterkiefers im Lias epsilon von Mistelgau.- Geol. Bl. NO-Bayern 6, 1: 40-41, Erlangen 1956.

Müller, H. (1960): Über Fossilfunde im Lias epsilon der Mistelgauer Ziegeleigrube. - Berichte der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Bayreuth, 10.

Schlegelmilch, R. (1973): Fossilien aus der Tongrube Mistelgau bei Bayreuth. - Der Aufschluss, 24, Heft 10, S.382-388, Heidelberg.

Schulbert, C. (2001): Die Ammonitenfauna und Stratigraphie der Tongrube Mistelgau bei Bayreuth (Oberfranken).- Beihefte zu den Berichten der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Bayreuth e.V., Heft 4, 183 S., Bayreuth.

Schulbert, C. & Nützel, A. (2002): Ammonoideen und Gastropoden aus dem Oberen Toarcium und Unteren Aalenium der Tongrube Mistelgau (Frankenalb). - Schriftenreihe der Deutschen Geologischen Gesellschaft, 21, S. 304, Würzburg.

WILD, R.: Dorygnathus mistelgauensis n. sp., ein neuer Flugsaurier aus dem Lias EpsiIon von Mistelgau (Fränkischer Jura). Mit 1 Abb. im Text und Taf. 6 u. 7.- Geol. Bl. NO-Bayern 21, 4: 178-195, Erlangen 1971.