Präparationswerkzeug

Steine formatieren und bearbeiten mit handgeführten Fliesen- und Diamantwerkzeugen

Jeder Sammler kennt das Problem: Man hat ein schönes Fundstück mit Matrix und möchte das Matrixstück verkleinern oder aber man will ein Fossil mit Matrix aus einem größeren Brocken herauslösen. Man kann auch den Wunsch haben, um einen teuren Ständer einzusparen, an einem Stück eine Fläche zum Aufstellen zu schaffen bzw. zu glätten oder man will einfach eine Kante runden. Oft kann man sich auch die mechanische Präparation durch einige gezielt angebrachte Schnitte erleichtern. Versuche, derartige Aufgaben mit Hammer und Meißel bzw. Stichel  zu bewältigen, gehen signifikant häufig daneben. Bei bestimmten Gesteinen z. B. bröckeligen Mergeln oder verwittertem devonischen Massenkalk ist der Misserfolg durch Zerbröseln des Fossils vorprogrammiert, glatte Flächen lassen sich so kaum herstellen. Bei den erwähnten Massenkalken formatiere ich grundsätzlich nicht mehr mit dem Hammer, da die Verlustrate weit über 50 % liegt und es natürlich immer die schönsten Stücke erwischt. Eine Lösung wären professionelle Steinsägen, diese sind aber teuer, brauchen viel Platz und sind wegen des umherspritzenden verschmutzten Wassers wenig wohnungstauglich. Ein Trennschleifer (am besten mit Diamanttrennscheibe) produziert enorme Staubmengen, das gilt leider auch für Minischeiben z. B. am Dremel. In der Wohnung sind letztere ebenfalls ein Problem, wenn man nicht leidenschaftlicher Staubwischer ist, was ich für mich definitiv ausschließen kann.

Für manche Fälle, vor allem kleinere Schneideaufgaben, können Handwerkzeuge zur Fliesenbearbeitung eine Lösung sein, die zudem den Vorteil haben, dass sie keine Steckdose benötigen und daher auch im Gelände genutzt werden können. Es handelt sich um Handsägen sowie Feilen für die Nachbesserung.


Einspannen der Werkstücke
Man erleichtert sich die Bearbeitung erheblich, wenn man die Werkstücke fest einspannt. Bei größeren Teilen kann man hierfür einen Schraubstock oder Schraubzwingen nutzen.


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Eingespanntes Stück mit Ammonit aus Ludwag

Bei kleineren Stücken habe ich sehr gute Erfahrungen mit Gripzangen, die man dann wiederum zusammen mit dem eingespannten Stück mittels einer Schraubzwinge am Tisch befestigen kann. Gripzangen gibt es manchmal sogar als mehrteiligen Satz günstig im Baumarkt. Beim Einspannen muss man den Druck auf das Werkstück je nach Material behutsam dosieren, um nichts zu zerdrücken. Mit Gripzangen ist dies durch die fein verstellbare Maulweite besonders gut möglich.

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Kleinstufe mit Devonschnecke in kleiner Gripzange

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Zur Bearbeitung eingespannte Kleinstufe

Unterhalb des Werkstücks stellt man am beste einen Behälter für das Gesteinsmehl auf.

Sägen
Die vorgestellten Sägen habe ich bisher nur bei der Baumarktkette Obi gesehen. Bei den in 2 Größen erhältlichen Sägen handelt es sich um Bügelsägen, geschnitten wird mit einem eingespannten Draht, auf dem sich kantige Hartmetallstücke befinden. Wichtig ist, darauf zu achten, dass dieser Draht maximal gespannt ist.

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Kleine Fliesensäge, Länge des Sägedrahtes 13 cm

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Große Fliesensäge, Länge des Sägedrahtes 29 cm

Mit der großen Säge lassen sich beachtliche Schnitttiefen erreichen, während die kleinere sich eher für filigranere Arbeiten eignet. Bei der großen Säge wäre eine rechteckige Bügelform statt der Bogens sinnvoller, da man bei tieferen Schnitten den vollen Sägehub nutzen könnte. Die Ergebnisse einer Bearbeitung mit diesen Werkzeugen sind durchaus brauchbar, wenn auch die Schnittgeschwindigkeit sich bei weitem nicht mit Elektrogeräten vergleichen lässt, dafür staubt man nicht alles ein. Wegen der Dicke des verwendeten Drahtes ist der Schnitt recht breit. Das anfallende Sägemehl lässt sich gut für Ergänzungsarbeiten verwenden, man braucht so kein Steinpulver für diesen Zweck separat herzustellen. Die Schnittflächen weisen aufgrund der Größe der Hartmetallstücke auf den Schneidedrähten deutliche Rillen und Kratzer auf. Dennoch lassen sie sich mit einem wasserfesten Filzer gut beschriften.

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Gesägte Fläche mit Beschriftung. Das von der Stufe abgesägte Stück wurde auf der Rückseite angeklebt, so dass die Stufe ohne zusätzlichen Ständer steht

Wenn man die gesägten Flächen anschließend schleifen und polieren will, muss man folglich erst einmal einiges an Material abschleifen, um eine völlig glatte Fläche zu erhalten. Wenn man bei geschichteten Gesteinen viel Material abtragen will, kann man überlegen, senkrecht zur Schichtfläche parallele Schnitte anzubringen und dann größere Stücke vorsichtig mit dem Meißel abzuspalten.

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Parallele Schnitte zur Erleichterung der mechanischen Präparation

Preislich liegen die Sägen im erschwinglichen Bereich, die kleine Säge kostet ca. 10 €., die große ca. 15 €.


Feilen
Wenn man nur wenig Material abtragen oder nur eine Fläche ebnen will, können Fliesenfeilen hilfreich sein. Meist bestehen sie aus einem flachen Metallstück, auf das ebenso wie auf den Sägedrähten eckige Hartmetallstücke aufgebracht sind. Meist haben die Feilen einen grobe und eine feine Seite. Es gibt verschiedenen Modelle im Handel, die alle ca. 10 € kosten.

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Fliesenfeile, grobe Seite, Gesamtlänge 30,5 cm

Achten sollte man auf einen ausreichend dicken Griff, sonst ermüdet die Hand rasch. Auch mit diesen Werkzeugen arbeitet es sich angenehmer, wenn das Werkstück eingespannt ist. Der Materialabtrag der Feilen ist durchaus brauchbar, vor allem weicheres Gesteinen kriegt man eindrucksvoll zügig abgeraspelt.

Bei Kleinfossilien oder filigranen Abtragungsarbeiten, dem Runden kleiner Kanten usw. sind Diamantfeilen mit grobem Korn aus einem Schlüsselfeilensatz sehr hilfreich, meinen Satz habe ich günstig bei Ebay erworben.

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Diamant-Schlüsselfeilensatz, Länge der Feilen 14 cm

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Ammonitenstufe aus Drügendorf, die Kante unterhalb des Fossils wurde aus ästhetischen Gründen mit Schlüsselfeilen gerundet .Der Ammonit war dazu zuvor aus der Matrix gelöst und nach der Bearbeitung wieder eingeklebt worden.