Präparationswerkzeug

Kältespray als Hilfsmittel bei der mechanischen Feinpräparation

Oft befinden sich auf Fossilien nach der Grobpräparation noch dünne Lagen der Matrix. Besonders häufig ist dies der Fall bei Stücken mit einer Oberflächenstruktur, also etwa zwischen den Rippen von Ammoniten oder Brachiopodenschalen. Leider sitzen diese Beläge oft ziemlich hartnäckig auf dem Fossil und die mechanische Bearbeitung etwa mit Stichel oder Skalpell birgt das Risiko einer Beschädigung der Fossiloberfläche. In manchen Fällen kann Kältespray helfen, diese Beläge vom Fossil leichter zu lösen.


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Typischer Fall eines dünnen Belages auf den Innenwindungen eines Nautilus


Kältesprays werden u. a. sowohl in der Sportmedizin als auch bei der Prüfung elektronischer Komponenten eingesetzt. Für die Fossilpräparation sind die Versionen zum Prüfen elektronischer Bauteile geeignet. Sie kühlen radikaler (bis ca -50o  C und verfügen zudem oft über ein dünnes Sprührohr, mit dem man den Spray sehr gezielt anwenden kann. Man kann die Sprays im Elektronikfachhandel oder - meist sehr viel günstiger - über Ebay beziehen.

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Kältespray mit Sprührohr zum Prüfen elektronischer Bauteile

Die Sprays kühlen die behandelte Stelle für einige Sekunden schlagartig auf ca.
–50 C ab. Das Kältemittel verdampft rückstandslos. Meist sind die Sprays brennbar, man sollte bei der Arbeit damit also keinesfalls rauchen oder eine offene Flamme bzw. heiße Oberflächen (Halogenlampe!!!) in der Nähe haben. Durch die plötzliche Abkühlung werden Risse und Spannungen zwischen Fossil und Matrix vergrößert, und das abgekühlte Gestein wird sehr viel spröder, was die Arbeit deutlich erleichtern kann.

Die Methode funktioniert nicht bei jedem Material gleich gut und nur bei Belägen bis maximal ca. 1 – 1,5 mm Dicke. Manchmal hat man auch am gleichen Fossil Stellen, die sich mit der Methode gut bearbeiten lassen und andere, an denen die Matrix fester haftet und die Methode keine Wirkung hat. Wenn man es an der gleichen Stelle zunächst ohne und dann mit Kältespray probiert, merkt man jedoch oft einen deutlichen Unterschied. Positive Erfahrungen habe ich mit Ammoniten aus Drügendorf und Brachiopoden aus dem Mitteldevon der Eifel.

Man sprüht die zu bearbeitende Stelle 2 - 3x kurz hintereinander ein und sprengt mit Skalpell oder Stichel die Matrix ab. Es eignen sich hierfür eher Stichel, die eine Spitze mit großem Winkel haben, da sie bei geringer Tiefenwirkung früher seitlichen Druck entfalten.

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Präpariermeißel mit großem und kleinen Spitzenwinkel

Man kann nur kleine Stellen von wenigen mm2 behandeln, da die Kühlung nur wenige Sekunden anhält. Bei größeren Flächen muss man sich in kleinen Schritten vorarbeiten. Bei manchen Materialien lässt sich die Wirkung steigern, indem die Stellen mit Wasser anfeuchtet, dem man winzige Mengen Spülmittel zugesetzt hat, damit das Wasser besser eindringt. Das Wasser trägt man am besten mehrfach mit einem angefeuchteten Wattestäbchen auf und wartet danach ca. 10 – 15 Minuten oder länger. Keinesfalls sollte man bereits freigelegte Teile der Fossiloberfläche benetzen, da bei der anschließenden Abkühlung sonst Beschädigungen durch Frostsprengung auftreten könnten.

Eine weitere Methode, gezielt kleine Stellen zu befeuchten, besteht darin, aus Montagekitt (Terostat) einen kleinen kreisförmigen Staudamm um die Stelle zu formen und dann tropfenweise Wasser in die Öffnung einzufüllen. Dieses lässt man dann einfach einige Stunden stehen, danach besprüht man die Stelle ebenfalls. Mit etwas Glück hat sich die Matrix dann deutlich gelockert.

Wie bereits gesagt, handelt es sich nicht um ein Wundermittel, aber manchmal ist die Präparation danach deutlich einfacher.
 
Joachim Strick