Restauration eines Lepidotes aus den Solnhofener Plattenkalken

Wenn man einmal die Möglichkeit dazu bekommt, einen Lepidotes aus den Plattenkalken zu ergattern, dann sollte man als engagierter Sammler nicht lange Fackeln. Exemplare von Lepidotes wachsen nicht gerade auf Bäumen und gute Exemplare sind sehr dünn gesät. Dabei ist es gleich, ob es sich beim Fundort um Eichstätt, Solnhofen, Mühlheim oder Painten handelt. Vor vielen Jahren hatte ich einmal ein Exemplar aus Eichstätt in der Zeitschrift „Fossilien“ beschrieben, dem der Kopf fehlte. Die Abgabe dieses Stücks bedaure ich bis heute.

Das hier beschriebene Individuum entstammt einer alten Sammlung. Die Qualität ist beachtlich, die Mängel halten sich in Grenzen. Leider jedoch fehlen ein Teil des Schädels und die Spitze des oberen Schwanzlappens. Dazu kommt noch ein Schaden im Schuppenkleid vor der Genitalflosse, von seiner Größe ungefähr der Fläche eines 50-€-Cent-Stücks entsprechend. Alles Sachen, die man wohl in den Griff bekommen kann.

 

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Da das Stück aus bituminösen Schichten entstammt, ist es mit der Materialbeschaffung zum An- und Umsetzen so eine Sache. Außerdem kommt man in den Bruch heutzutage nicht mehr hinein und die Lokalität liegt nicht gerade „um die Ecke“. Glücklicherweise ist es so, dass der Stein bei geschickter Teilung genug hergibt, dass es gerade so reicht. Es reicht aber auch nur, weil der Entschluss steht, die Platte „rustikal“ zu belassen.
So wird dann damit begonnen, den Stein zu zerlegen. Dies geschieht mittels Mikrobohrmaschine und Diamantscheibe. Nach knapp zwei Minuten Schneidearbeit macht es „böff“, es blitzt blau, weißer Qualm steigt auf und es stinkt - das war dann wohl mal das Ende dieses Geräts. Zum Glück sind die Steine schon weit genug angeschnitten gewesen, so dass ein Trennen mit Hilfe von Druckluftstichel und vorsichtiger Gewalt gelingt, ohne dass das Stück erneut bricht.

 

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Am folgenden Tag gehen alle Teile mit auf Arbeit. Am dort verfügbaren Bandschleifer werden die Steine zurechtgeschliffen und die Kanten adaptiert (und es stinkt dabei entsetzlich nach ausgasendem Bitumen!). Sobald die Stücke gut aneinander passen, werden sie mit Sekundenkleber an den Hauptstein angefügt. Dabei fällt die Entscheidung, die Ansetzsteine nicht wie zuvor gezeigt anzusetzen, sondern mit getauschten Positionen.

 

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Nun werden mit dem angefallenen Steinstaub und Kleber vorderseitig und auch auf der Rückseite die noch zarten Verbindungen stabilisiert und aufgefüllt. So gefestigt, kommt der Fisch wieder mit heim.

 

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Nun beginnt der schwierigere Teil der Arbeit. Es geht an die Restaurationen. Sie werden zu Beginn mit Bleistift angezeichnet. Das Loch im Schuppenkleid des Bauchs wird sofort mit einer Spachtelmasse aufgefüllt, die sich auch im ausgehärteten Zustand noch gut modellieren lässt.

 

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Nachdem die Spachtelmasse abgebunden hat, wird sie grob in Form gebracht.

 

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Dann geht es an die Schwanzflosse. Zuerst wird der Krater geschlagen, in den dann die Anatomie in das Gestein modelliert wird, was sich als aufwändige Schabearbeit gestaltet.

 

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Im nächsten Arbeitsgang geht es dann an den Kopf. Auch hier wird erst der Krater geschlagen und dann geht es an die Anatomie. Dazu wird erstmal im Internet und im eigenen Fotoarchiv nach Vorlagen gesucht, an die man sich halten kann.
Der erste Anlauf geht gründlich schief. Nach Aussagen eines Freundes sieht der Fisch nun eher aus wie ein Rüsseltier - die Schnauze ist viel zu lang geraten; also noch mal machen!

 

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Erst geht es jedoch weiter mit der Anzeichnung für das Schuppenkleid im Bauchraum. Auch diese gelingt nicht so ganz gut, aber Bleistiftzeichnungen kann man ja gut korrigieren. Im zweiten Anlauf werden dann die einzelnen Schuppen passend nachmodelliert.

 

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Dann geht es noch mal an den Kopf. Diesmal gelingt es besser und ich denke, man kann das so lassen. Nun werden noch die verbliebenen Ausbrüche an der Platte mit Klebstoff und Steinmehl aufgefüllt. Nachdem die Mischung abgebunden hat, wird sie beschnitten und beschliffen, so dass die Ränder einheitlich sind.

Es fehlt nun nur noch die Farbe zur Angleichung.

 

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In einem Anflug von Optimismus habe ich es dann doch einmal wieder probiert. Das Ergebnis beruhigt zwar das Stück, sieht aber auf den zweiten Blick mehr als bescheiden aus. Also muss die Farbe wieder runter und der Fisch zu jemandem, der sich mit „Malerarbeiten“ besser auskennt.

 

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Fossil: cf. Lepidotes sp.
Fundort: Solnhofener Plattenkalke
Größe (restauriert): ca. 33 cm    
Zeitaufwand: ca. 9 Stunden (bis jetzt)