Großpuzzle mit Ansetzarbeiten - wie ein Mesolimulus an die Wand kommt

Großpuzzle mit Ansetzarbeiten - wie ein Mesolimulus an die Wand kommt

 


Hier ein Beispiel für ein größeres Puzzle aus den Solnhofener Plattenkalken mit Handicap. Es handelt sich um einen Mesolimulus aus den Solnhofener Plattenkalken mit überlieferter Fährte.

Diese Fossilien kommen nicht so selten vor, wie man denkt, jedoch scheitert es zumeist an der Bergung, um ein ansehnliches Stück daraus zu machen. So sind denn längere oder gar vollständige Fährten jenseits des Meters echte Raritäten.
Wird zuerst der Mesolimulus gefunden, bestehen gute Chancen, dass das Stück komplett gefunden wird.
Wird hingegen zuerst die Fährte gefunden, meist geschieht das zufällig, sind die Chancen zumeist schlecht. Es stellen sich sofort die Fragen: Wohin ist er gelaufen? Wo sind die fehlenden Steine zur Fährte und auf welcher Schicht liegt er eigentlich?
Auch hier ist noch nicht Hopfen und Malz verloren, eine saubere Arbeitsweise vorausgesetzt. Querschroten, Lochhopping und kleinstöckiges Sammeln, wie vielfach im Hobbybruch am Blumenberg zu beobachten, sind da nicht wirklich die optimalen Techniken. Was man braucht ist Fläche. Dazu noch Sauberkeit und Übersicht auf dem Stock und die Chancen stehen gut.
Bei dem Akkord, den die Arbeiter in den Brüchen zu leisten haben, ist es wenig verwunderlich, dass die Stücke zumeist unvollständig sind.

An diesem Beispiel möchte ich interessierten Lesern einmal exemplarisch vorstellen, wie man aus einem Scherbenhaufen ein adäquates Stück an die Wand bekommt.

Die vorgestellt Platte ist ca. 1,9 Meter hoch und knapp einen Meter breit. Die Plattenstärke beläuft sich auf ca. 0,7 cm. Der Pfeilschwanzkrebs misst ca. 14,5 cm und hat eine Fährte von fast 3 Metern auf der Platte hinterlassen.
Wie kommt man nun zu dem auf Bild 1 zu sehenden Endergebnis? Die Antwort ist einfach: mit Geduld, dem richtigen Werkzeug, Ideen und einer Menge Kleber.

Die Ausgangssituation
Von einem Freund erhielt ich eine Menge Platten auf denen sich nach seinen Aussagen ein Mesolimulus mit Fährte befand, sogar ein Eigenfund! Auch habe er markiert, wie die einzelnen Platten zusammen gehören. Das hörte sich nicht schlecht an, so nahm ich das Paket gerne an. Daheim stellte sich dann die erste Ernüchterung ein. Die Steine wurden mit Wachsstift markiert und der lässt sich bescheiden wieder entfernen. Also wurde erst einmal gepuzzelt, denn die Summe der Teile war doch recht hoch. Angefangen wurde damit die Fährte mit Bleistift zu markieren, so lassen sich die Teile trotz der Wachsmarkierungen schneller zusammenfügen und eine Beurteilung wie letztendlich der Stein aussehen soll, fällt erheblich leichter. Dann wurde vorsichtig mit Nadel, Glasradierer und Skalpell den blauen Strichen zu Leibe gerückt.

Da ich es leider versäumt hatte Bilder von der Ausgangssituation zu machen, zäumen wir den Gaul eben von hinten auf.

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Bild 1

Auf Bild Nummer 1 ist zu sehen, was am Ende der Puzzelei raus kam. Alle Brüche oder Klüfte sind mit grünen Linien markiert. Ein Loch inmitten der Platte und ein ausgefranster Rand an einer Seite der Platte. Nicht sehr befriedigend. Dazu die Erkenntnis der Plattengröße mit der Gewissheit, dass das nicht an einem Stück an die Wand geht.

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Bild 2

Auf Bild Nummer 2 ist zusätzlich der Verlauf der Fährte mit den pinkfarbenen Punkten eingezeichnet.

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Bild 3

Bild Nummer 3 zeigt die Überlegung, wie man die Platte am günstigsten auf natürlichen Klüften teilt. Auf die Art bewahrt man den natürlichen Charakter des entstehenden Objektes, wenn man nicht unbedingt der Oberfetischist im Verstecken von Ansetzstellen ist. Ich bin ein Freund der Nachvollziehbarkeit und versuche solche Fälle eben so zu lösen, nach Möglichkeit immer unter der Verwendung von Material aus der Schicht aus der auch das Fossil stammt, was nicht immer geht, aber hier der Fall ist. Wichtig ist dabei, dass man den Verlauf von natürlichen Brüchen oder Klüften imitiert, damit man es erkennt, aber es nicht auffällt.

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Bild 4

Auf dem 4. Bild sieht man, wie kalkuliert wird, wie man mit dem vorhandenen Material unter der Berücksichtigung der Plattenteilung möglichst gut zurecht kommt. In diesem Fall hat das Material gerade für die eigenen Ideen gereicht.
Die einzelnen Platten werden nun zusammengefügt. Angefangen wird mit den Bereichen, an denen keine Ansetzarbeiten zu machen sind. In diesem Fall die Platte mit dem Mesolimulus und die Platte oben rechts. Es folgen die anderen Bereiche. Da macht die Platte unten rechts den Anfang. Hier wird dann auch die erste Ansetzarbeit erledigt, da man die Kante mit der Folgeplatte sehr gut angleichen kann und so ein größtmöglicher Komplex entsteht wie auf Bild 5 ersichtlich.

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Bild 5

Nun kommt die linke Mittelplatte an die Reihe. Durch den geraden Kluftverlauf  der Originalsteine lassen sich die Kanten für die Ansetzsteine gut festlegen. Das Ergebnis sieht man auf Bild 6.

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Bild 6

Nun ist noch eine Stelle zu schließen, die rechte Mittelplatte. Das geht nicht in einem Stück, ... Materialmangel. Auf Bild 7 sieht man die geschlossene Platte.

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Bild 7

Zur Verdeutlichung der Plattenteilung auf Bild 8 noch einmal die Teilung. So geht ein ganzer Tag aufwendiger Klebe- und Schleifarbeiten zu Ende.

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Bild 8

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Bild 9

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Bild 10

Präparation
Den Mesolimulus raus zu machen stellt kein Problem dar. Durch eine leichte Geodenbildung und ein dünnes Hinterfangen mit Spachtelmasse lässt er sich leicht mit den Druckluftmeißeln PPS 70 und HW10 freilegen.
Es bleibt die Fährte. Ich hegte den Verdacht, dass die Fährte, wie der Mesolimulus walchi eigentlich eine Schicht tiefer liegt als der Stein gespalten wurde. An einer Stelle hinter dem Pfeilschwanzkrebs wird probiert. Die Schicht lässt sich mit einem Chicago öffnen, auch die Fährte ist präparierbar. Allerdings ist die Qualität nicht so gut wie erwartet und so wird entschieden sie nur auf der Platte freizulegen, die auch den Mesolimulus trägt. So entsteht hier der Eindruck, dass der Pfeilschwanzkrebs das letzte Stück mit einem Schneeschieber über die Platte gelaufen ist.


Wie kommt der Mesolimulus nun an die Wand?
Es ist eigentlich ganz einfach, wenn man einen Platz gefunden hat. Man setzt Basisschrauben in die Wand. Auf diese werden die unteren Platten gestellt und zusammengerückt. Anschließend setzt man sie mit Schrauben auf den oberen Kanten fest. Jetzt kann auf diese die nächste Platte gestellt und in identischer Weise befestigt werden. Das setzt sich so fort, bis alle Platten an der Wand sind. Dabei ist darauf zu achten, dass die trapezförmige Platte an der höheren Seite mit einer weiteren Schraube gesichert werden muss.
Ich habe in diesem Fall einfache Spax-Schrauben verwendet, die sich so in die Wand drehen ließen. Da die Platten flach aufliegen besteht eigentlich auch wenig Gefahr, dass sie von Kindern eingedrückt werden könnten und dabei zerbrechen. Die Fugen zwischen den übereinander gestellten Platten sind so schmal wie die Schraubenschäfte und fallen kaum auf. Auch die zwischen den Platten hervorlugenden Schraubenköpfe stören nicht im Mindesten.

Abschließend noch Detailbilder des Mesolimulus mit der freigelegten Fährte und die gesamte Platte an einer Wand angebracht.

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Bild 11

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Bild 12

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Bild 13

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Bild 14

Verwendetes Werkzeug
Industriebandschleifer Caravelle der Fa. Hardo
Druckluftstichel PPS 70. HW 10 und ein umgebauter Chicago.


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Udo Resch