Neuer Präparationsbericht über eine "Lybykrabbe"

Nun möchte ich Euch gerne eine weitere sehr seltene fossile Decapode, in einem etwas auführlicherem Präparationsbericht, vorstellen.

Coeloma sp.
Tertiär/oberes Oligozän
Velje Fjord Formation
26 Millionen Jahre
aus Lyby (Dänemark)

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Nein, dieses mal leider kein Foto vom Sonnenaufgang, stattdessen ein Nachtfoto von einer  flachen und großen Geode (rot eingekreist) in der sich evtl. eine seltene großwüchsige Decapodenart befinden "könnte". Von Konkretionen dieser Größe mache ich immer Fotos, ganz gleich ob am Tag oder in der Nacht. So kann ich bei einem späteren Besuch anhand der Bilder die Fundstelle anhand der Formation leichter lokalisieren, denn diese seltene Decapodenart gibt es wahrscheinlich nur in einem sehr kurzen horizontalen Bereich der weitläufigen Strandabschnitte zu finden.
 
Ich suche auch nur nachts wenn es vorher tagelang heftig gestürmt hat und der Wasserstand es leider nur in einem sehr kurzem Zeitabschnitt zulässt das Kliff dann auch einigermaßen betreten zu können. An dieser Stelle sei unbedingt noch erwähnt, dass es sehr gefährlich sein kann an den wilden Küstenkliffs zu suchen. An vielen Abschnitten ist der Strand nicht frei begehbarer und man muss um viele umgestürzten Bäume herum wandern. Eine Neopreenhose ist sehr empfehlenswert und man sollte möglichst immer zu zweit unterwegs sein. Immer vorausschauend suchen denn jederzeit können weitere Bäume umstürzen oder der komplette Hang könnte ins Rutschen kommen, also Vorsicht ist allemal angebracht……
 
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Die mit Klebeband gesicherte Geode vor dem ersten Öffnen. Deutlich sind die Erossionsrisse zu erkennen. Solche Konkretionen sind sehr zerbrechlich und immer mit äußerster Vorsicht zu behandeln.


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Das erste Öffnen. Ein Traum von einem Carapax…..

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Die Geode wird wieder verschlossen und von außen mit Wachsmalstiften in verschiedenen Farben und Formen gekennzeichnet. Das erleichtert die folgenden Klebearbeiten ungemein

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Die zerlegte Geode: in der Mitte der Carapax, links und rechts die Scheren.


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Die Scherenpräparation: rechte Seite mit den bereits herausgelösten Scherenspitzen.


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Der vordere Carapaxbereich wird aus der Geode herausgelöst. Beide Scheren sind freipräpariert.

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Ansicht der Beine von der linken Seite: links positiv, rechts negativ. Die Beine müssen komplett freipräpariert werden.

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Teile während der Klebung.


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Die "halbe Krabbe": auf der linken Seite sind die Beine als Negativ zu erkennen auf der rechten Seite in Positiverhaltung.


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Beide Teile: links der Deckel, rechts die Krabbe.



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Alle herauspräparierten Beine. Die Beinansätze am Randbereich lasse ich stehen. Nur so ist eine exakte und original Anbringung der Beine wie im Fundzustand möglich und man kann diese auch später sehr gut erkennen. Irgendwelche phantasievollen Montagen sind somit vollkommen ausgeschlossen.
 
Die Scheren sowie die Augen und die Carapaxunterseite sind freipräpariert.



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Die noch nicht freigelegten Beine auf der rechten Seite. Im ersten vorderen Bein ist es zu keiner Sedimentausfüllung gekommen. Es ist also in einer Hohlform fossil überliefert. Zwar äußerlich vorhanden aber sehr sehr zerbrechlich. Beim Ansticheln ist ein kleines Loch entstanden, in das nun von Zeit zu Zeit solange Klebstoff eingefüllt wird und mit einer Sonde verdichtet wird bis dieses Bein komplett ausgefüllt ist. Ein sehr langwieriger Prozess, aber dennoch unbedingt erforderlich, da ansonsten das Bein nicht zu retten wäre…. Fast wie in einer richtigen OP    ;-)
 

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Nun sind alle Teile freipräpariert und somit ist nun auch endlich klar, dass die Krabbe sich komplett erhalten hat. Alle Stichelarbeiten sind hiermit abgeschlossen.


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Die Schleifarbeiten.Zur Sicherheit der Beinansätze innen am Carapax werden diese mit einem gelben Stift gekennzeichnet, somit kann man einem versehentlichem Wegschleifen vorbeugen.


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Alle Teile vor der Klebung.


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Die Beine werden nun wieder in Originallage angebracht. Durch die tieferliegenden Schleifarbeiten können sich die Beine nun freitragend präsentieren.


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Versiegelung mit einer Schutzschicht,….Geschafft…..!!!


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Bisher das größte Exemplar in meiner Sammlung. Sehr massiv und komplett erhalten.Geodendurchmesser 16,5 cm !


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Präsentation beider Teile im Stativ.


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Beide Teile wieder als Geode vereint.


Vielen Dank für Euer Interesse !

Schönen Gruß,
Axel


Fotos und Beschreibung: Axel Cordes für Steinkern.de
Alle Rechte beim Autor.