Restauration eines Buttenheimer Krümelhaufens

 

Hinweis der Steinkern.de Redaktion vom 7. Februar 2024:

Im Jahr 2024 erteilt Liapor – anders als dies in den letzten Jahren der Fall war – keine offiziellen Betretungsgenehmigungen an Sammler.


 

Im Frühjahr 2007 erwarb ich bei Ebay für meine Sammlung einen restaurationsbedürftigen Amaltheus aus Buttenheim von gut 25 cm Durchmesser.

Die Knotenbildung auf den Innenwindungen läßt darauf schließen, dass ein Amaltheus gibbosus vorliegt, der in einigen Schichten der Buttenheimer Grube auch in größeren Exemplaren nicht so ganz selten vorkommt (leider meist nur in Bruchstücken).

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Das erste Bild zeigt den traurigen Zustand des Amaltheus beim Auspacken nach Zustellung durch die Post. Er war zwar vom Verkäufer bereits als restaurationsbedürftig angeboten worden, wurde unterwegs wohl aber als Sitzkissen benutzt und ist dabei in ca. 30 Einzel-teile zerbrochen; viele Teile sind dabei abgeplatzt und schlicht zerkrümelt.

Zum Wegwerfen ist so ein Fundstück viel zu schade. Also, ran an die Restaurierung!


Restaurationsweg

Arbeitsgang 1: Zunächst wurden die Einzelteile, soweit vorhanden, wie ein Puzzle zusammengefügt und, soweit passend, mit UHU-Plus fixiert. Dieser hat die Eigenschaft, erst nach 2 bis 3 Tagen auszuhärten. Im Gegensatz zu Schnellklebern kann noch am nächsten Tag nachkorrigiert werden, sofern die Nähte nicht ganz passen, was bei großen Stücken mit vielen Einzelteilen meist der Fall ist. Ich arbeite deshalb gern damit. Nachteil: Breite Nähte und Blasenbildung des Klebers während des Aushärtens, zudem müssen die Einzelteile für die Dauer der Aushärtung exakt fixiert werden. Die Teile halten jedoch später auch bei Belastung bombenfest zusammen, und die Nähte können mit Füllstoff abgedeckt werden. Zeitaufwand: 16 Stunden (ohne Aushärten).


Arbeitsgang 2: Ergänzung der fehlenden Teile sowie Abdeckung der Klebenähte mit Füllstoff. Ich verwende als Füllstoff eine Mischung aus Ponal-Kleber (weiß), Moltofill (weiß) und Steinmehl (dunkelgrau). Dieses wird aus dem feingemahlenen Buttenheimer Original-Mergel gewonnen und in unterschiedlicher Dosierung beigemischt (Mischungsverhältnis je nach Bedarf ausprobieren!). Als Ergebnis erhält man einen weißen, weiß-grauen oder dunkelgrauen Füllstoff, der sich farblich und materialmäßig nur wenig vom Originalfossil bzw. dessen Matrix unterscheidet.

Der Füllstoff ist gut zu verarbeiten und härtet nach etwa 25 bis 35 Minuten aus.

Wie viel oder wie wenig man ergänzt, muss jedem selbst überlassen bleiben, und hängt vom Einzelfall ab. Auf jeden Fall ist hier viel Fingerspitzengefühl und Verantwortung erforderlich, damit keine „marokkanischen Verhältnisse“ entstehen! Im vorliegenden Fall beschränkte sich die Ergänzung auf einen Teil der Innenwindungen und wenige Teile des Außenrands. Natürlich mussten auch weggebröselte Teile zwischen den Klebenäh-ten ergänzt sowie die Klebenähte selbst abgedeckt werden. Zeitaufwand: 20 Stunden (ohne Aushärten).

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Das zweite Bild zeigt die Rückseite des Ammoniten nach Arbeitsgang 1 und 2. Hier kann man alle Klebenähte, Füllungen und Ergänzungen ohne optische Kaschierung er-kennen. Am rechten Außenrand sitzt noch ein kleiner Artgenosse auf.

Den Sammler, der Wert auf Ästhetik legt, erfreut dieser Anblick weniger, deshalb kommt nun noch:

Arbeitsgang 3: Finishing. Dies ist der problematischste Teil der Restauration. Er soll das Fossil in den „Naturzustand“ zurückversetzen bzw. optisch das ergänzen, was zuvor „verloren“ ging. Typisches Kennzeichen der Buttenheimer Fossilien ist die weiße, kreidige Schalenerhaltung. Sie geht häufig spätestens beim Anfassen verloren. Will man sie optisch wiederherstellen, kann man dafür nur die kreidige Schale anderer Ammoniten verwenden (ähnlich wie Steinmehl) und diese feingemahlen auf den noch feuchten Füllstoff (siehe Arbeitsgang 2) aufbringen.

Auf gut deutsch: Ich puderte die noch feuchte Fläche des Ammoniten mit der zerkrümelten weißen Schale anderer Artgenossen (Bruchstücke diverser Ammos sind problemlos in der Grube zu finden). Selbst Flächen, die nicht mit Füllstoff ergänzt wurden, können auf diese Weise bepudert werden. Dies hält allerdings, nicht anders als im Original, meist nicht beständig.
Eine Ausbildung als Konditor ist für diesen Arbeitsgang hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig. Zeitaufwand: 4 Stunden (Voraussetzung: genügend „Rohmaterial“ vorhanden).

Es versteht sich, dass nur eine Seite des Ammoniten auf diese Weise „gefinischt“ wur-de.

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Das dritte Bild zeigt die „Schokoladenseite“ des Ammoniten nach Arbeitsgang 3 (natürlich „weiße“ Schokolade). Keine Spur mehr vom ehemaligen Krümelhaufen zu sehen.

Mal ehrlich: Welche Seite würdet Ihr in Eurer Sammlung nach oben legen?


Harald Bergmann, Hamburg