Ohne Stichel – Präparation eines Ceratites nodosus

Vor einigen Tagen fiel mir ein Ceratites nodosus in die Hände, den ich im Laufe des letzten Jahres in Lügde aufgelesen hatte, zu dessen Präparation ich mich bislang jedoch nicht entschließen konnte. Die Ursache dafür lag in einer ziemlich dicken anhaftenden Kalk-Mergel-Schicht, die angesichts meiner eingeschränkten technischen Möglichkeiten recht viel Arbeit versprach.

Nun kamen mir die freien Tage zwischen den Jahren und das wenig zu Exkursionen einladende Wetter gerade recht, um dem Ceratiten doch noch zu Leibe zu rücken. Da ich es selbst spannend fand, den Präparationsfortschritt zu verfolgen, habe ich zwischendurch immer wieder Bilder des Stücks gemacht. Diese Bildfolge möchte ich euch nun hier vorstellen, auch wenn ich angesichts der nur schlecht erhaltenen Innenwindungen des Ceratiten mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden bin.

Vielleicht kann der Bericht auch dem einen oder anderen als Ermutigung dienen, daß man auch mit weniger hochgerüstetem Werkzeug arbeiten kann. Denn ohne Stichel und Sandstrahler bleibt einem eigentlich nur die Möglichkeit, die Präparation zunächst recht grob mit Hammer und Meißel, und anschließend feiner mit Schabern auszuführen. Zum Glück gehört zu meinem Fundus aber auch ein Dremel, der die Feinpräparation mit Hilfe eines kugelförmigen Schleifaufsatzes doch wesentlich erleichtert. Was den Punkt von Hammer und „Meißel“ anbelangt, so bevorzuge ich gegenüber dem Einsatz von Meißeln bei der Arbeit an nicht zu hartem Material übrigens einen einfachen Schraubendreher. Dieser hat eine recht breite Schneide und ist zudem stumpf – und ich habe den Eindruck, das Fossil damit weniger zu zerkratzen, wenn ich einmal abrutsche oder bis auf den Steinkern durchschlage.

Anbei nun also zwei Bilder des Ceratiten in Fundsituation und des Präparationswerkzeugs. Als Schaber nutze ich dabei einfache Holzschnitzmesser, deren Klingen aus ziemlich hartem Stahl gefertigt sind.

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Abb. 1: Ceratites nodosus, Fundzustand. Durchmesser: 17 cm.

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Abb. 2: Dremel, Hammer, „Meißel“ und Schnitzmesser haben sich bei mir bewährt.

Nach 20 Minuten Arbeit und einigen beherzten Schlägen mit Hammer und Meißel war bereits ein gutes Stück der Wohnkammer freigelegt – die Matrix schien also gut vom Fossil zu trennen. Das hatte ich auch erwartet, da ich zunächst davon ausgegangen war, daß der Steinkern im wesentlichen in Mergel eingebettet sei. Später zeigte sich, daß die Präparation doch nicht ganz so einfach war.

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Abb. 3: Nach 20 Minuten.

Nach 2 Stunden monotonen Klopfens sah der Ceratit wie in Abb. 4 aus, und ich näherte mich im Nabelbereich langsam den Innenwindungen. Nun erkennt man auch schon, worauf die Präparation einmal hinauslaufen soll.

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Abb. 4: Nach 2 Stunden.

Für mich ist es immer eine etwas heikle Angelegenheit, bei Ceratiten die Innenwindungen zu finden, da diese nach meiner Erfahrung bei jedem Stück hinsichtlich Berippung und Tiefenlage anders beschaffen sind, und sie natürlich nicht beschädigt werden sollen. Deshalb ging ich im Nabelbereich nun dazu über, neben Hammer und Meißel die Schaber zu benutzen, mit denen der Materialabtrag geringer ist. 15 Minuten später meinte ich dann, endlich die erste Rippe der Innenwindungen gefunden zu haben. Besagte Stelle schaut in Abb. 5 aus dem Mergel hervor und ist mit dem roten Pfeil markiert.

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Abb. 5: Nach 2 Stunden und 15 Minuten – Innenwindung gefunden?

Das war jedoch leider ein Trugschluß, denn ich merkte bald, daß der gesamte Phragmokon und damit auch der Bereich der Innenwindungen von einer 1 bis 2 mm dicken Kalksteinschicht umschlossen war. Diese erschwerte die weitere Arbeit doch erheblich. Sie ließ sich mit Hammer und Meißel jedoch glücklicherweise stückweise wegsprengen, trennte also recht gut vom Fossil. In Abb. 5 markiert der schwarze Pfeil eine Stelle des Phragmokons, an der die Kalkkruste bereits weggesprengt ist.

Nachdem ich mich also von der Existenz der Kalkkruste überzeugt hatte, legte ich die Schaber wieder beiseite und arbeitete nun noch etwa weitere 3 Stunden mit Hammer und Meißel. Das Ergebnis zeigt Abb. 6; hier ist der gesamte Steinkern von der Kalksteinkruste befreit und die Grob-Präparation ist damit abgeschlossen. Leider zeigte sich bei der Entfernung der Kalksteinkruste aber auch, daß die Innenwindungen nur sehr schlecht und reliktisch erhalten waren, und auch von der zunächst vermuteten Rippe war nichts übrig geblieben.

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Abb. 6: Nach 5 Stunden, Abschluß der Grob-Präparation.

Das Ziel der anschließenden Fein-Präparation bestand nun darin, die Steinkern-Oberfläche zu glätten und noch anhaftende Mergelreste zu entfernen. Da der Mergel ziemlich fest am Fossil haftete, entschied ich mich, diese Arbeit mit dem Dremel auszuführen. Außerdem ließen sich die Innenwindungen mit dem Dremel zumindest andeutungsweise modellieren.

Ein Zwischenstadium zeigt Abb. 7 nach 7 Stunden Arbeit. Hier fällt negativ ins Auge, daß die Oberfläche des Steinkerns durch das Schleifen mit dem Dremel doch ziemlich unschön aufgerauht wird, was ich zur Entfernung des Mergels jedoch in Kauf nehmen mußte.

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Abb. 7: Nach 7 Stunden, Restmergel mit dem Dremel teilweise entfernt, dabei Aufrauhung der Steinkern-Oberfläche.

Nach 9 Stunden Arbeit war ein gutes Stück der Feinpräparation geschafft. Neben der Entfernung eines Großteils der Mergelkruste waren nun auch die Innenwindungen angedeutet. Nun kam noch ein altbekannter Trick zum Einsatz, denn zur Beseitigung der Rauheit bürstete ich den Steinkern nun ausgiebig mit 10-prozentiger Salzsäure ab. Das Resultat zeigt Abb. 8, wo sich das Aussehen des Steinkerns gegenüber dem Bild in Abb. 7 doch schon deutlich verändert hat.

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Abb. 8: Weitgehend feinpräparierter Steinkern nach dem Abbürsten mit 10-prozentiger Salzsäure. Damit lassen sich Präparationsspuren sehr gut beseitigen.

Was in Abb. 8 ebenfalls ins Auge fällt, ist ein partieller Bewuchs des Steinkerns mit Placunopsis. Da ich diesen bei dem vorliegenden Ceratiten als störend empfand, habe ich mich entschlossen, ihn ebenfalls mit dem Dremel zu entfernen. Nach weiteren 2 Stunden waren diese Arbeit und die Entfernung weiterer Mergelreste geschafft, und der Steinkern wurde nochmals mit Salzsäure abgebürstet.

Nach einer gründlichen Wässerung und dem anschließenden Trocknen wähnte ich mich angesichts der primären Erhaltung des Steinkerns weitgehend am Ende der Präparation angelangt. Um den Steinkern nun optisch noch ein wenig aufzuwerten, habe ich ihn abschließend mit „Elsterglanz Marmorpflege“ eingerieben, die ich nach ihrem Einziehen dann ein wenig aufpoliert habe. Durch diese Prozedur dunkelt der Steinkern etwas nach, erhält einen leichten Glanz und man kann die Sutur des Fossils besser erkennen.

Das Präparationsergebnis zeigt Abb. 9.

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Abb. 9: Nach 11 Stunden und 30 Minuten ist der Ceratit fertig präpariert, Durchmesser: 17 cm. Sehr schön erkennt man meines Erachtens den Übergang vom gekammerten Phragmokon zur massigen Wohnkammer, von der bereits im Steinbruch ein Stück verloren gegangen war.

Über Anmerkungen, Anregungen oder Kritik würde ich mich freuen. Was hättet ihr anders gemacht?

Fund, Präparation, Sammlung, Fotos: Stefan Wagner.