Präparation eines 28cm-Pyrit-Amaltheus mit aufsitzendem Belemniten

Am 18.06.2008 fand unser Sammlerfreund Claus Donhauser, Neunkirchen am Brandt, in der Margaritatus-Schicht der Tongrube Altendorf/Buttenheim den unten abgebildeten pyritisierten 28-cm-Amaltheus mit aufsitzendem Belemniten, den er mir dankenswerterweise zur weiteren Präparation überließ.

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Abb. 1: Die Bruchstücke im Bergungszustand (Bildbreite 38 cm).

Ein flauschiger Kerl, in drei Teile zerbrochen, ringsum mit einer dicken Pyritkruste bedeckt. Die Kruste ist zwischen wenigen mm bis zu einem dreiviertel cm dick. Claus hatte auf dem großen Bruchstück bereits gewerkelt und die Kruste dort entfernt. Danke! Da bleibt ja kaum noch etwas zu tun übrig.

Präparationsweg
Als Präparationsmethode hat sich bislang der gute alte Klopfweg mit kleinen Meißeln, Sticheln o.ä. bewährt, wobei der Erfolg davon abhängt, wie dick die Pyritkruste und wie eng die Verbindung zwischen Kruste und Pyrit im Inneren des Ammoniten ist. Die weiße Schale unter der Kruste geht beim Abklopfen mehr oder weniger flöten. Mit etwas Glück lösen sich beim vorsichtigen seitlichen Klopfen größere Pyritstücke „auf einen Schlag“ ab. Ist allerdings die Kruste mit dem pyritisierten Steinkern fest verbunden, hilft meist: „Augen zu und kräftig Draufhauen“.

Hilft selbst das nicht, kann man versuchsweise kleine Drehwerkzeuge (Dremel, Proxxon etc.) einsetzen, besonders da, wo man mit dem Meißel nicht hinkommt, z.B. an den Innenwindungen. Häufig sind die Ergebnisse wegen des harten Pyrits nur mäßig. Der Einsatz von Chemie oder Strahlgerät brachte bislang jedenfalls keine überzeugenden Ergebnisse.

Beim Abklopfen der Pyritkruste ist viel Erfahrung erforderlich. Dennoch sind "Bröselunfälle" vorprogrammiert. Vor allem die Ränder brechen leicht mal weg. Bei dünnem Material sollte man deshalb von vorn herein nur eine Seite des Ammos freilegen, und die gegenüber liegende Seite mit Kleber (z.B. Ponal) oder anderem elastischen Material vor der Präparation dauerhaft fixieren und stabilisieren (künstliche Matrix). Vorne klopft es sich dann leichter, und abgeplatzte Teile lassen sich besser wieder ankleben.

Arbeitsgang 1: Freilegen des großen Bruchstücks

Zum Entfernen der Kruste werden die in Bild 2 gezeigten kleinen Schraubendreher und ein Hammer eingesetzt. Als Unterlage dient als „Sandsack“ ein Leinenbeutel mit Ostseesand. Die Pyritkruste geht auf der Flanke des großen Teilstücks problemlos ab, allerdings nicht in den Innenwindungen, wo die Kruste bis zu 1 cm dick ist. Bevor alles zerbröselt, verzichte ich erst mal auf das Freilegen der Innenwindungen.

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Abb. 2: Das große Bruchstück ist weitgehend freigelegt (Bildbreite 28 cm).

An den Querbrüchen lässt sich das farbige Innenleben des Amaltheus bewundern.  

Im Pyrit sind zahlreiche Minerale ausgebildet, sie leuchten goldfarben sowie blau und grün in allen Schattierungen; ein schöner Kontrast zu der weißen Außenschale. Da ich kein Fachmann bin, kann ich nicht sagen, um was es sich dabei handelt. Das Blaue und Grüne sind vermutlich Kupferminerale.

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Abb. 3: Das große Bruchstück im Querbruch (Bildbreite 15 cm).

Arbeitsgang 2: Freilegen der Innenwindungen und Suche nach einem Zopfkiel

Ganz ausgebuffte Amaltheenkenner pflegen bekanntlich ihre glattkieligen großen Fundstücke aufzubrechen, um festzustellen, ob innen ein Zopfkiel vorhanden ist. Wird dort keiner gefunden, wird das gute Stück mit den Worten: „Oh, ein Engelhardti!“ bedacht, wieder zusammengeklebt und in die Vitrine gestellt. Wenn nicht, tauscht man die Reste bei Gelegenheit gegen etwas Besseres ein.

Im vorliegenden Fall liegen die Ränder der Innenwindungen an mehreren Stellen im Querbruch offen. Ergebnis: Kein Zopfkiel weit und breit zu sehen. (Vgl. Bild 5).

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Abb. 4: Innenwindungen (bei 12 cm Durchmesser) mit flachem, glattem Kiel. Bei diesem Durchmesser ist bei „ordentlichen“ Amaltheen regelmäßig noch ein Zopfkiel ausgebildet (Bildbreite 2 cm).

Nun werden vorsichtig die Innenwindungen weiter freigelegt. Hier ist der Pyrit leider so dick, dass nur Teile der Kruste entfernt werden können.

Zunächst läuft, wie zu erwarten, die erste Innenwindung von außen glatt rein, dann zeigen sich auf der zweiten Innenwindung von außen kleine Rippen, und siehe da: Eine dicke Dorne und zwei weitere "Pinnökels" tauchen zwischen dem Pyrit auf. Alles klar, leider doch kein „Engelhardti“, sondern nur ein popeliger „Gibbosus“. (Vgl. Bild 6).

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Abb. 5: Zweite Innenwindung von außen mit Rippen und „Gibbosus“-artigen Knoten (Bildbreite 3,5 cm).

Arbeitsgang 3: Präparation des Teilstücks mit aufsitzendem Belemnit

Auch hier wird zunächst die Pyritkruste entfernt. Dabei zeigt sich, dass der Belemnit nicht direkt auf dem Amaltheus aufsitzt, sondern auf dem Bruchstück eines weiteren großen Amaltheus (Schillrest), der mit dem unteren Amaltheus verbacken ist. Der Schill ist nur fragmentarisch vorhanden.

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Abb. 6: Amaltheenbruchstück mit aufsitzendem Schillrest und Belemnit (Bildbreite 25 cm).

Um den Belemnit im Fundzustand zu belassen, kann der untere Amaltheus an dieser Stelle nicht vollständig freigelegt werden. Alternativ wären Belemnit und Schill abzuklopfen, der Ammonit frei zu legen, und danach der Belemnit irgendwie wieder auf dem Ammoniten zu befestigen.

Leider ist das gute Teil ganz anderer Meinung. Beim Abklopfen der Kruste bröselt ein großes Teilstück einfach ab. Auch der Belemnit, der schon im Fundzustand einige Bruchstellen aufwies, verabschiedet sich in drei Teile. Die Spitze war bereits beim Bergen abgebrochen und von Claus gesichert worden. Aufgrund der dünnen Substanz des Teilstücks und der zunehmenden Bröselgefahr wird die Rückseite des Amaltheus nicht weiter frei gelegt.

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Abb. 7: Bröselteile und stark amputierter Belemnit (Bildbreite 22 cm).

Nach anfänglichem Schrecken kommen unverhofft zwei "Aha-Erlebnisse":

Zum einen werden weitere schöne farbige Pyritminerale im Querbruch sichtbar.

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Abb. 8: Pyritminerale im Querbruch (Bildbreite 8 cm).

Dann kommt als Folge des Unfalls eine komplette Innenwindung zum Vorschein, die im Querbruch gut zu sehen ist.

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Abb. 9: Profil einer Innenwindung mit Pyritmineralien (Bildbreite 5 cm).

Ein winziger Teil der Innenwindung (etwa 1,5 cm) ist abgeplatzt, und siehe da: Deutliche Knoten sind daran zu sehen. Die "Gibbosus-These" erhärtet sich. Bleibt noch der fehlende Zopfkiel. Mit sehr viel Phantasie könnte man die kleine Rippe am Kielrand als Zopfkiel interpretieren (vgl. Abb. 10).

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Abb. 10: Abgeplatzte Innenwindung mit Knoten und angedeutetem Zopfkiel (Bildbreite 8 cm).

Hier noch ein Bild des Querbruchs mit aufsitzendem Schill und Belemnit. Sehr gut ist zu sehen, wie dick die Pyritkruste über und unter dem Amaltheus ist. Rechts außen ein Teil einer Innenwindung. Oben der Belemnit im Querbruch. Ringsum Pyritkruste.

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Abb. 11: Ammonitenquerbruch (Bildbreite 10 cm).

Arbeitsgang 4: Bearbeiten der Innenwindungen mit Drehwerkzeugen

Als nächstes wird mittels kleiner Proxxon-Schleifscheiben der Pyrit auf den Innenwindungen abgeschliffen. Da die Pyritschicht sehr dick ist, dauert dies stundenlang, bis der E-Motor kocht. Beim Abschleifen werden dicke Wolken eines schwarzblauen Staubs frei, der überall rumklebt.

Dabei tritt folgender seltsame Effekt auf: Der heiße Schleifstaub entzündet sich auf dem Amaltheus und wandelt sich in eine glühende, purpurrote, bröselige Masse um, die lange sehr heiß bleibt und dann ins Schwärzliche übergeht. Offenbar ist spontan irgendeine chemische Reaktion abgelaufen (Oxydation?). Es riecht zudem stechend nach Schwefel. Vermutlich ist das ganze nicht gerade gesundheitsfördernd.

Die Ergebnisse des Abschleifens sind nicht überzeugend, da sich die Innenwindungen nicht vollständig frei legen lassen. Zudem erregen die pyrotechnischen Erscheinungen den Unmut meiner Gattin.

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Abb. 12: Bearbeitung der Innenwindungen mit Drehwerkzeug (Bildbreite 20 cm).

Arbeitsgang 5: Zusammenfügen der Einzelteile, Ergänzungen und Feinarbeit

Zum Schluss werden die einzelnen Bruchstücke wieder zusammen geklebt. Da wenig abgeplatzt ist, ist auch nur wenig zu ergänzen. Lediglich ein kleines Loch in den Innenwindungen und der Schillrand werden mit einer Mischung aus Ponal und Steinmehl aufgefüllt. Die Klebenähte werden mit der gleichen Paste überdeckt.

In der Zwischenzeit wurde auch der Belemnit gesäubert und geklebt. Er hat eine Länge von 11 cm und befindet sich unverändert an der gleichen Stelle wie im Fundzustand.

Aufgrund der Fundschicht, der Furche an der Spitze, der Größe und Form könnte es sich um einen Passaloteuthis handeln.

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Abb. 13: Der Amaltheus gibbosus mit dem Belemniten im Endzustand (Bildbreite 36 cm).

Ich habe es mir bei der Feinarbeit bewusst verkniffen, das Stück zu „schönen“. Ammonit und Belemnit sind weitgehend im Fundzustand erhalten, auch einige Macken sind geblieben. Das gilt auch für die Außenfärbung der Schale. Also: Nix Puder, nix Lack!

In dieser Kombination wohl ein bemerkenswertes Exemplar. Es wiegt im Endzustand bei 28 cm Durchmesser übrigens 4 kg. Man könnte es ganz sicher beim Altmetallhändler abgeben, bei den derzeitigen Schrottpreisen kein schlechtes Geschäft!

Harald Bergmann, Hamburg