Aufbewahren von Mikrofossilien

Aufbewahren von Mikrofossilien

Mikrofossilien waren auf STEINKERN erfreulicherweise schon einige Male Thema. Ich beschäftige mich inzwischen seit etlichen Jahren mit diesem Gebiet und habe im Laufe der Zeit verschiedene Methoden der Aufbewahrung ausprobiert. Im Folgenden möchte ich nun einmal meine Erfahrungen schildern, um so dem einen oder anderen, der sich neu für dieses Sammelgebiet interessiert, Tipps und Anregungen zu geben.


Wie man früher sammelte


Wie bei allen anderen Fossilien geht es auch bei Mikrofossilien zuerst einmal darum, sie vor Beschädigungen und Verschmutzung zu schützen sowie sicherzustellen, dass die Fundort- und sonstige Angaben nicht verloren gehen können. Aufgrund der geringen Größe der Stücke sind alle offenen Behälter (Pappschachteln o. ä.) grundsätzlich ungeeignet.

Verschiedene ältere Autoren beschreiben in ihren Arbeiten die früher gebräuchlichen Aufbewahrungsmethoden (z.B. Fraas 1910). Üblich war meist das Aufbewahren in kleinen Glasröhrchen (Reagenzgläsern o. ä.), die mit Watte verschlossen wurden. Zusammen mit der Watte wurde auch das Etikett eingeschoben. Die Mikrofossilien waren so zwar gut geschützt, mussten aber für jede Untersuchung herausgenommen werden, da durch das gewölbte Glas die Stücke beim Betrachten verzerrt wurden. Durch das häufige Herausnehmen waren Verluste natürlich nicht zu vermeiden. Andere Autoren empfahlen das Aufkleben der Fossilien auf kleine Pappscheiben, auf denen dann auch Name und Fundort vermerkt werden konnten. Verluste konnten so nicht mehr so leicht auftreten, außer wenn man nicht aufpasste, wo man die Scheiben anfasste. Dafür verstaubten die Stücke recht leicht und man musste sie jedes Mal ablösen, wenn man die Rückseite untersuchen wollte.

Um diese Nachteile zu vermeiden wurden die Stücke teils auch auf einem Objektträger in Kanadabalsam als Dauerpräparat eingeschlossen. Bestimmte nur bei starker Vergrößerung im Auflicht sichtbare Gehäusemerkmale wie etwa die Mündung waren dann jedoch meist nicht mehr zu sehen.

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Abb. 1: Mit Watte verschlossene Glasröhrchen mit Kleinschnecken aus einer älteren Sammlung, wie sie früher oft gebräuchlich waren.

Franke-Zellen und Co.

Die heutzutage wohl gebräuchlichste Form der Aufbewahrung. Es gibt sie in verschiedenen Größen und Ausführungen. Das Prinzip ist immer gleich: Ein Rahmen mit einer Vertiefung in der Mitte, in welche die Fossilien eingelegt werden und die mit einem transparenten Deckel verschlossen wird. In diesen Behältnissen sind die Fossilien gut vor Beschädigung und Verlust geschützt und können durch das eben aufliegende Deckglas ohne Probleme unter dem Binokular oder einer Lupe betrachtet werden.

Da die Fossilien meist lose in die Zellen eingelegt werden können sie durch vorsichtiges Schütteln in verschiedene Positionen gebracht werden, so dass man etwa Vorder- und Rückseite betrachten kann, ohne die Zelle öffnen zu müssen.

Die Zellen sind in zwei Größen im Handel. Das Deutsche oder Gießener Format hat die Größe 28X48 mm, Zellen des Englischen oder Internationalen Formates messen 26X76 mm. Welche der beiden Größen man bevorzugt ist Ansichtssache. Zellen des Englischen Formates haben den Vorteil, dass sie breiter sind und so mehr Platz für die Beschriftung bieten. Auf Zellen des Gießener Formates kann der Platz für die Beschriftung schon mal eng werden, dafür benötigen sie weniger Platz in der Sammlung. Allgemein hat sich inzwischen das Englische Format durchgesetzt.

Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Typen. Die älteren so genannten Franke-Zellen (nach ihrem Erfinder Adolf Franke) bestehen aus Pappe und werden in der Regel mit einem Deckglas verschlossen. Bei den neueren Modellen (Krantz-, Fema- oder DMW-Zellen, im folgenden Kunststoffzellen genannt) bestehen sowohl die Zelle wie auch der Deckel aus Kunststoff. Beide Sorten von Zellen haben Vor- und Nachteile.


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Abb. 2: Links: Zellen im Englischen Format aus Kunststoff und Pappe; rechts: Zellen im Gießener Format aus Pappe mit verschiedenen Lochdurchmessern (6, 12 und 18 mm).


Bei den Franke-Zellen besteht der Boden aus einer unter den Rahmen geklebten Pappscheibe. Ich habe hier bei gekauften Zellen schon erlebt, dass der Boden nur unzureichend und wohl auch mit ungeeignetem Klebstoff befestigt war. Zwischen Boden und Rahmen blieben so Spalten offen, in denen kleine Foraminiferen auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Teils sind bei diesen Zellen die Vertiefungen mit schwarzem Lack ausgestrichen, wodurch sie weitestgehend den im Folgenden beschriebenen Kunststoffzellen entsprechen. Bei vielen älteren Zellen dieser Art, die ich übernommen habe, musste ich allerdings feststellen, dass der Lack sich aufgewölbt und Risse bekommen hat. Bei den Kunststoffzellen besteht dieses Problem nicht, da die gesamte Zelle aus einem einzigen Stück gepresstem Kunststoff besteht. Zudem hat der Boden hier eine sehr gleichmäßige, tiefschwarze Farbe. Leider hat dieser Kunststoff (entgegen den Angaben der Hersteller) die Angewohnheit, sich elektrostatisch aufzuladen, so dass es einem passieren kann, dass beim Öffnen einer Zelle die Fossilien einfach herausspringen.

Es gibt diese Zellen mit verschieden großen Öffnungen. Zellen mit 6 mm-Öffnungen benutzt man für die Aufbewahrung einzelner Arten von Foraminiferen und Ostracoden, die Zellen mit 12 und 18 mm weiten Öffnungen dienen zur Beherbergung der gesamten, unsortierten Fauna eines Fundortes sowie für einzelne, größere Mikrofossilien (Kleinschnecken, Großforaminiferen).


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Abb. 3: Kunststoffzelle (Krantz-Zelle), englisches Format, Lochdurchmesser 12 mm, mit der gesamten aus einer Probe ausgelesenen Fauna (Foraminiferen, Ostracoden, Mollusken, Bryozoen, Seeigelstachel, Röhrenwürmer).

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Abb. 4: Zelle aus Pappe (Franke-Zelle), englisches Format, Lochdurchmesser 15 mm, mit dem gesamten ausgelesenen Material einer Fraktion (überwiegend Foraminiferen und Kleinschnecken).

Ein bereits viel diskutiertes Thema sind die Deckel der Zelle. Wiederholt kritisiert wurde etwa, dass sich die Kunststoffdeckel der neueren Zellen meist schon beim ersten Zuschieben der Zelle statisch auflade und die Fossilien dann alle am Deckel hängen. Nicht nur, dass sie dann schlecht zu beobachten sind (man kann sie eben nicht mehr durch Bewegen der Zelle in eine andere Lage bringen), beim nächsten Öffnen der Zelle können sie sich auch zwischen Deckel und Zellenrand einklemmen und zerbrechen. Dieses Problem kann man aber vermeiden, indem man die Deckel vor der Benutzung mit einem Antistatik-Reinigungstuch behandelt. Solche sind zum Beispiel bei der Firma FEMA zu haben. Ich benutze, die etwa bei Media-Markt in Hunderter-Packungen erhältlichen, feuchten Antistatiktücher. Mit jedem Tuch kann man mehrere Deckel behandeln, so dass sich die Kosten auf unter 1 Cent pro Deckel belaufen. Da die Wirkung aber nicht unbegrenzt anhält sollte man die Deckel immer erst kurz vor der Benutzung behandeln.

Entgegen anders lautenden Behauptungen habe ich aber auch bei den Naturglas-Deckgläsern der älteren Franke-Zellen Aufladungen beobachtet, wenn auch deutlich seltener als bei den Kunststoffdeckeln. Und anders als bei diesen kann man bei echtem Glas die Aufladung auch nicht durch die Antistatiktücher vermeiden. Daher ziehe ich inzwischen die Kunststoffdeckel auch für Franke-Zellen aus Pappe vor.

Deutlich seltener werden Zellen aus Pappe benutzt, die verschlossen werden, indem der Rahmen mit einem gleich großen Deckglas (Objektträger) in eine Aluminiumschiene geschoben wird. Diese Zellen kann ich nicht empfehlen. Zum einen sind sie mit einem Preis von über EUR 3,-- pro Zelle sehr teuer. Zum anderen verbiegt sich der Papprahmen beim einschieben in die Aluminiumschiene oft leicht, so dass das Glas nicht sauber aufliegt. Fällt so eine Zelle einmal herunter liegen viele Mikrofossilien nicht mehr in der Vertiefung, sondern irgendwo zwischen Rahmen und Glas und werden spätestens beim nächsten Öffnen zerdrückt.

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Abb. 5: Zellen mit Aluminiumrahmen mit einer und zwei Öffnungen, Englisches Format.


Nach dem gleichen Prinzip aufgebaut sind die Ryck–Zellen, die von Richter-Fossilien vertrieben werden. Da bei diesen aber auch der Rahmen der Zelle aus Aluminium besteht schließen sie deutlich dichter ab. Der Nachteil hier ist, dass der Zellenrahmen nicht auf den Boden aufgeklebt ist, sondern nur aufgelegt wird.

Diese Ryck-Zellen gibt es mit unterschiedlich vielen Öffnungen zu kaufen; sie entsprechen damit den inzwischen nicht mehr erhältlichen Verteilungszellen (Franke 1935), welche zum Sortieren der ausgelesenen Fauna einer Fundstelle oder dem Gegenüberstellen einer Art von verschiedenen Fundorten dienen.


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Abb. 6: Ryck-Zelle mit 52 Vertiefungen; gut geeignet zum Sortieren (Sammlung und Foto Fam. Keller).


Zellen im Eigenbau


Da ich letztlich an jeder der im Handel erhältlichen Zellen etwas auszusetzen hatte, bin ich vor einiger Zeit dazu übergegangen, mir meine Zellen selbst zu basteln, nach Angaben aus der älteren Literatur (z.B. Göke 1963, Pokorný 1958) sowie einfachem Ausprobieren.

Die Zellen nach Franke lassen sich recht einfach herstellen. Für die Rahmen im Englischen oder Gießener Format schneidet man sich Pappe der gewünschten Stärke (1mm bis 3 mm) zu Recht. Jeweils etwa 10-12 dieser Pappstücke werden genau übereinander gelegt und mit einem Papierbohrer (Bezug z.B. über EBAY oder mal bei GOOGLE nachschauen) in der Mitte durchbohrt, am besten mit einer Standbohrmaschine. Unter diese Rahmen klebt man dann einen Boden aus schwarzem oder weißem Karton (Fotokarton oder ähnliches). Auf die Oberseite klebt man ein Etikett, das auch das Deckglas festhält. Man nimmt dazu etwas festeres Papier (Stärke ca. 120g), das man mit dünnen Bleistiftstrichen auf die Größe der Zellen unterteilt. Mit einem Locheisen aus dem Baumarkt stanzt man in die Mitte dann wieder eine Öffnung. Diese sollte ca. 2 mm größer sein als die Öffnung der Zelle, um Schatten zu vermeiden. Dann schneidet man die Etiketten aus und klebt sie auf die Zellenrahmen. In der Mitte um die Vertiefung herum wird dabei kein Klebstoff aufgebracht. Hier wird dann später das Deckglas eingeschoben.

Anstatt aus Pappe kann man den Rahmen der Zelle auch aus Holz herstellen (z.B. Balsaholz oder Hartfaserplatten der gewünschten Stärke). Gerade bei Zellen mit größerem Durchmesser der Öffnung ist das einfacher, da sich entsprechende Papierbohrer nicht mehr in die gewöhnlichen Bohrmaschinen einspannen lassen und zudem sehr teuer sind.

Für die Klebearbeiten eignet sich der normale UHU-Alleskleber sehr gut. Lösungsmittelfreier Klebstoff ist ungeeignet, da sich das Papier dadurch wellt. Aus dem gleichen Grund und wegen schlechterer Klebeeigenschaften taugen auch Pritt-Stifte nicht für diese Arbeit.

Naturglas-Deckgläser oder Kunststoffdeckelchen für diese Zellen sind bei der Firma Fema zu haben; man kann sich die Kunststoff-Deckel aber auch aus einer dickeren Plastikfolie (sehr geeignet ist z.B. Windows-Coler-Folie aus dem Bastlerladen) zurechtschneiden.

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Abb. 7: Links: Einzelteile für Zellen im Englischen Format; von unten nach oben: Boden, Zellrahmen und Etikett; rechts: Ein Rahmen mit aufgebrachtem Klebstoff, um das Etikett aufzukleben.

Anstatt nur ein Loch kann man auch mehrere Löcher nebeneinander in den Zellrahmen bohren. Man erhält so die oben erwähnten Verteilzellen nach Franke. Bringt man nur einige wenige Löcher in der Mitte der Zelle an, dann kann man diese wie eine normale Franke-Zelle verschließen (Abb. 8). Ansonsten verwendet man einen Glasschiebe-Verschluss (s.u.).

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Abb. 8: Kleinsäugerzähne, selbst hergestellte Zelle im Gießener Format mit 9 kleinen Öffnungen


Für besonders individuenreiche Proben reichen diese normalen Zellen teilweise nicht aus. Hier benutze ich Zellen mit einer großen rechteckigen Öffnung. Am besten erstellt man mit dem Computer Etiketten von der Größe des Rahmens, auf denen auch die Öffnung bereits aufgezeichnet ist. Nach dem Aufkleben auf den Rahmen schneidet man die Öffnung mit einem Spitzen Skalpell aus und klebt dann den Boden darunter.

Zum Verschließen benutzt man einen Glasschiebe-Verschluss. Dieser besteht aus einem Objektträger von der gleichen Größe wie der Zellrahmen. Auf seiner Oberseite werden am Rand Papierstreifen angeklebt, das ganze nach dem Trocknen des Klebstoffes auf den Rahmen gelegt, die Papierstreifen nach unten umgeschlagen und auf der Unterseite einer unter den Rahmen gelegten dünnen Pappscheibe gleicher Größe verklebt (die Abbildungen erklären das Prinzip vermutlich besser als diese Beschreibung).

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Abb. 9: Unsortierte Foraminiferen, selbst hergestellte Zelle im Englischen Format mit 21 X 32 mm großer Öffnung.

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Abb. 10: Unten eine leere Zelle wie in Abb. 9, halb aus dem Glasschiebe-Verschluss heraus geschoben, darüber Blick auf den Rand eines solchen Verschlusses, um das Bauprinzip zu zeigen.


Legepräparate

Die Alternative zu den gewöhnlichen Präparaten sind so genannte Klebe- oder Legepräparate. Die Herstellung wurde von verschiedenen Autoren schon mehrfach beschrieben (Richter 2001, 2003, Franke 1935, Göke 1963). Man verwendet entweder normale Franke- oder Kunststoffzellen oder spezielle Zellen mit einem durch weiße Linien in Felder unterteilten Boden. Die normalen Zellen eignen sich gut, um z.B. mehrere Gehäuse einer Art in verschiedenen Ansichten, wichtige Details (Mündung bei Foraminiferen, Schloß bei Ostracoden) oder die Variationsbreite übersichtlich darzustellen. Die Fossilien werden am besten in Reihen aufgeklebt. Ästheten können hier natürlich auch kreativ werden.


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Abb. 11: Globulina sp., fistulose Form, selbst hergestellte Franke-Zelle des Englischen Formates.

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Abb. 12: Pterygocythereis fimbriata (v. Münster 1830), Ostracoda, mehrere Gehäuse in verschiedenen Ansichten, selbst hergestellte Franke-Zelle des englischen Formates.


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Abb. 13: Armwirbel eines Schlangensterns, Franke-Zelle des Gießener Formates.


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Abb. 14: Asteropecten areniacus Linnaeus 1758, Elemente eines rezenten Seesterns vom Mittelmeer in einer selbst hergestellten Zelle, englisches Format, ähnlich der Zelle in Abb. 9.


Zum Aufkleben der Mikrofossilien verwendet man entweder verdünnten Tapetenkleister oder in Wasser gelöstes Traganth (Richter 2001, 2003, Göke 1963). Beide Klebstoffe trocknen fast unsichtbar ein und sind wenn nötig mit Wasser wieder lösbar. Mit einem feinen Pinsel (Marderhaarpinsel) gibt man einen winzigen Tropfen des Klebers auf die gewünschte Stelle und legt dann das Fossil darauf. Bei größeren Fossilien sollte man nach dem Trocknen dann noch einmal etwas Klebstoff von der Seite aufbringen, damit das Stück auch sicher hält.

Verwendet man Franke-Zellen mit Pappboden kann man die Fossilien direkt aufkleben. Auf dem Boden von Kunststoffzellen haftet der Kleber jedoch nicht dauerhaft. Hier muss man zuerst einen mit einem Locheisen ausgestanzten Papppunkt als Untergrund mit normalem UHU-Klebstoff (nicht der Lösungsmittelfreie; der hält auf Kunststoff auch nicht wirklich) einkleben.

Man kann anhand solcher Zellen auch einen guten Überblick über die Fauna eines Fundortes geben. Dazu liest man eine bestimmte Menge des Schlämmrückstandes aus und klebt alle gefundenen Fossilien auf, entweder nach Arten bzw. Gruppen sortiert oder bunt durcheinander. Man erhält so einen Eindruck von der Diversität der Mikrofauna und der relativen Häufigkeit der einzelnen Arten.


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Abb. 15: Legepräparat, überwiegend aus Foraminiferen und Seeigelresten, für eine Ausstellung angefertigt, Krantz-Zelle aus Kunststoff, englisches Format, mit eingeklebtem schwarzem Pappboden.


Um einen Überblick über die Fauna eines Fundortes zu geben bieten sich auch die nach ihrem Erfinder benannten Plummer-Zellen an. Das sind Zellen überwiegend im Englischen Format mit einer großen rechteckigen Vertiefung, wie ich sie weiter oben schon beschrieben hatte, mit einem in rechteckige, nummerierte Felder unterteilten, schwarzen oder weißen Boden. Die Fossilien werden nach Arten getrennt in die Felder eingeklebt. Da man nur wenig Platz für die Beschriftung hat, werden auf der Zelle selbst nur der Fundort und die Fundschicht angegeben. Die Bestimmung der einzelnen Fossilien wird auf Listen oder im Computer vermerkt.


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Abb. 16: Unten: selbst hergestellte Plummer-Zelle im Englischen Format mit 50 Feldern und schwarzem Untergrund.
Oben: die Felder 1 und 5 vergrößert:
links: Spiroplectinella carinata (d`Orbigny 1846)
rechts: Laevidentalina retrorsa (Reuss 1863)


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Abb. 17: Verschiedene Mikrofossilien aus dem Pleistozän von Hurghada (Ägypten), selbst hergestellte Plummer-Zellen des Englischen Formates mit je 24 Feldern und schwarzem Untergrund.


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Abb. 18: Ausschnitt aus einer der in Abb. 17 gezeigten Zellen mit verschiedenen Schnecken.


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Abb. 19: Plummer-Zelle des Gießener Formates mit 16 Feldern und weißem Untergrund, die montierten Kronen von Kleinsäugerzähnen können so optimal untersucht werden.


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Abb. 20: Ausschnitt aus Abb. 19.


Auf Adolf Franke gehen neben den gewöhnlichen Zellen auch Klebe-Zellen mit 10 nummerierten Feldern zurück, bei denen man neben der Fundortangabe auch die Bestimmung noch auf der Zelle selbst aufbringen kann. Daneben gibt es bzw. gab es früher noch zahlreiche andere Zellen, teilweise eindeutig für den Ästheten entworfen. Wer sich dafür interessiert findet einige Abbildungen bei z.B. Hodgkinson (1989).


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Abb. 21: Foraminiferen, selbst hergestellte Klebezelle nach Franke, Englisches Format.


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Abb. 22: Verschiedene Muscheln und Schnecken, selbst hergestellte Klebezellen des Englischen Formates.


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Abb. 23: Ausschnitt aus der oberen der in Abb. 22 gezeigten Zellen.


Plummer-Zellen mit 36 oder 60 Feldern sind noch bei verschiedenen Firmen im Angebot. Die anderen beschriebenen Zellen sind meines Wissens derzeit nicht im Handel erhältlich, zumindest nicht im deutschsprachigen Raum. Auf LEITFOSSIL.de habe ich vor kurzem beschrieben, wie man sich solche Zellen selbst basteln kann.


Aufbewahrung der Zellen


Wer sich nur am Rande mit Mikrofossilien beschäftigt, pro Fundstelle nur eine Probe auswertet und das Material nicht weiter sortiert, der kann die Zellen einfach zusammen mit den Makrofossilien aufbewahren.

Wenn man sich aber intensiver mit dem Thema beschäftigt wird man im Laufe der Zeit eine größere Anzahl an Zellen zusammenbekommen. Diese werden am sinnvollsten auf entsprechenden Tabletts aufbewahrt. Solche Tabletts sind aus Kunststoff bei Fema oder Krantz erhältlich. Alternativ kann man sie sich auch selbst herstellen; mit einem Boden aus Pappe und einem Rahmen aus Holzleisten. Allerdings ist bei Krantz der Preis für diese Tabletts inzwischen auf EUR 2,25 gesunken, so dass sich ein Eigenbau (wenn man Materialpreise und Arbeitszeit rechnet) eigentlich nicht mehr lohnt.


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Abb. 24: Tabletts für Zellen im Englischen Format, links aus Kunststoff, rechts aus Holz und Pappe.


Die Tabletts für Zellen im englischen Format messen normalerweise 19 x 35 cm und fassen 24 Zellen in zwei Reihen. Die handelsüblichen Tabletts für Zellen des Gießener Formats sind mit 14 x 30 cm deutlich kleiner und handlicher und bieten Platz für 20 Zellen. Um alle Zellen zusammen in einem Schrank aufbewahren zu können benutze ich für das Gießener Format selbstgebaute Tabletts, die die gleiche Breite haben wie die für das Englische Format und in drei Reihen insgesamt 39 Zellen fassen.


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Abb. 25: Tabletts für Zellen im Gießener Format in der im Handel erhältlichen Größe aus Kunststoff (rechts) sowie selbstgebaut aus Pappe und Holz (links).


Diese Tabletts kann man nun entweder in einem normalen Regal stapeln, in Schubladen legen oder in einem speziell dafür angefertigten Schrank unterbringen. Solche Schränke hat meines Wissens derzeit in Deutschland nur die Firma Fema im Angebot. Für einen Normalsammler dürften sie aber in der Regel zu teuer sein, und gebrauchte Schränke kommen so gut wie nie in den Handel. Daher bietet sich hier der Eigenbau an. Über den Bau eines kleineren Regals wurde vor kurzem im Forum berichtet (http://www.steinkern.de/forum/viewtopic.php?t=3704).

Ich habe derzeit zwei Schränke in Gebrauch. Vor einiger Zeit konnte ich für wenig Geld einen alten Schrank aus dem Bestand einer Universität übernehmen, mit dem ich wohl die nächsten Jahrzehnte auskommen dürfte. Bei diesem Modell liegen jeweils mehrere Tabletts zusammen auf zwei Leisten. Insgesamt fast dieser Schrank über 800 Tabletts und mindestens 20 000 Zellen, je nach Format.


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Abb. 26: Ein Schrank, wie er auch heute noch bei der Firma FEMA im Angebot ist.


Daneben habe ich mir für meinen Arbeitsplatz noch einen kleineren Schrank gebaut, der Platz für 10 Tabletts sowie drei kleine Schubladen bietet. Hier ist das Material untergebracht, an dem ich gerade arbeite. Den Bau eines solchen Schrankes hat vor einiger Zeit A. Richter auf LEITFOSSIL.de beschrieben (Richter 2005). Hier liegt jedes Tablett einzeln auf zwei Holzleisten und ist so leicht zu entnehmen. Man kann solche Schränke natürlich auch größer bauen und evtl. auch hier den Abstand zwischen den Leisten größer wählen, so dass man mehrere Tabletts auf einmal einschieben kann. Auf diese Weise kann man mehr Tabletts in einem Schrank unterbringen, andererseits sind sie dann nicht mehr so gut zugänglich.


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Abb. 27: Selbstgebauter Schrank mit einigen eingeschobenen Tabletts sowie zwei Schubladen.


Einige Autoren empfehlen für die Aufbewahrung der Tabletts spezielle Kästen aus Pappe, die sich zu einem Schrank zusammenstellen lassen (Franke 1935, Matthes 1956). Soweit ich weiß sind solche Kästen nicht mehr im Handel zu haben. Der Vorteil lag hier darin, dass man sich diese Kästen nach und nach anschaffen konnte und man nicht am Anfang der Sammeltätigkeit viel Geld für einen Schrank ausgeben musste.


Vielen Dank an Familie Keller für das Bild der Ryck-Zelle.

Sammlung und Fotos (wenn nicht anders angegeben): Kai Nungesser


Bezugsquellen:


Fema/Salzgitter, Münster

http://www.fema-salzgitter.de/

(Kunststoffzellen, Franke-Zellen, Plummer-Zellen, Aufbewahrungstabletts, Schränke)


Richter-Fossilien, Augsburg

http://www.richter-fossilien-reisen.de/home2004.htm

(Ryck-Zellen, Plummer-Zellen)


Dr. F. Krantz, Rheinisches Mineralien-Kontor, Bonn

http://www.krantz-online.de/de/1.html

(Kunststoffzellen, Plummer-Zellen, Aufbewahrungstabletts)


Literatur:


Fraas, E. (1910): Der Petrefaktensammler – 276 S., 139 Abb., 72 Taf., Stuttgart


Franke, A. (1935): Sammeln, Präparieren und Aufbewahren von Mikrofossilien – Senckenbergiana 17, S. 124-137, 6 Abb., Frankfurt a. M.


Göke, G. (1963): Methoden der Mikropaläontologie – 81 S., 34 Abb., Stuttgart


Hecht, F. (1934): Eine neue Verteilungszelle zum Aufbewahren von Mikrofossilien, vornehmlich Foraminiferen – Senckenbergiana 16, S. 152-155, 2 Abb., Frankfurt a. M.


Hodgkinson, R. L. (1989): The Heron-Allen & Earland Type Slide Collection of Foraminifera in the British Museum (Natural History) – Journal of micropalaeontology 8 (2), S. 149-156, 2 Abb., 2 Taf., London


Matthes, H. W. (1956): Einführung in die Mikropaläontologie, 348 S., 1050 Abb., 53 Tab., - Leipzig


Nungesser, K. (2007): Plummer-Zellen im Eigenbau - LEITFOSSIL.de, Mikromania, 8 S., 9 Abb.


Pokorný, V. (1958): Grundzüge der zoologischen Mikropaläontologie, Band 1 – 582 S., 549 Abb., Berlin


Richter, A. E. (2001): Das Klebepräparat - FOSSILIEN 18 (5), S. 306-309, 4 Abb.


Richter, A. E. (2003): Das Klebepräparat - LEITFOSSIL.de, Mikromania, 7 Abb.


Richter, A. E. (2005): Die Unterbringung von Mikrozellen - LEITFOSSIL.de, Mikromania, 6 S., 8 Abb.


Richter, A. E. (2007): Papp-Punkte für Mikrozellen - LEITFOSSIL.de, Mikromania, 12 S., 11 Abb.


Vangerow, E.-F. (1981): Mikropaläontologie für jedermann – 71 S., 130 Abb. teils auf 11 Taf., Stuttgart


Wissing, F.-N. & Herrig, E. (1999): Arbeitstechniken der Mikropaläontologie – 191 S., 16 Abb., Stuttgart