Präparation eines Hummers aus Leipzig / Espenhain

Liebe Steinkerne,

in diesem Bericht kommen mal wieder die Decapodenliebhaber voll auf ihre Kosten. Vorstellen darf ich Euch diesmal eine echte Rarität aus dem Tagebau Störmtal bei Leipzig/Espenhain.

Es handelt sich um einen Hummer der Art Homarus percyi BENEDEN, 1872 aus dem Unteroligozän. Die Konkretion aus dem Phosphoritknollenhorizont wurde vor ca. 3 Jahren von unserem Steinkernmitglied Marco Hektor geborgen und letztendlich nach einigem hin und her in seinem Keller eingelagert und fristete dort ein doch wohl eher unspektakuläres Dasein, da der Härtegrad dieser Phosphoritkonkretionen eine Präparation fast unmöglich macht.  

Via Steinkern nahm der Marco schließlich Kontakt mit mir auf und so kam es das das gute Stück schließlich bei mir auf dem Tisch lag.

Homarus_1.JPG

Homarus_4.JPG


Ich selbst war sehr skeptisch, zwar konnte man schon den Schwanzbereich und einige Abdome im Querbruch und Längsbruch erkennen, nur gab mir der erwähnte Härtegrad zu denken.Hinzu kam noch das das Fossil selbst weicher als die umgebende Matrix war was die Sache auch nicht unbedingt vereinfachte. Ich beschloss zuerst einmal mit dem Stichel einen Anreißtest zu machen.Wird dabei Material von der Matrix gelöst ohne dass die Hartmetallnadel dabei eine metallische Spur zieht, wie es bei vielen Phosphoritknollen der Fall ist, dann wäre generell eine Präparation möglich, sofern dann das Fossil auch eine Trennschicht besitzt. Die Voraussetzungen waren hier gegeben, somit nahm ich die sprichwörtliche Herausforderung an.
Da ich selbst mit dem gröbsten Stichel nur milimeterweise Material herunterbekam, das bei einem Fossil dieser Größe, beschloss ich von allen Abdomen die man im Querbruch bereits erkennen konnte die ungefähre Tiefenangabe zu notieren und auch fotografisch festzuhalten. Anschließend habe ich die Teile grob formatiert und mit der Flex Einkerbungen in die Matrix geschnitten um das grobe taube Material schon mal abtragen zu können. Bei diesem Arbeitsschritt wird einem der Härtegrad erst richtig bewusst, denn die Matrix sorgt tatsächlich dafür dass beim Meißeln und Flexen Funkenflug entsteht und  dabei ein leichter Brandgeruch in der Luft liegt. Ich selbst würde es vom Härte bzw. Schwierigkeitgrad her gleich unmittelbar hinter dem Feuerstein stellen. Zumindest was das Präparieren fossiler Decapoden betrifft.

Homarus_3.JPG
Insgesamt bestand der Hummer aus acht Teilen. Die Matrix habe ich mit farblosem Akemi geklebt, das vorher mit Graphitpulver angerührt wurde um auch die Farbangleichung zu gewährleisten.

Homarus_2.JPG
Um die Schreitbeine zu finden, wurde der vorherige Arbeitschritt nun wiederholt. Nur das jetzt die Arbeiten immer feiner wurden und deshalb jetzt auch nicht die Flex sondern ein Dremel samt Diamantblatt zum Einsatz kam. Die Fotos sowie die Tiefenangaben waren hierbei eine gute Hilfe.

Homarus__5.JPG
Nach den Einkerben folgt wieder das Abtragen der Matrix.

Homarus_6.JPG
Nun geben sich bereits das erste Scherensegment sowie einzelne Abdome zu erkennen.

Homarus_7.JPG
Um auch mal ein Foto vom Arbeitsplatz zu zeigen. Mit dem Diamantschneider rechts wurde eingekerbt und mit dem groben Presslufthammer das Material abgetragen. Kleine Partien wahlweise auch mit Hammer und Meißel. Dann wieder millimeterweise gestichelt bis die Teile des Fossils zum Vorschein kamen. Ein Bino mit zehnfacher und eine Lupenbrille mit fünffacher Vergrößerung waren hierbei wertvolle Hilfen.

Homarus_8.JPG
Das zweite Scherensegment ist freigelegt.

Homarus_9.JPG
Die groben Arbeiten sind nun abgeschlossen.Nun kam die Feinbearbeitung der Matrix an die Reihe. Mit Diamantschleifern wurde die Oberfläche geglättet.Da eine Enbehandlung mit dem Sandstrahler samt Eisenpulver die Matrix aufgrund des Härtegrades zum Glänzen gebracht hätte, habe ich die Oberfläche mit hellem Sand abgestrahlt. Das hat zur Folge, dass sich das Fossil nun besonders gut aus der Matrix herausheben kann. Ein dunkles Fossil auf heller Matrix.

Das Ergebnis:

Homarus_10.JPG
Homarus_11.JPG
Homarus_e.JPG

Das fertige Präparat zeigt eine fast vollständigen Hummer mit Scheren samt Stacheln. Die Konkretion hat einen stattlichen Durchmesser von 31 cm und zwischen dem ersten Foto und dem letzten liegen ca. 30 Stunden Arbeitszeit.

An dieser Stelle vielen Dank an Marco Hektor für die Freigabe der Fotos!
An Stefan Polkowsky und Johannes Kalbe für die freundliche Unterstützung!

Vielen Dank auch für Euer Interesse!  

Axel Cordes

Bericht für Steinkern.de
Alle Rechte beim Autor