Trilobiten

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 6. Teil: Ceratarges sp.

Auch der im vorliegenden 6. Teil der Serie vorgestellte Trilobit stammt aus Zireg. Es ist der in meinen Augen schönste Ceratarges aus Marokko und stammt vermutlich aus dem Septimopeltis-Couche. Die Form ist identisch mit dem Stück aus dem 5. Teil der Serie, das als unvollendetes Stück weitergegeben wurde. Die Form ist noch unbeschrieben. Basierend auf den aus dem vorherigen Stück gewonnenen Informationen sollte sich die Präparation dieses Exemplars einfacher gestalten, da ich somit im Hinblick auf die Anatomie des Trilobiten bereits wusste, wo was zu erwarten ist.

Der Stein bestand vor Beginn meiner Präparationsarbeit aus zwei Teilen. Es war ersichtlich, das die rechte Wange nicht da liegt wo sie sein sollte. Deswegen wurde auch auch bei diesem Stück der Stein gezielt gespalten, um sie vielleicht doch noch zu finden. Der Versuch war von Erfolg gekrönt.

 

1

Abb. 1

 

Im Querbruch konnte ein schwarzer Kreis ausgemacht werden, der sich dann auch als das gesuchte fehlende Teil herausstellte. Die beiden Scherben wurden wieder zusammengefügt und die Wange dann weiter freigelegt.

 

2

Abb. 2

 

3

Abb. 3

 

Unmittelbar hinter der Klebestelle ist ein historischer Bruch, der den Stachel noch zusätzlich etwas verstellt.

 

4 5

Abb. 4 (links) zeigt die Steine versetzt aufeinander gelegt, sodass man eine räumliche Vorstellung bei gleichzeitiger Sicht auf alle offenliegenden Teile hat. In Abb. 5 (rechts) habe ich die Steine passgenau zusammengelegt.

 

Auf dem Bandschleifer bekommt das Stück seine Standfläche. Es wird so positioniert, dass es maximal zur Geltung kommt. Dabei wird die vorgesehene Position in der Vitrine berücksichtigt.

 

6

Abb. 6

 

Nun geht es weiter am Fossil. Die Kopfhörner wollen einfach nicht enden.

 

7 8

Abb. 7 und Abb. 8

 

9

Abb. 9

 

Es sind erhebliche Mengen Material zu bewegen. Aber am Ende sind die Kopfhörner frei bis in die Spitze. Auch der Zentralstachel auf dem Schwanzschild ist gefunden.

 

10

Abb. 10

 

Nun sind auch die Nackenhörner zu sehen, die deutlich kürzer sind als die des Exemplars in Teil 5 der Serie.

 

11

Abb. 11

 

Noch mehr Material wird pulverisiert und am Ende sind alle Hauptstacheln zu sehen. Die Steine sind noch nicht zusammengefügt und es wird klar, dass man die rechte Wange zwar so lassen kann, aber schön ist ´was anderes. Am Ende werde ich sie wohl umsetzen müssen, damit das Fossil meinem ästhetischen Empfinden gerecht wird.

Auch die ersten Pleurenstacheln werden herausgeholt und es wird deutlich, dass es wieder eine ziemlich enge Sache wird, denn auch dieses Individuum ist in einer sehr stark über den Rücken gekrümmten Lage eingebettet worden.

 

12

Abb. 12

 

Nun werden die Kopfstacheln ausgebaut. Danach das linke Auge.

 

13

Abb. 13

 

14

Abb. 14

 

Im nächsten Gang ist der Zentralstachel auf dem Schwanzschild an der Reihe.

 

15 16

Abb. 15 und 16

 

Dann geht es mit der verdrifteten rechten Wange weiter, deren Entnahme zunächst vorbereitet wird.

 

17

Abb. 17

 

18

Abb. 18

 

19

Abb. 19

 

Die Entnahme der Wange samt Auge gelingt gut - in zwei Stücken kommt sie heraus und wird erstmal in einer Schachtel deponiert, wie die anderen entnommenen Teile auch.

 

20

Abb. 20

 

Wo nun etwas mehr Platz auf der rechten Seite ist, geht es an die Pleuren und die Spindel. Es ist noch immer eine verdammt enge Geschichte. Und Ostrakoden entwickeln sich dabei zu meinen am meisten gehassten Fossilien. Ständig tauchen sie auf und man denkt man sei sonst wo auf und in dem Trilobiten unterwegs, da sich ihre Schalen sich nicht von nur kleinräumig sichtbaren Bereichen des Trilobiten unterscheiden lassen. Bisweilen glaubt man sogar an deutliche Disartikulationen im Bereich des Körpers des Trilobiten.

 

21

Abb. 21

 

Vermutlich wird man Teile der Pygidialstacheln entnehmen müssen um die Pleuren vernünftig darstellen zu können.

Die Occipitalstacheln liegen mittlerweile auf kleinen Sockeln.

 

22

Abb. 22

 

Jetzt werden die beiden verbliebenen Steine zusammengesetzt.

 

23

Abb. 23

 

Ausräumen der Pleuren auf der linken Seite.

 

24

Abb. 24

 

Noch sieht die Matrix um den Trilobiten aus wie „Kraut und Rüben“, weswegen ein erstes vorsichtiges Herantasten an den Spot erfolgt.

 

26

Abb. 25

 

27

Abb. 26

 

Nun geht es ans Vorbereiten der Aufnahme für die bereits „begradigte“ Wange. Dabei wird eine möglichst „natürliche“ Lage angepeilt, also mit leichter Disartikulation.

 

29

Abb. 27

 

30

Abb. 28

 

Implantieren der Wange und nebenbei werden gleich noch ein paar Löcher aufgefüllt.

 

31

Abb. 29

 

Die nächsten Arbeitsschritte bestehen im Versäubern des Reimplantats und der Gestaltung des Spots und das reparierte Auge wird von den Stützen aus Kleber befreit.

 

32 33

Abb. 30 und 31

 

34

Abb. 32

 

35

Abb. 33

 

Die nächsten beiden Fotos zeigen noch zwei Perspektiven für die Übersicht, bevor es an die Endmontage geht.

 

36

Abb. 34

 

37

Abb. 35

 

Das rechte Auge und der Zentralstachel auf dem Schwanzschild stehen.

 

38

Abb. 36

 

Zum Schluss geht es ans linke Auge.

 

39

Abb. 37

 

40

Abb. 38

 

41

Abb. 39

 

Es war wieder eine sehr knifflige Geschichte, doch am Ende steht auch dieser Ceratarges schön da. Die letzten Fotos (Abb. 40-43) zeigen das fertige Präparat aus unterschiedlichen Perspektiven.

 

43

Abb. 40

 

44

Abb. 41

 

45

Abb. 42 - Ansicht vergrößern.

 

49

Abb. 43

 

 

Unterschiede zu C. aries

Vergleicht man dieses Individuum mit dem Holotypen von C. aries in der Publikation von Viersen & Prescher (2011), weicht er in folgenden Punkten deutlich ab:

- Höhe der Glabella

- Verlauf der Glabellahörner

- Der Zentralschild des Pygidiums ist hier deutlich kleiner

- Der Zentralstachel auf dem Schwanzschild reicht hier bis fast unter das Pygidium

- Der Anstellwinkel der vorderen Pygidialstacheln ist steiler

- Alle vier horizontalen Stacheln auf dem Pygidium sind hier deutlich länger

Auf direkter Linie gemessen, kommen wir auf 5 cm Länge. Gestreckt würde er sicherlich zwischen 6,5 und 7 cm erreichen.

 

Udo Resch für Steinkern.de

 

 

Literatur

VIERSEN, A. P. & PRESCHER, H. (2011): New species of the lichid trilobite Ceratarges from the Middle Devonian in Morocco, in: Geologica Belgica 14 3/4, S. 193-202. Download-Link:  http://popups.ulg.ac.be/1374-8505/index.php?id=3421&file=1&pid=3365

 

Bisher erschienene Berichte der Serie: „Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten:

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 1. Teil: Ceratarges ziregensis

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 2. Teil: Ceratarges ziregensis Nr. 2

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 3. Teil: Ceratarges ziregensis Nr. 3

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 4. Teil: Koneprusia

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 5. Teil: Ceratarges sp.