Trilobiten

Ein Harpes-Kopfschild aus dem Pragium von Marokko mit Überraschung

Vor einiger Zeit bekamen die Autoren einen Stein geschenkt, auf dem sich ein anpräparierter unvollständiger Kopfschild befand. Bekanntlich schaut man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul und somit wurde das Stück eingepackt.

 

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Am nächsten Tag nach Erhalt des Stücks wuchs das Unverständnis: Klar, das Cephalon war kaputt und anhand der Suchgrabung konnte man auch sehen, dass das Abdomen nicht erhalten war. Aber es war immerhin ein ungebrochenes Stück und es zeigte Details, die uns beachtenswert erschienen, auch die Größe war bemerkenswert.
So ging es ans Werk und das Unverständnis wich der Erkenntnis. Knatterharter Kalk im Wechsel mit Gebrösel und eine Trennung „auf den letzten Drücker“ konnten einem wirklich den Spaß verderben.

So wurde vorsichtig mit dem PPS 70 Druckluftstichel an der Stelle weitergemacht, wo der Vorbesitzer seine Arbeiten eingestellt hatte.


Nach und nach wurden beide Wangen und der Rest des Cephalons freigelegt. Beim Beschlagen, das vorgenommen wurde um nicht ewig in elendig tiefen Löchern „buddeln“ zu müssen, stellte sich heraus, dass gerade die harten Bereiche des Steins mit Trilobitenteilen (vorwiegend Kopfschilden) dicht gespickt waren.

 

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Nachdem das Cephalon vollständig freigelegt war, wurde noch der Spot gestaltet, der den Trilobiten-Kopfschild angenehm akzentuieren soll.

 

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Das 4,5 cm große Cephalon eines Harpes.

 

Überraschung beim Abwaschen des Steins

Anschließend kam der Stein zum Entstauben in die Wäsche. Hier nun war die Überraschung groß, denn auf der Unterseite des Steins fand sich ein weiterer Kopfschild in ähnlicher Größe, der mit den Augenhügeln und der Glabella aus dem Stein ragte und dort entsprechend angewittert war.
Der Stein wurde mit dem Föhn getrocknet, um sofort wieder unter das Binokular gelegt werden zu können und direkt weiter präparieren zu können. Der Kopfschild lag mit der Front im angewitterten Bereich, die Wangen liefen ins harte Material. Plötzlich tauchte beim Präparieren ein weiterer Saum eines Harpes-Kopfes auf, der sich aber als ein Fragment herausstellte. In all der Hektik haben wir natürlich wieder mal vergessen ein Foto zu machen, daher zeigt das nächste Bild nun ein schon recht weit fortgeschrittenes Stadium.

 

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Nachfolgend wurden die Wangen freigelegt und dabei alle im Weg liegenden Fragmente beseitigt. Dann wurde, wie zuvor beim ersten Cephalon, der Spot gestaltet.

 

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Ein weiterer Saum eines Harpiden, der beim Setzen des Spots auftauchte, wurde in diesem Fall auf der Stufe belassen. Auch das mit drei Kammern seitlich aus dem Stein ragende ausgewitterte Orthoceras durfte bleiben.

 

Das Ergebnis nach erneuter Wäsche sah schon mal nicht schlecht aus. Nun könnte das Stück vorsichtig gestrahlt werden, aber aufgrund der doch sehr intensiv am Fossil haftenden Matrix wurde vorerst darauf verzichtet.

 

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Das auf der Rückseite des Steins befindliche Cephalon ist ebenfalls rund 4,5 cm lang.

 

Später erwies sich die hier vorgestellte Stufe als zusammengehörig mit einem Stein, der zahlreiche Kopfschilde weiterer Individuen beinhaltete. Auf dem folgenden Foto ist dieser Teil der Stufe rechts in Schwarz-Weiß dargestellt. Die komplizierte Präparation und die Zusammengehörigkeit mit dem hier präsentierten Stück wurden ausführlich in Heft 11 - Der Steinkern, S. 60-64 beschrieben. heft11-cover

 

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Geglückte Zusammenführung mit einer separat präparierten Harpes-Stufe.

 


Fundort: Maider Region oder Tindouf Becken, Anti-Atlas, Marokko

 

Zeitstellung: Devon (Pragium)

 

Zeitaufwand für die Präparation dieses Stücks etwa 5 Stunden. Die Präparation des in Schwarz-Weiß gezeigten Teils der Stufe nahm 20 Stunden in Anspruch.

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Udo Resch und Andreas Rückert