Sonstige Berichte

Umgang mit Abbildungsoriginalen

Wer den Weg zu mir findet und sich Zeit nimmt, meine Sammlung zu besichtigen, wird feststellen, dass an zahlreichen Stücken farbige Klebepunkte haften. Dies sind alles Fossilien, die ich irgendwann in einem der Öffentlichkeit zugänglichem Medium abgebildet habe oder die von einem anderen Autor bei dessen Veröffentlichungen verwendet worden sind. Und da ich die Marotte pflege, das gleiche Stück nur selten in zwei unterschiedlichen Publikationen abzulichten, nimmt die Zahl der Farbpunkte ständig zu.
Hintergrund der Aktion ist mein Wunsch, dass alle publizierten Stücke bei Bedarf von zweiter Stelle (beispielsweise Wissenschaftler oder Sammler) bei mir eingesehen werden können. Das Interesse hält sich zwar in Grenzen, oder besser gesagt, ist nicht wirklich vorhanden, trotzdem ist es mir wichtig, (im Sinne von Albert Camus "Le Mythe de sisyphe") dass von diesem Material nichts verloren geht. So habe ich etwa für mein Malmbuch vor nahezu 18 Jahren durchaus etliche "Krücken" aus meiner Sammlung auf die Bestimmungstafeln gebannt, die ich heute aufgrund wesentlich besseren Materials nicht einmal mehr im Steinbruch mitnehmen würde. Ohne eine Kennzeichnung wäre die Gefahr groß, dass sich hier einige Ammoniten irgendwann in der Kiste "zu verschenken" wiederfinden würden.
 
Bei der Kennzeichnung meiner publizierten Fossilien verwende ich drei Farben. Der rote Punkt steht für das Ammonitenbestimmungsbuch, ein grüner Punkt für Artikel in Fachzeitschriften (Der Aufschluss und Fossilien) sowie für Abbildungen anderer Autoren, die auf Stücke aus meiner Sammlung zurückgegriffen haben. Ein blauer Punkt schließlich gibt Auskunft über Veröffentlichungen im Internet, wobei ich hier darauf achte, die Anzahl meiner Artikel gleichberechtigt auf den beiden Medien "leitfossil.de" und "steinkern.de" zu streuen. Die genaue Aufschlüsselung findet dann in meiner Sammlungsdatei (PC) statt. Bei Doppelpublikationen trägt das entsprechende Stück nur die Punktfarbe der Erstveröffentlichung.
 
Mein eigener Anspruch an die Verfügbarkeit publizierten Materials untergliedert sich in vier Kategorien:
 

1. Kategorie: Holotypen und publiziertes Material in wissenschaftlichen Abhandlungen: Hier gibt es für mich keine Diskussion. Diese Stücke gehören in eine öffentliche Sammlung, um dort jederzeit für andere Wissenschaftler einsehbar und untersuchbar zu sein. Natürlich sind auch Museen keine absolut sicheren Verwahranstalten für publizierte Fossilien. Die Verluste durch den zweiten Weltkrieg sind ebenso bekannt, wie Platzprobleme, so dass ganze Kollektionen nicht mehr auffindbar sind, und sogar Machenschaften durch unfähige oder kriminelle Museumsmitarbeiter, die wertvolle Magazinbestände einfach verschlampt oder verscherbelt haben. Trotzdem sehe ich keine Alternative dazu.
 

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Kategorie 1: Abguss des Originals zu Cymaceras franziskae Schairer & Schlampp aus Schairer. G. & Schlampp, V. (1991): Cymaceras(Ammonitina, Ochetoceratinae) aus Esselberg. – Münchner Geowiss. Abh. (A), 19, Taf. 2, Fig. 4; Durchmesser 30 Millimeter; Das Original habe ich der Bayerischen Staatssammlung geschenkt, der Abguss ist in meiner Sammlung unter der Nummer 3656 archiviert.


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Kategorie 1: Abbildung von Graefenbergites idoceroides (Dorn) aus Schairer. G. & Schlampp, V. (2003): Ammoniten aus dem Ober-Oxfordium von Gräfenberg/Ofr. (Bimammatum-Zone, Hypselum-Subzone, semimammatum-Horizont). – Zitteliana, A 43, Tafel. 6, Fig. 6; Da Dr. Schairer mit mir die neue Gattung Graefenbergites aufgstellt hat, ist das gesamte in dieser Arbeit publizierte von mir gesammelte Material entschädigungslos in den Besitz der Bayerischen Staatssammlung übergegangen. Durchmesser des abgebildeten Ammoniten 85 Millimeter. Von diesem Stück besitze ich keinen Abguss.

2. Kategorie: Originale zu meinem Malm-Ammonitenbuch: Soweit die Stücke in meinem Besitz sind, werde ich sie im jedem Falle testamentarisch einem staatlichen Museum überlassen, zumal einige Wissenschaftler in ihren Arbeiten Bezug darauf genommen haben.


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Kategorie 2: Nebrodites cf. peltoideus (Gemmelaro); Malm Gamma 3 (oben), Treuchtligen; Original zu Victor Schlampp (1991): Malm-Ammoniten Ein Bestimmungsatlas, Taf. 14, fig. 6; Den rund 83 Millimeter großen Ammoniten hatte mir damals der Sammler Xaver Müller aus Wulfertshausen im Tausch überlassen, wofür ich ihm noch heute sehr dankbar bin.

3, Kategorie: Originale zu Fachartikeln und zu Arbeiten befreundeter Sammler/Wissenschaftler: Auf diese Stücke wird nur selten Bezug in wissenschaftlichen Arbeiten anderer Autoren genommen. Hier besteht für mich kein "moralischer" Überlassungszwang an eine staatliche Sammlung. Allerdings hätte sie ein Vorkaufsrecht, so ich sie nicht sowieso als kostenlose Stiftung meiner gesamten Sammlung dort einbringen werde.

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Kategorie 3: Parkinsonia parkinsoni (Sowerby), Dogger Delta 3, Sengenthal; Original zu Victor Schlampp (2006): Einführung zu den Exkursionspunkten der VFMG-Sommertagung 2006 in Altdorf, S. 215, Abb. 18; Den rund 130 Millimeter großen Ammoniten habe ich von meinem Sammlerfreund Andreas Richter erworben. Die artliche Bestimmung ist vermutlich falsch. Ich hatte bei der Endkorrektur das "cf." vergessen. Heute würde ich den Ammoniten zu Parkinsonia cf. pseudoparkinsoni stellen.


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Kategorie 3: Rasenia (Eurasenia) cf. gothica (Schneid), mittlerer Malm Gamma 1 von Hartmannshof; Original zu Kaulich & Schmidt-Kaler (2000): Wanderungen in die Erdgeschichte, Band 11, Seite 77, Abbildung 2; Der Ammonit, den ich heute eher zu Pachypictonia stellen würde, stammt aus der Ex-Kollektion Dr. Pietsch, die ich aufgekauft habe. Durchmesser rund 110 Millimeter.

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Kategorie 3: Cymaceras guembeli (Oppel); unterer Malm Gamma 2 von Mantlach; Original zu Tischlinger, Helmut (1999): "Die Erd- und Landschaftsgeschichte des Tittinger Raumes" in: TITTING – Beiträge zur Natur- und Kulturgeschichte des mittleren Anlautertales, S. 31; Der Ammonit hat einen Durchmesser von 35 Millimetern; Herrn Tischlinger danke ich für die Feinpräparation des Stückes.

4. Kategorie: Originale zu Artikeln im Internet: Inzwischen ist das Internet erfreulicher Weise als Publikationsplattform auch bei Wissenschaftlern entdeckt worden, wobei in der Regel alle eingestellten Arbeiten auch in gedruckter Form vorliegen. Eine Kommunikationsplattform über Stücke aus privaten Sammlungen hat sich meines Wissens bisher nicht entwickelt, so dass hier abgebildete Fossilien für mich auch keinen Publikationscharakter im oben genannten Sinne haben. Man kann sie also bei Bedarf auch ohne schlechten Gewissens weitervertauschen oder – falls möglich - zu Geld machen. Ich persönlich halte es hier wie bei der Kategorie 3.

 
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Kategorie 4: Parkinsonia cf. bomfordi Arkell, Dogger Delta 3, Sengenthal; Original zu Victor Schlampp: "Die letzte Schlacht um Sengenthal hat begonnen - Dogger aus Leidenschaft" in www.leitfossil.de, Jahrgang 2005

Copyright: Victor Schlampp für steinkern.de; Eine Verwendung von Text und Fotos außerhalb dieser Veröffentlichung ist nur in Rücksprache mit dem Autor gestattet. Fotos und Sammlung (bzw. Ex-Sammlung): Victor Schlampp